Frage der Woche: In welcher Zahl liegt das größte Problem?

In dieser Woche beschäftigen wir uns der Frage der Woche damit, welche Kennzahlen des FC Augsburg in der nächsten Saison unbedingt verbessert werden müssen, damit der Club besser abschneidet. Unserer Meinung nach sind die Folgenden am Wichtigsten.

Es werden nicht genügend Zweikämpfe gewonnen

(Irina) Ein weiterer eingehender Blick auf die Statistik sollte definitiv in puncto Zweikampfführung geworfen werden: In der Saison 2022/2023 belegte der FC Augsburg Platz 15 in der Kategorie “gewonnene Zweikämpfe”. Satte 3218 waren es an der Zahl.

Hinter dem FCA rangieren hier übrigens weiter vorne in der Tabelle platzierte Clubs wie Union Berlin und Freiburg. Überraschend-unüberraschend findet sich in der Top-20 der Bundesligazweikämpfer kein Augsburger Profi. Mit Offensivsspieler Ermedin Demirović (Platz 37) sowie Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw (Platz 41) sind nur zwei Spieler überhaupt in der Top 50 gelistet.

Gemäß LigaInsider sind Maximilian Bauer (Rang 49 mit 56,4% Zweikampfquote) und Elvis Rexhbecaj (Rang 64 mit 54,9%)  die quotentechnisch besten Zweikämpfer des FCA. Hier ist auch statisch augenfällig, dass beispielsweise bei Mitkonkurrent Stuttgart  beide Innenverteidiger in der Top-15 der besten Zweikämpfer geführt werden. Bei Gladbach befinden sich gleich drei Feldspieler unter den ersten 15.

Bei den Augsburgern fehlte in der letzten Saison generell die Cleverness in den Zweikämpfen sowie gefühlt auch der letzte Biss, den Zweikampf unbedingt für sich gewinnen zu wollen. Diese Mentalität gehört aber seit – ja, mittlerweile schon Jahrzehnten – zur Augsburg DNA. Gerade auf den entscheidenden Positionen wie in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld benötigt es gute Zweikämpfer, die auch mal solide abräumen. Gerade im defensiven Mittelfeld gingen hier viele Raum- und Ballgewinne dadurch an den Gegner.

Immerhin: In Sachen Lufthoheit belegte der FCA  den siebten Platz – mit 810 gewonnenen Kopfballduellen. In diesem Ranking verbesserte der Club sich um eine Position, während die Augsburger in Sachen gewonnene Zweikämpfe auch 2021/2022 schon auf Platz 15 rangierten. In der Saison 2020/21 lag der FCA im ligaweiten Vergleich noch auf Platz elf.

Fredrik Jensen in einem der positiven Zweikämpfe der Saison. War nicht immer so. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zur Zweikampfführung gehört das Ziehen einer gelben Karte in gewissen (brenzligen) Situationen unweigerlich dazu. Doch die 92 gelben und zwei gelb-roten Karten, die der FCA letzte Saison einheimste, waren längst nicht alle clever oder aus taktischen Gründen erfolgt. Zu den bereits genannten gelb-(roten) Karten gesellen sich noch drei rote Karten.

Diese hohe Kartenanzahl (97) ist schlicht und ergreifend zu viel.  Selbst im Abstiegskampf benötigt es eine solche Anhäufung gelber (und roter) Karten nicht. Exemplarisch hierfür, dass der Kopf und Anführer der Mannschaft, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, diese unrühmliche Rangliste anführt. Zusammen mit Manu Koné (Gladbach) rangiert er auf dem Spitzenplatz in der Kategorie “Meiste Karten” in der vergangenen Saison. Bauer, Berisha und Demirović folgen mannschaftsintern mit jeweils acht Karten.

Während letztgenannter sich in der Kategorie “meiste Fouls am Gegner” auf Platz 10 mit 45 Fouls wiederfindet, muss man die anderen drei schon etwas intensiver suchen. Gouweleeuw steht auf einem geteilten 29. Platz mit 36 Fouls am Gegner. Die anderen sind hier nicht näher aufgelistet – was impliziert, dass die gezeigten gelben Karten unter anderem für Meckern und weitere Nickligkeiten vergeben wurden.

Einige Karten mit Besonderheit sollen hier exemplarisch genannt werden:  Am 34. Spieltag endete die Saison unrühmlich mit einer frühen roten Karte wegen Notbremse, gesehen hat diese Karte Robert Gumny kurz vor dem Seitenwechsel. Dieser Feldverweis hätte echt teuer für den Verein werden können.

Einen Spieltag zuvor – am 33. Spieltag – sah Felix Uduokhai noch vor dem Pausenpfiff die rote Karte. Auch hier war der Grund eine Notbremse. Beide male waren die jungen Verteidiger letzter Mann, der Rest der Mannschaft weit aufgerückt. Am 25. Spieltag sah Demirović wegen einem (zu) hoch gestreckten Bein die rote Karte. Unglücklich, aber kann passieren.

Alleine Berisha und Gouweleeuw wurden am 21. Spieltag gegen Hoffenheim wegen vehementem Gestikulieren und Beschweren mit dem gelben Karton bestraft. Am 20.  Spieltag sah Gumny wegen Ball wegschießen gelb, Pedersen am 16. wegen Meckerns. Gegen Leipzig am zwölften Spieltag sahen sowohl Rexhbecaj als auch Coach Maaßen gelb wegen zu deutlichem Lamentieren. Iago schaffte es im selben Spiel innerhalb von nicht mal zwei Minuten erst gelb und im Anschluss gelb-rot zu sehen. Die zweite gelbe Karte war obligatorisch, da der Linksverteidiger sich vom Gegner provozieren lassen hat. An Spieltag sechs wurde Gikiewicz wegen Gestikulierens respektive Provozierens der gegnerischen Bremer Fans mit dem gelben Karton verwarnt.

In der kommenden Saison sollten sich die gelben sowie roten Karten generell minimieren; insbesondere die wegen Meckerns und Lamentierens. Auch Notbremsen sind vermeidbar – bei besserem Stellungsspiel und weniger individuellen Fehlern. Allgemein gesproch wäre es für die kommende Punktrunde wünschenswert, die Zweikampfquote wieder zu steigern und dafür braucht es geeignetes Spielermaterial. Sommer-Neuzugang Patric Pfeiffer beispielsweise wies in der letzten Zweitligasaison eine Zweikampfquote von 69 Prozent auf, Mittelfeldmotor Tim Breithaupt kam im Trikot vom KSC auf 57 Prozent.

Der FCA hat aber meines Erachtens sicher keine Lust, nochmal eine Saison lang die “unfairste und aggressivste” Mannschaft der Liga zu sein, um einmal Medien und gegnerische Fans zu zitieren.

Die Ausfallzeiten müssen reduziert werden

(Andy) Enno Maaßen kam nach Augsburg und dachte vielleicht, dass er ein Team mit einer schon gefestigten Struktur vorfinden würde. Spieler der Vorsaison war Reece Oxford, im Mittelfeld hatte in seiner Debütsaison Niklas Dorsch für die ein oder andere positive Duftmarke gesorgt. Dazu gab es im Team den ein oder anderen erfahrenen Recken wie André Hahn, die immer noch wichtige Akzente setzen sollten. Und wenn man sich nur diese 3 Spieler betrachtet, ohne weiter in die Tiefe zu gehen, dann hat man das größte Problem des FCA in der vergangenen Saison schon identifiziert. Dem Team fehlten zu viele Spieler zu lange, um eine konstante Saison spielen zu können. Dazu kommen dann noch die unnötigen Sperren, die vorher schon ein Thema waren.

Verletzungstabelle Bundesliga 2022/23 von Fußballverletzungen.com

Die Seite Fußballverletzungen.com hat die Statistik wie jedes Jahr sehr eindrucksvoll aufgearbeitet. Landete man in der Vorsaison noch auf einem 13ten Rang mit 59 Ausfalltagen pro Spieler, so war man in der letzten Saison absolutes Schlusslicht mit über 70 Tagen pro Spieler. Einziges Glück: man hatte einen recht breiten Kader. Wäre der Kader kleiner gewesen, hätten die Ausfälle noch schlimmer gewirkt. Hieraus lassen sich zwei Rückschlüsse für die Planungen für die kommende Saison ziehen: 1. Der FCA braucht mit dieser Platzierung nicht unnötig versuchen den Kader auf unter 30 Spieler zu verkleinern. Das wird im Zweifel mehr schaden, als es kostet. 2. Es gilt für das Trainerteam, als auch für die medizinische und Vor- und Nachsorgeabteilung besonders kritisch in der Analyse zu sein und sich zu verbessern. Man liest, dass erste Schritte hier unternommen wurden.

Dies alles schützt nicht vor Krankheits- und Verletzungspech, sondern kann nur unterstützen, damit es im Fall der Fälle schneller geht. An dieser Stelle gehen die besten Wünsche raus an die momentan kranken und verletzten Spieler. Herausheben möchte ich an dieser Stelle als erstes André Hahn, dem es nicht vergönnt war, sich auf dem Platz beim FCA zu verabschieden. Als zweites, wünsche ich Reece Oxford viel Kraft und Durchhaltevermögen bzgl. seiner Long Covid Erkrankung, auf Grund derer er auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen wird. Kommt bald wieder auf die Beine, André und Reece!

Der Ball geht nicht oft genug zum eigenen Mann

(Birgit) Vielen Fans, mit denen ich in Kontakt stehe, fällt auf Anhieb dieselbe Sache ein, wenn sie danach gefragt werden, was ihnen in der abgelaufenen Saison besonders negativ ins Auge gefallen ist. Es ist das gleiche Problem, das beim FCA schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten ist. Und doch hatte ich persönlich den Eindruck, dass es in dieser Spielzeit noch einmal ein ganzes Stück bergab ging, obwohl man sich doch zwingend weiterentwickeln wollte. Hierbei ist die Rede vom Augsburger Pass- und Flankenspiel, von dem ich mir erhoffe, dass man in der Vorbereitung kräftig daran arbeiten wird.

Mit dem Ball hatte man sich mehr Hoffnung auf Besserung gemacht. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Besonders das Passspiel war stellenweise wirklich unterirdisch. Vor allem im zentralen Mittelfeld kam es dadurch zu zahlreichen unnötigen Ballverlusten, die nicht nur für eine gefährliche Situation oder einen Gegentreffer gesorgt haben. In der Hinrunde waren die Werte selbst für unsere Verhältnisse erschreckend. Von durchschnittlich 311 Pässen konnten gerade einmal 63 Prozent an den eigenen Mann gebracht werden. Das heißt, dass mehr als jeder dritte Ball an den Gegner ging. Zwar konnte man sich in der Rückrunde verbessern – auf eine Passquote von 71 Prozent um genau zu sein – dennoch ist das für einen etablierten Bundesligisten leider zu wenig. In gerade einmal zwei Spielen erreichte der FCA überhaupt eine Passquote von 80 Prozent bzw. leicht darüber. Das war in den Partien gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund in der Rückrunde der Fall. Ganze acht Mal landeten sogar 40 Prozent oder mehr der Bälle beim gegnerischen Spieler. Alles in allem ist der FC Augsburg damit nicht nur in der Liga, sondern in allen Top 5 – Ligen Europas die Mannschaft mit den schlechtesten Passwerten.

Damit einhergehend habe ich mich auch mit dem Bereich „Flanken aus dem Spiel“ ein wenig näher beschäftigt. Auch hier zeigt sich, dass man sich in der kommenden Saison eindeutig verbessern sollte. Im Durchschnitt kommen von den Außenbahnen bzw. aus dem Mittelfeld zwischen elf und zwölf Flanken (11,41) in die gefährliche Zone. Das liest sich erst einmal ganz in Ordnung, doch leider finden nur ca. 16 Prozent – also ganze zwei Bälle in 90 Minuten – überhaupt einen Abnehmer. Dadurch nimmt man sich selbst natürlich auch Chancen auf einen Treffer, denn wie heißt es so schön: Flanke, Kopfball, Tor!

Natürlich ist mir bewusst, dass das Pass- und Flankenspiel auch immer mit dem System zusammenhängt. Mannschaften wie Bayern München oder Borussia Dortmund, die vermehrt auf Kurzpassspiel setzen, werden immer eine bessere Passquote haben wie der FCA, bei dem man immer wieder schnelles Umschalten und dadurch lange Passwege zu sehen bekommt. Dennoch wartet auf das Team und auch auf die Trainer in diesem Punkt eine Menge Arbeit.

Das Debakel vermieden

In diesen Tagen kommt es einem vor, als ob einige Jahre vergangen wären. Derweil sind nur ungefähr 18 Monate vergangen, seit der FC Augsburg Ricardo Pepi vom FC Dallas für 16 Millionen EUR verpflichtet hat. Einher mit der Verpflichtung ging Social Media Hype, der auch den Einzug in den Europapokal hätte begleiten können, geschürt vom Augsburger Social Media Team selbst. Man hatte ein amerikanisches Super-Duper-Stürmertalent gelandet und schrie es in die Welt. Es war drüber und es wurden genug Worte darüber verloren.

Wenn man nun vergleicht, mit welcher Ruhe der FCA in den vergangenen Wochen seine Neuzugänge unter Dach und Fach brachte, und diese zwar vorstellte, sich dafür aber nicht übermäßig beweihräucherte, dann ist die Änderung spürbar. Im Hintergrund wurde dabei in den vergangenen Wochen auch an einem erneuten Transfer von Ricardo Pepi gearbeitet, der in diesen Tagen offiziell verkündet wurde. Diesmal ging es um seinen Abgang. Pepi wird zu PSV Eindhoven wechseln und es ist für alle das Beste.

Ankommen und Wohlfühlen

Zurück zu Pepis Verpflichtung. Als er ankam, hätte die Situation einfacher sein können. Pepi, der kurz nach seinem Wechsel gerade einmal 19 Jahre alt wurde, spürte den Druck und zeigte sich verunsichert. Was sollte man auch von einem Kerl in seinem Alter erwarten, der das erste Mal auf einem neuen Kontinent in einem neuen Kulturkreis lebte. Dazu rutschte die Mannschaft von Markus Weinzierl Stück für Stück in den Abstiegskampf. Am Ende der Saison war es viel Krampf, Präsident Klaus Hofmann trat zurück, der Trainer trennte sich vom Team. Unter Enno Maaßen kam Pepi dann zwar zum Einsatz, wollte aber trotzdem weg und Spielpraxis sammeln. Kurz vor Ende der Transferfrist wurde er vom FCA nach Groningen in die Eredivisie verleihen. In Augsburg bis dato alles ein großes Missverständnis.

Rein sportlich lohnte sich die Leihe für Pepi. In 29 Partien für ein sportlich schlechtes Team, war er der beste Spieler und kam auf 15 Torbeteiligungen (12 Tore und 3 Assists). In den Niederlanden war er auf einmal in Europa angekommen und fühlte sich wohl. Groningen wird Pepi verlassen, in den Niederlanden will er aber auf jeden Fall bleiben. Man mag es ihm nicht verübeln (auch wenn die Kommunikation seines Beraters professioneller hätte sein können). Dass es für ihn wichtig sein wird, weiter zu spielen und sich wohlzufühlen, ist für ihn eine wertvolle Erkenntnis. Das man es nicht mehr in Augsburg probieren zu braucht, für beide.

Ricardo Pepi im Trikot des FC Groningen: für ihn eine Erfolgsgeschichte (Photo by PIETER STAM DE JONGE/ANP/AFP via Getty Images)

Wirtschaftliche Befreiung

Der ursprüngliche Transfer zeigt auf, wie gefährlich das Spiel mit großen Transfers für einen Club wie den FCA ist. War man auch schon mit der Verpflichtung von Tomas Koubek daneben gelegen und hatte zum Zeitpunkt der Verpflichtung keinen verlässlichen Bundesliga-Stammkeeper gefunden, war das Risiko bei Ricardo Pepi noch größer. 16 Millionen stellten den von der Ablösesumme her größten Transfer der Vereinsgeschichte dar. Der muss sitzen. Als FCA, mit den weiterhin wirtschaftlich bescheidenen Möglichkeiten, musst Du in der Größenordnung richtig liegen. 16 Millionen zu verballern kann sich ein Verein, der in den letzten Jahren auch nicht in der Lage war, Talente zu entwickeln und regelmäßig teurer weiterzuverkaufen, nicht erlauben.

Wirtschaftlich ist der Weiterverkauf an PSV Eindhoven nun ein echter Befreiungsschlag. Der FCA erhält um die 10 Mio. EUR für einen Spieler, der nicht fehlen wird, weil er bisher nicht Teil des Teams war. Zudem winkt ein weiterer Erlös in der Zukunft, wenn PSV Pepi an einen größeren Club abgeben wird. Das Geld kann man gut gebrauchen, denn der Kader hat das ein oder andere Loch, das es noch zu stopfen gilt, z.B. auf der rechten Schiene. Es erlaubt dem FCA nun, in aller Ruhe Entscheidungen für den Verein zu treffen und zwingt nun auch Clubs wie Eintracht Frankfurt bei Ermedin Demirovic, das Sparschwein zu zerbrechen, so sie ihn den wirklich wollen.

Pragmatisch nach vorne

Die Entscheidung des FC Augsburg ist dann auch eine des großen Pragmatismus. Man träumt nicht weiter davon, dass ein Top-Talent wie Pepi, den Sprung zu einem großen Club vom FCA aus schafft. Man muss nun nicht, während einer erneuten Leihe, darauf hoffen, dass Pepi fit bleibt und performt. Auch besteht kein Druck, dass Pepi vielleicht doch noch in Augsburg ankommt. Augsburg ist nun eben nicht für alle die richtige Station. In diesem Fall war sie es nicht.

Der FC Augsburg hat auch dann, als Pepis Berater seinen Abgang forcieren wollte, die Ruhe bewahrt und nicht zurück gefeuert. Nun nach Saisonende wurden Hausaufgaben gemacht und die Trennung besiegelt. Es befreit den FCA von einer weiteren Altlast aus den Zeiten des Präsidenten Klaus Hofmann und macht ihn auch kurzfristig unabhängiger von neuem Geld aus der Investorenrunde. Es ist ganz schön erwachsen, Missverständnisse zu korrigieren und das Beste daraus zu machen. Dafür wird man nicht gefeiert. Hier in diesem Moment schon.

Frage der Woche: Egal was kommt, diese Spieler müssen bleiben

Der FC Augsburg befindet sich in einer spannenden Phase. Enno Maaßen steht als Cheftrainer vor seiner zweiten Saison. Im August erhält er Unterstützung von einem neuen Sportdirektor, Marinko Jurendic, der vom FC Zürich an den Lech kommt. Die sportlichen Hoffnungen steigen, auch aufgrund dessen, dass der Club mit Finn Dahmen, Patric Pfeiffer, Sven Michel, Masaya Okugawa und Tim Breithaupt schon fleißig auf dem Transfermarkt war. Abgänge werden sich nun anschließen. Wir haben in der letzten Woche laut überlegt, bei welchen Spielern das vielleicht ein sinnvoller Schritt wäre.

Der Verein, gerade auch in Persona von Präsident Max Krapf, hat in den letzten Monaten auch immer wieder klargestellt, dass der FCA sich zum Ausbildungsverein entwickeln soll. Dies ist auch von den Mitgliedern so gewünscht, wie eine Umfrage ergab. Sportlich wertvolle Spieler müssen hierfür zum richtigen Zeitpunkt abgegeben werden. Manche Spieler haben dementgegen für den FCA und dessen mannschaftliche Struktur einen besonders hohen Wert. Bei folgenden Spielern sollte auch bei guten Angeboten ein Abgang vermieden werden. Unsere Kandidaten in dieser Sache sind:

Ermedin Demirovic

Demi hat in Augsburg schnell eine tragende Rolle übernommen und soll diese bitte behalten (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

(Birgit) Fast ein Jahr ist es nun her, dass bekannt wurde, dass sich der FCA und der SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft eingelassen hatten. So wechselte Michael Gregoritsch in den Breisgau, während Ermedin Demirovic zu uns ins schöne Augsburg kam. Zum damaligen Zeitpunkt nicht ganz unumstritten, heutzutage meines Erachtens eine goldrichtige Entscheidung, denn ich für meinen Teil kann mir den Kader ohne den in Hamburg geborenen Mittelstürmer nicht mehr vorstellen.

In nur einer Saison hat es der heute 25Jährige geschafft, sich vom Backup zu einem absoluten Stammspieler in der Bundesliga zu entwickeln. In wettbewerbsübergreifend 32 Saisoneinsätzen kommt er auf insgesamt 14 Scorerpunkte – aufgeteilt in acht Tore und sechs Torvorlagen. Damit ist Demi bester Scorer der Saison 2022/23. Auf dem Platz zeigt er regelmäßig vollen Einsatz, kämpft, ackert, beißt und geht mit gutem Beispiel voran. Kurz: Ermedin vereinigt viele Tugenden, die ein Führungsspieler mitbringen muss.

Dies zeigt er auch neben dem Platz. Wie man zuletzt lesen konnte, ist es Demi, der beispielsweise regelmäßig Treffen unter den Spielern organisiert und damit für ein sehr gutes Klima innerhalb des Teams sorgt. Zudem hat er es sich selbst zum Ziel gemacht, neu verpflichteten Spielern bei der Integration in den Verein zu helfen. Dies verriet zuletzt Innenverteidiger Patric Pfeiffer in einem Interview mit Transfermarkt.

Hört man sich in Fankreisen um, dann ist es immer wieder Demi, der den Leuten besonders positiv aufgefallen ist. Sie beschreiben ihn als „Leader“, den sie sich nicht nur im Mannschaftsrat sondern auch als potentiellen Kapitän vorstellen könnten. Mit seiner ruhigen Art und dennoch sehr starken Mentalität, hat er es geschafft, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Wenn ich wählen müsste, dann wäre Ermedin Demirovic mein persönlicher Spieler der Saison, der eine sehr gute Entwicklung an den Tag gelegt hat und es immer wieder schafft, seine Mitspieler mitzuziehen. Ihn gehen zu lassen, wäre für mich daher ein Fehler und ich hoffe sehr, dass sich die Gerüchte um einen potentiellen Wechsel zu Eintracht Frankfurt nicht bewahrheiten werden. Er ist ein Spieler, der sich in Augsburg nicht nur wie zuhause fühlt, sondern der nahezu alles mitbringt, was einen „Augschburger“ ausmacht.

Arne Engels

Arne Engels war wohl die positive Überraschung der Rückrunde. Der überraschende Weg soll gern in Augsburg weitergehen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Irina) Der Shootingstar der vergangenen Saison muss bleiben – sage ich. 19 Jahre ist der Rookie (noch) und für dieses junge Alter hat er seine Bundesligatauglichkeit schon mehr als nachweisen können. Natürlich hatte der Belgier gegen Ende der Saison ein Leistungstief, wie all seine Teamkameraden – all dies ist aber verschmerzbar, denn Arne Engels steht noch ganz am Anfang seiner Karriere.

Der FCA holte Engels in der Wintertransferphase 2022/23 eigentlich für die Position auf dem Flügel. Schnell wurde der belgische Nationalspieler aber ins Zentrum gezogen, auch aufgrund der Personalknappheit im Mittelfeld. Der Jungspund erledigte die ihm auferlegten Aufgaben dann so gut, sodass er in seiner Prämieren-Halbsaison auf 18 Partien kam. Hierbei gelangen ihm vier Assists. Auf eine durchschnittliche Passquote von 72 Prozent kommt Engels ebenso wie auf 777 Ballkontakte. Die Passquote ist besser als die seiner Nebenmänner Elvis Rexhbecaj und Arne Maier. Gemäß dem Kicker erlief er 193,27 Kilometer.

Der Youngster setzte zu 325 Sprints an, sechs mehr als Elvis Rexhbecaj in der ganzen Saison absolvierte. Wenn Arne Engels in der kommenden Saison noch an seiner Zweikampfführung arbeitet und körperlich etwas robuster wird (er wiegt 71 Kilogramm bei 1,84m Körpergröße), dann wird er dem FC Augsburg noch viel Freude bereiten. Schon in der Rückrunde überzeugte er mit klugen Pässen und tollen Standards. Insbesondere die Eckbälle trat der Belgier mit einem feinen Füßchen.

Der FCA hat mit Arne Engels einen Überraschungscoup gelandet im Winter – das hatte kaum einer so auf dem Schirm. Die läppischen 100.000 € Ablöse an Brügge sind quasi geschenkt, wenn man auf die sonstigen Ablösesummen im Fußballkosmos blickt. Schon im Laufe der ersten Saison konnte er seinen Marktwert von 500.000 € auf nunmehr 7,5 Mio. € steigern. Dies war nun erst der Anlauf. Wir können gespannt sein, wohin der (steile) Weg des Arne Engels noch führt. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir bereits bekommen. In der neuen Saison kann er ein Eckpfeiler der Mannschaft werden und zu einem Bundesligaspieler reifen. Und dann, irgendwann, kann der FCA Arne Engels an einen der großen (und geldigen) Top-Clubs verkaufen – und sich auf ein Transferplus freuen.

Niklas Dorsch

Wenn Niklas Dorsch sein Potential ausschöpft, dann sollte er ein wichtiger Bestandteil in Augsburg sein. Nächste Saison ist es hoffentlich so weit. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

(Andi) Als der FC Augsburg vor zwei Jahren Niklas Dorsch verpflichtet hat, war die Euphorie groß. Von einem Transfer-Coup war die Rede. Der Kicker schrieb, der FCA habe sich „gegen zahlungskräftigere Konkurrenz durchgesetzt“ und so mancher FCA-Fan rieb sich erstaunt die Augen, dass der U21-Europameister tatsächlich am Lech unterschrieb. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen.

Nun lässt sich gewiss streiten, ob Dorsch sie erfüllt hat. Für ein Urteil ist es aber definitiv zu früh. Der zentrale Mittelfeldspieler fiel einen Großteil der Saison aus, stand nur fünfmal in der Startelf. Nicht aber aus sportlichen Gründen, sondern verletzungsbedingt.

In seiner ersten Saison war Dorsch unumstrittener Stammspieler, machte 30 Spiele und lenkte das Augsburger Mittelfeld. Dabei ging der gebürtige Oberfranke stets als Leaderfigur voran. Auf und neben dem Platz. Der FCA braucht Kämpfertypen wie Dorsch, gerade nach der Verjüngung des Kaders. Eine Mittelfeldachse aus Dorsch und Engels würde zu den besseren der Liga zählen und ordentlich Lust auf die kommende Saison machen. Der FCA sollte Niklas Dorsch unter keinen Umständen verkaufen.

Mads Pedersen

Mads Pedersen möchte man in Augsburg nicht mehr missen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Franzi) Einer, den ich derzeit unter keinen Umständen bei unserem FCA missen möchte, ist Mads Pedersen. Obwohl (oder gerade weil) der 1,74 Meter kleine „Mini“ oft viel weniger auf dem öffentlichen Radar erscheint wie ‚große‘ Namen wie Demi oder Dorsch. 2019 kam Pedersen als 22-Jähriger für 800.000 € vom FC Nordsjælland an den Lech, um beim FCA erstmals Bundesligaluft zu schnuppern. Die Verantwortlichen statteten den talentierten Linksverteidiger und dänischen U21-Nationalspieler gleich mit einem Fünf-Jahres-Vertrag aus.

Weil Iago verletzt war, feierte Pedersen als Backup gleich am ersten Spieltag 2019/2020 in Dortmund sein Debüt. Danach trat er, wie für Nachwuchsspieler üblich, erst einmal ins zweite Glied, wurde, um Spielpraxis zu sammeln, für ein halbes Jahr nach Zürich ausgeliehen. Zurück in Augsburg, musste er dann selbst wochenlang verletzungsbedingt pausieren. Bei Iago und Pedersen ist das aber fast wie beim Ping-Pong: Als sich der Brasilianer im Frühjahr 2021 länger verletzt, springt wieder sein Ersatzmann ein. Macht ab da aber so nachhaltig auf sich aufmerksam, dass er aus dem Team nicht mehr wegzudenken ist.

Gerade in der vergangenen Spielzeit hat Pedersen gezeigt, dass er mit seinem Tempo und Biss in den Zweikämpfen auch auf der rechten Seite für den dauerformschwachen Gumny bestehen kann. In Leipzig fand er sich gar im offensiven Mittelfeld wieder. So eine Flexibilität ist unter Maaßen gefragt. Zwar hatte der heute 26-jährige selbst öfter mal Probleme beim Stellungsspiel. Die versuchte er aber mit seinem unermüdlichen Einsatz wettzumachen. Die Gesundheit ist’s auch, die ihn regelmäßig triezt. Allerdings ist Mads weit davon entfernt, sich unterkriegen zu lassen. Fast immer am Grinsen, versucht er, seinen positiven Spirit auf seine Mitspieler zu übertragen, sie zu bestärken (Tomáš Koubek 😊) und auch an uns Fans weiterzugeben, wie er es nach dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Union Berlin auf Instagram getan hat. Mit Mads will ich in die Verlängerung! Über 2024 hinaus! Gerade auch, wenn Iago das Feld räumen sollte.

Jeffrey Gouweleeuw

Gouweleeuw im Spielaufbau weiterhin tragend. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

(Andy) Enno Maaßen hätte in der letzten Saison schon lieber mehr mit Dreierkette gespielt. Oftmals war die Personaldecke in der Innenverteidigung einfach zu dünn. Jetzt kommt mit Patric Pfeiffer jemand für die rechte Position dazu. Wann und ob Reece Oxford nach seiner langen Pause wieder zu Form kommt, steht wohl in den Sternen. Und bei Felix Uduokhai wird spekuliert, ob er den FCA nicht in diesem Sommer verlässt, nachdem sein Vertrag in 2024 ausläuft. Einen ablösefreien Abgang in 2024 kann sich der Club schier nicht leisten und so wird zwangsweise überlegt, in diesem Jahr noch Transfereinnahmen zu generieren.

Umso wichtiger ist es, dass Jeffrey Gouweleeuw bleibt und als Leuchtturm in der Innenverteidigung dient. Meiner Meinung nach hat er die Kapitänsrolle in der Rückrunde sehr gut ausgefüllt. Es wird wichtig sein, dass er eine Achse bildet und auch dem neuen Keeper Finn Dahmen mit Ruhe und Souveränität hilft. Jeff ist gerade durch seine eher geringe Verletzungsanfälligkeit und seine Erfahrung in der Augsburger Jungspund-Elf kaum zu ersetzen. Es wird ihn in der kommenden Saison und darüber hinaus brauchen, um eine gesunde Mischung im Kader zu finden. Jeff sollte entsprechend nicht nur bleiben sondern auch verlängern.

Aaron Zehnter

AUGSBURG, GERMANY – JULY 21: Aaron Zehnter of FC Augsburg poses during the team presentation at WWK Arena on July 21, 2022 in Augsburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Andy) Der FC Augsburg will ein Ausbildungsverein sein. Dabei will er auch auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum setzen. Aber auf wen? Maurice Malone will den FCA wohl dauerhaft verlassen, um anderswo Stammspieler zu werden. Die Leihe von Lukas Petkov nach Fürth wurde gerade erst um 1 Jahr verlängert. Tim Civeja hat den Sprung erstmal nicht geschafft und wechselte in diesen Tagen fest nach Saarbrücken. Da bleibt dann nur noch Aaron Zehnter, der als aufstrebender Jungprofi den Sprung bei den Profis realistisch schaffen könnte, nachdem er zumindest in der letzten Saison herangeführt wurde, wenn man Mert Kömür in der kommenden Saison mit Hoffnungen nicht überfrachten will.

Aaron muss entsprechend bleiben und Spielzeit bekommen. Wenn Iago geht, hoffe ich dass er als Ersatz für Mads Pedersen fest eingeplant wird. Es braucht endlich wieder ein Vorbild, dass den anderen Jugendspielern den Beweis der Durchlässigkeit liefert. Kann man es in Augsburg aus der eigenen Jugend zu den Profis schaffen? Viel hängt hier in der nächsten Saison von der Entwicklung von Aaron Zehnter ab.

Frage der Woche: Für beide Seiten besser, wenn er geht

4 Neuzugänge hat der FCA schon verkündet, 1 weiterer folgt wohl in den nächsten Tagen. Die sportliche Leitung schraubt fleißig am Kader für die kommende Saison. Derweil werden auch Abgänge folgen müssen, damit Enno Maaßen im Training nicht mit 40 Spielern arbeiten muss und eigene Jugendspieler eine Chance auf Einsatzzeiten haben. Grundsätzlich fällt es immer schwer, sich von Spielern zu verabschieden. In der Rückschau färben Potential und Highlight-Momente ein positives Bild. Dennoch haben wir uns dieser Woche an die Frage getraut, bei welchen Spielern ein Abschied für beide Seiten der beste Pfad wäre. Nachfolgend unsere Vorschläge:

Niklas Dorsch

Wenig Erfolgserlebnisse in der abgelaufenen Saison: Niklas Dorsch (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

(Andy) Dorschi wurde ordentlich gehypt, als er im Sommer 2021 den Weg aus Gent zum FCA fand. Die Hoffnungen entstanden auch durch das Karriereende von Daniel Baier. Lange hatte der FCA mit ihm eine Konstante im defensiven Mittelfeld, der das Spiel lenkte und prägte, wie niemand in Augsburg zuvor. Die Hoffnungen, in die großen Fußstapfen des Maestros zu treten, konnte Dorsch bisher zu keinem Zeitpunkt erfüllen.

Dorsch ist derweil kein schlechter Fußballer. Allerdings tendiert zu Ballverlusten im Spielaufbau, die eine Mannschaft wie den FCA Spiele kosten können. Seine Entscheidungen sind teilweise zu riskant, manchmal auch die Ausführung schlampig. In der abgelaufenen Saison, der ersten unter Trainer Enno Maaßen, kam er auf gerade einmal 11 Bundesligapartien und 478 Minuten. Seine drei Spiele von Beginn an verlor der FCA allesamt. Zweimal brach er sich den Mittelfuß, dazu wurde er von einer Krankheit und einer Nasen-OP zurück geworfen. Verfügbarkeit, gerade im zentralen Mittelfeld so wichtig.

Dorsch verabschiedete sich in die Sommerpause, in dem er sich mit den Fans im Fanblock in Gladbach anlegte, die die unterirdische Leistung der Mannschaft nach Spielende kritisierten. Sein Ego und sein Anspruch sind groß. Der FCA im Mittelfeld mit Rexhbecaj, Engels und Breithaupt zukunftssicher aufgestellt. Für Dorsch stellt sich die Frage, ob er sich in den Dienst der Mannschaft stellen kann und die Augsburger Werte verkörpert. Für den FCA könnte es ein guter Moment sein, sich vor der kommenden Saison von Dorsch zu trennen, bevor er hinter der Konkurrenz auf der Bank versauert und Unruhe entsteht. Noch war die letzte Saison eine unglückliche Aneinanderreihung von Zufällen. Ein Abschied könnte für alle Seiten das Beste sein.

Robert Gumny

Robert Gumny nach seinem Platzverweis gegen Gladbach im letzten Spiel der Saison: wie unglücklich könnte ein Abgang sein (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

(Irina) Auch auf der Abgangsseite wird sich sehr sicher beim FCA zeitnah etwas tun. Ein Abschied, den ich persönlich verschmerzen könnte, ist auf der Rechtsverteidigerposition beheimatet. Die Rede ist von Robert Gumny. 25 Jahre alt ist der polnische Nationalspieler vor kurzem geworden, aber in der Bundesliga angekommen ist er weiterhin noch nicht. 29 Bundesligaspiele konnte „Rogu“ in der vergangenen Saison bestreiten, hier stehen ein Tor und zwei Vorlagen zu Buche. Die letzte Saison absolvierte Gumny überwiegend als Stammspieler auf der rechten defensiven Abwehrseite. Der Kicker-Notendurchschnitt liegt bei 3,96, dies ist einer der schlechtesten Werte beim FCA. Eine Weiterentwicklung konnte der geneigte Fan letzte Saison (leider) weiterhin nicht erkennen.

Mangels Alternativen wurde Robert zwar eingesetzt, konnte aber kaum überzeugen. Vielmehr war der Pole meist defensiv überfordert, zeigte viele individuelle Fehler und kam offensiv kaum zur Entfaltung. Gewünscht hätten wir es ihm alle, schließlich kam Gumny 2020 für rund zwei Mio. Euro Ablöse von Lech Posen und mit ihm einige Vorschusslorbeeren. Gegebenenfalls kann RoGu in die zweite Bundesliga abgegeben werden oder an einen Club seines Heimatlands. Dies wäre wohl eher seine Kragenweite.

Auf der rechten Seite sucht der FCA sowieso einen Starter mit nachgewiesenem Bundesliga-Niveau, sodass mit dem zurückkehrenden Framberger ein ähnlich veranlagter Spieler noch als Backup zur Verfügung stünde. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Framberger eine absolute Identifikationsfigur als gebürtiger Augsburger ist und somit wichtig für das Binnenklima der Mannschaft. Ansonsten würde ich persönlich einen Blick in die zweite Liga werfen, um einen erfahrenen Routinier als Ergänzungsspieler zu verpflichten. Einen Spieler wie beispielsweise Sei Muroya (Hannover 96) oder Cedric Brunner (Schalke 04).

Iago

Seit 2019 beim FC Augsburg: Iago Amaral Borduchi (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

(Andi) Iago hat beim FCA noch einen Vertrag bis 2024. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung scheint aktuell nicht im Raum zu stehen – und so sollten die Verantwortlichen darüber nachdenken, den Brasilianer zu verkaufen. Die Einnahmen sollte man mitnehmen, Iago hat einem Marktwert von 5,5 Millionen Euro. Es gibt Interesse aus der Türkei.

Keine Frage, der 26-Jährige, der 2019 aus Porto Alegre kam, kann für den FCA sehr wertvoll sein. Seine Leichtfüßigkeit gepaart mit Offensivdrang tun dem Augsburger Spiel gut. 13 Vorlagen und vier Tore für Rot-Grün-Weiß belegen das, wenngleich Iago nicht an die Werte von Vorgänger Philipp Max herankommt.

Im Kerngeschäft eines Linksverteidigers hat Iago aber deutlich Luft nach oben. Zu oft agiert er in Zweikämpfen zu fahrig, ist mit seinen nicht mal 70 Kilo schlicht nicht robust genug für die Bundesliga. Hinzu kommen Mängel im Stellungs- wie zwangsläufig auch im Kopfballspiel sowie Unkonzentriertheiten wie falsche Einwürfe oder sein Blitz-Gelb-Rot gegen Leipzig. Eine Trennung im Sommer scheint bei einem guten Angebot verkraftbar. Auch, wenn der FCA dann wohl noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden müsste.

Noah Sarenren Bazee

Auch bei Noah Sarenren Bazee läuft der Vertrag im kommenden Jahr aus. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Birgit) An dieser Stelle muss ich offen und ehrlich zugeben, dass mir das Thema der Woche einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Dies möchte ich auch ganz kurz erklären: Für mich hat jeder Spieler seine Berechtigung im Kader zu stehen und jeder von ihnen hat durchaus zum Erfolg der letzten Jahre beigetragen – sei es jetzt auf oder neben dem Platz. Doch eine Wahl musste her und so habe ich mich kurzerhand für jemanden entschieden, dessen Vertrag 2024 ausläuft, sodass der Verein somit noch ein letztes Mal die Chance hätte, eine Ablöse zu generieren. Zudem wurde derjenige in den letzten Jahren sehr vom Verletzungspech verfolgt. Die Rede ist von Noah Sarenren Bazee.

Der gebürtige Celler wechselte im Jahr 2019 von Hannover 96 zu uns in die Fuggerstadt. Seitdem bestritt er gerade einmal 683 Einsatzminuten in 32 Einsätzen für die Profimannschaft. Hier steuerte er zwei Tore und eine Torvorlage bei. Tatsächlich war er in unserer U23, für die er sieben Mal auflief, erfolgreicher, denn hier traf er drei Mal und bereitete zwei Treffer vor. Insgesamt trug der schnelle Rechtsaußen das Trikot mit der Zirbelnuss für insgesamt 1.183 Spielminuten. Sogar unsere Neuverpflichtung des Winters Arne Engels spielte in der Rückrunde mehr als Sarenren Bazee in seiner gesamten Zeit in Augsburg.

Dies ist natürlich der ellenlangen Verletzungshistorie geschuldet, die den heute 26Jährigen immer wieder zurück geworfen hat. 44 Spiele verpasste er aufgrund von kleineren Verletzungen und natürlich auch wegen seines Kreuzbandrisses, den er sich im März 2022 zuzog. Doch diese schwere Blessur sorgte dafür, dass er sich unter Trainer Enno Maaßen erst sehr spät präsentieren und auch nicht durchsetzen konnte. Die Konkurrenz um Arne Maier, Kelvin Yeboah und Co war einfach zu stark.

Bestimmt hat es sich Noah auch ganz anders gewünscht, als er 2019 beim FC Augsburg unterschrieben hat, aber die Faktenlage ist leider eindeutig. Natürlich findet man auch positive Aspekte über ihn. Seinen Einsatz zum Beispiel, wenn er doch einmal ran durfte, oder auch seine Geschwindigkeit, mit der er auch in den letzten Spielminuten mal für Wirbel sorgen konnte. Sein Tor gegen Borussia Dortmund zum 1:1-Endstand am 24. Spieltag der Saison 2021/22 werde ich auch nicht so schnell vergessen. Trotzdem muss ich im Großen und Ganzen gestehen, dass ich für Noah Sarenren Bazee keine Zukunft im Augsburger Kader sehe und würde es ihm persönlich sehr wünschen, dass er woanders sein Können unter Beweis stellen kann und dabei verletzungsfrei bleibt.

Bei welchem Spieler könntet ihr euch eine Trennung gut vorstellen?

Sommerträume

Sommerpause und es ist warm draußen. Es ist die Zeit der Träume. Als Fan eines Fußballvereins hat man momentan noch den absoluten Glauben, dass der eigene Verein in der kommenden Saison mit einer Traumelf auflaufen und sportlich vollkommen überzeugen wird. Noch ist alles möglich. Auf Instagram wurde in der letzten Woche die Frage gestellt, welchen Spieler – dessen Verpflichtung finanziell realisierbar ist- man sich in dieser Transferperiode als Zugang wünschen würde. Dies hat mich zum Grübeln und Träumen gebracht. Bei welchem Transfer würde ich zum Fanshop laufen, um mir das Trikot desjenigen zu kaufen? Wir haben in der Redaktion Meinungen gesammelt. Hier sind unsere Vorschläge:

Marco Richter

(Andy): Jeder, der hier schon etwas länger mitliest, kennt meinen Richter-Boycrush. Ich mag diesen Kerl einfach und habe seinen Abschied sehr bedauert. In Augsburg musste er schon unter vielen Trainern auf unterschiedlichen Positionen, in Berlin überstand er eine Krebserkrankung und erlebte den Abstieg mit. Auch hier wurde er wieder von Position zu Position geschoben. Trotzdem war er ein integraler Bestandteil der Berliner Mannschaft und sorgte mit 6 Toren und 5 Vorlagen für positive Momente in einer ansonsten verkorksten Saison. Dies sieht man nun auch am Meinungsbild aus der Berliner Fanszene, das deutlich zeigt, wie wichtig die Fans ihn für die Mannschaft halten. Richter sollte sich als vielseitiger Offensivspieler, der es gewohnt ist im Pressing mitzuarbeiten, in Ennos System pudelwohl fühlen. Enno sollte ihm helfen können, sein Potential auszuschöpfen. Sportlich macht dieser Transfer viel Sinn.

Reifer und auf der Suche nach Stabilität: Eine Rückkehr nach Augsburg wäre für Marco Richter evtl. die richtige Zukunftsentscheidung. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Mit Richter käme zudem ein Eigengewächs zurück, das als Vorbild für die nachrückenden Jugendspieler dienen kann. Der nun auch eine Führungsrolle in der Mannschaft einnehmen kann, nach all den Berliner Erfahrungen. Mit dem man zusammen als FCA sportlich einen Schritt nach vorne machen könnte. Marco Richter ist weiterhin erst 25 Jahre alt. Wie der FC Augsburg selbst, wird es Zeit sportlich nach Höherem zu streben. Zusammen. Weil uns allen der Club am Herzen liegt. Marco, ich will deine Tacklings und Torbeteiligungen wieder feiern. Komm zurück! Es ist noch genügend Zeit, um in Augsburg zur Legende zur werden.

Valentino Lazaro

(Andi) Robert Gumny konnte einem wirklich leidtun, als er nach seiner roten Karte im letzten Saisonspiel gegen Gladbach mit Tränen in den Augen vom Platz schlich. Mini-Kontakt gegen Fallobst Thuram, kein böses Foul, nur eben ungeschickt. Ein Sinnbild für Gumnys wahrlich nicht glückliche Saison. Auch im dritten Jahr in Augsburg konnte der Pole nur selten überzeugen, weswegen sich der FC Augsburg schon nach neuen Rechtsverteidigern umschaut. Doch der Markt ist überschaubar. Wenn ich mir einen Spieler wünschen würde, wäre es James Tavernier von den Glasgow Rangers. Er war in mehr als 400 Spielen für die Rangers an über 200 Toren direkt beteiligt, ist Kapitän und Mentalitätsmonster, wie er dem deutschen Publikum in den Europa-League-Spielen gegen Dortmund und Frankfurt gezeigt hat. 31 Jahre, Marktwert 8 Millionen. Bleibt nur die Frage, warum er die Rangers für Augsburg verlassen sollte… 

Kennt die Liga und würde auf einer Problemposition helfen: Valentino Lazaro. (Photo by Simone Arveda/Getty Images)

Etwas realistischer scheint da ein Milan van Ewijk, 22 Jahre alt, beim SC Heerenveen unter Vertrag und niederländischer Juniorennationalspieler. Laut niederländischen Medien sollen FCA-Scouts bereits vor Ort gewesen sein, um van Ewijk zu beobachten. Ein Transfer würde zur aktuellen FCA-Strategie passen, vermehrt auf junge Spieler zu setzen. Doch: Auch Gumny kam als Talent, die Wette ist riskant. Ich würde mir daher für den FCA einen etwas gestandenen Spieler wünschen. Jemanden wie Valentino Lazaro, den man noch aus seiner Zeit in der Bundesliga kennt (Hertha, Gladbach). Lazaro, 27, steht bei Inter Mailand bis 2024 unter Vertrag, war zuletzt aber an den FC Turin ausgeliehen. Turin besitzt eine Kaufoption in Höhe von sechs Millionen Euro. Sollten sie die nicht nutzen, kann vielleicht der FCA aktiv werden. 

Konstantinos Stafylidis

(Franzi) Ich plädiere dafür, dass der FC Augsburg für die Links- bzw. Rechtsverteidigerposition einen alten Bekannten zurück an den Lech holt. Konstantinos „Stafy“ Stafylidis verlängert seinen Vertrag beim VfL Bochum im beiderseitigen Einvernehmen nicht und wäre ab 01.07.2023 für überschaubares Geld zu haben. Nach allem, was man liest, für eine Summe zwischen 250.000 und 1,8 Mio. Euro.

Für den inzwischen 29-jährigen Griechen spricht eine ganze Menge. Gerade in der Hinrunde hat Stafy mit den Bochumern gezeigt, was es heißt, sich nicht aufzugeben und als Team zusammenzuhalten. Er selbst hat sich – wie so oft – nach einer langwierigen Verletzung zurückgekämpft, seine Mannschaft sich im Laufe der Saison nach und nach aus dem Tabellenkeller befreit. In der Rückrunde ist der nominelle Linksverteidiger auf der rechten Abwehrseite eingesprungen und hat seine Sache auch dort nicht schlecht gemacht. Sollte der FCA auf dem leergefegten Rechtsverteidigermarkt also nicht fündig werden (was ich nicht hoffe), hätte er neben (oder besser vor) Robert Gumny für die rechte Seite noch jemanden in der Hinterhand, der gerade in der Rückwärtsbewegung seine Stärken hat.  

Stafy hat man lieber auf seiner Seite als gegen sich. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Außerdem kennt sich Kostas beim FCA, bei dem von 2015 bis 2019 inklusive einer sechsmonatigen Leihe zu Stoke City gekickt hat, bestens aus und bräuchte wohl kaum Eingewöhnungszeit. Was aus meiner Sicht aber am meisten für den Mann aus Thessaloniki spricht: Er verkörpert mit seiner Zweikampfhärte, seiner Robustheit und seinem unbedingten Willen die „alten“ FCA-Tugenden, die dem Verein spätestens seit dem Ausfall von André Hahn im Herbst 2022 abhandengekommen sind. Er wäre quasi die wandelnde Erinnerung an unseren FCA in Europa, an #keineSau und den Beinahe-Ausgleich, den er in der 89. Minute an der Anfield Road per Freistoß erzielt hätte. Das wäre doch bestimmt auch für die „Neuen“ ein Ansporn?!

Gegen Stafy spricht, wie schon angedeutet, seine beträchtliche Verletzungshistorie. Ob in Augsburg, Hoffenheim oder eben jüngst Bochum – immer wieder bremsten ihn gesundheitliche Probleme aus, ein Rippenbruch war besonders hartnäckig. Ob die im Vergleich zum ebenfalls verletzungsanfälligen Iago, den er bei einem Abgang ersetzen würde, ins Gewicht fallen würden, wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Gerade die häufigen Ausfälle führten auch dazu, dass Stafylidis seiner Konkurrenz oft den Vortritt lassen musste, beim FCA z.B. Philipp Max. Damit kam er nicht immer gut klar, sorgte vereinsintern mit Wechselwünschen für Unmut. Er lernte aber, mit den Rückschlägen umzugehen. Nicht umsonst wurde er vom VfL mit „Danke, Kämpfer!“ verabschiedet. Genau so einen wünsche ich mir für unseren FCA!

Christopher Antwi-Adjei & Masaya Okugawa

(Irina)  Persönlich wünsche ich mir für das heiße Sommertransferfenster ein paar qualitativ hochwertige Neuzugänge. Im Hinblick auf benötigtes Spielermaterial tun sich “Problempositionen” auf, die dem FCA insbesondere in der Rückrunde der mittlerweile vergangenen Saison deutlich aufgezeigt wurden. Andi hat bereits die Rechtsverteidiger-Rolle genannt, die für einen Bundesligisten nicht adäquat (genug) besetzt ist. Daher konzentriere ich mich auf die schwächelnde Kreativabteilung, sprich: das offensive Mittelfeld und die Flügel. Insbesondere die beiden Flügelpositionen könnten bei einem Abgang vom dynamisch-agilen Ruben Vargas noch zusätzlich geschwächt werden, bei eh schon wenig qualitätsversprechenden Optionen. 

Unterschiedsspieler in der Offensiv: mit Okugawa ist einer günstig zu haben. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Insbesondere der bereits kommunizierte und somit feststehende Abgang von André Hahn tut hier weh, gehen mit ihm doch ganz besondere Fähigkeiten und Tugenden von Bord. Explizit meine ich die sogenannte “Augsburg DNA”; laufen, kratzen, beißen, 1907% Einsatz eben.

Für die Flügel wünsche ich mir daher (nach Trennung von nicht benötigten Spielertypen wie Noah-Sarenren Bazee) Neuzugänge wie Tiago Tomas (21) und/oder Christopher Antwi-Adjei (29), beide sind den Abstiegskampf in der Bundesliga bei ihren aktuellen Arbeitgebern gewöhnt. Beide sind schnell, kreativ und torgefährlich. Zudem könnten beide sofort weiterhelfen und brauchen wohl kaum Zeit zur Akklimatisierung in der Fuggerstadt. Dass mindestens einer der beiden (vermutlich Tomas) zu höherem berufen ist und derzeit mit Wolfsburg liebäugelt, macht einen Wechsel zum FCA nicht gerade wahrscheinlich. Aber Christopher Antwi-Adjei wäre alleine schon ein richtiger “smart deal”. Und auch ein deutliches Upgrade zu derzeitigen Bankspielern wie ebenjener Bazee, Jensen oder Caligiuiri (der den FCA sowieso verlässt). Antwi-Adjei wäre mir auch lieber als ein (teuerer) Transfer von Yeboah. 

Für die – seit Ja-Cheol Koo verwaiste – Position des offensiven Mittelfeldspielers wünsche ich mir überraschend-unüberraschend Masaya Okugawa von Arminia Bielefeld. Der Japaner (27) ist aufgrund des Abstiegs der Arminia in die dritte Liga ablösefrei und ab 01.07. vertragslos. Okugawa kann neben seiner Stammposition in der Zentrale auch auf beiden Flügeln spielen. Im Zentrum ist Okugawa sowohl abschlussstark als auch ein guter Vorlagengeber (5 Tore, 10 Vorlagen in der vergangenen Zweitligasaison). Hinter Okugawa könnte dann Eigengewächs Mert Kömür in die Rolle langsam hineinwachsen. Dies würde ich für meinen Teil jedenfalls sehr begrüßen!

Yukinari Sugawara

(Birgit) Wie so viele Augsburger Fans sehe auch ich eine große Problematik unseres Kaders in den Außenverteidigerpositionen. Sollten sich die Gerüchte um einen Abgang von Iago bewahrheiten, dann hätte man auf der linken Abwehrseite mit Mads Pedersen derzeit nur einen Spieler, der in der abgelaufenen Saison vollständig mit seiner Leistung überzeugen konnte. Allerdings traue ich es beispielsweise David Colina, der in der kroatischen HNL fast 100 Spiele gemacht hat, durchaus zu, auch schon bald in der Bundesliga sein Können unter Beweis zu stellen.

Daher sehe ich, wie wir auch schon in unserer RoGaz-Kaderanalyse des letzten Jahres festgestellt haben, die Rechtsverteidigerposition als die Baustelle, die am dringlichsten behoben werden muss. Seit dem Abgang von Paul Verhaegh im Jahr 2017 wurde hier nicht mehr adäquat nachgerüstet und sowohl Robert Gumny als auch Raphael Framberger konnten in den letzten Spielzeiten nicht überzeugen. Daher hoffe ich sehr, dass sich hier in der Sommertransferperiode etwas tun wird. Es gab bereits Gerüchte um Milan van Ewijk oder auch Mitchell Weiser. Gerade letzterer würde mir persönlich gut gefallen, dennoch könnte ein Transfer nur schwer zu realisieren sein, da auch ein Topclub aus der Bundesliga sowie mehrere Vereine aus dem Ausland an ihm dran sein sollen.

Vieles konzentriert sich auf rechts hinten. Auch Sugawara wäre hier eine Alternative. (Photo by Kenta Harada/Getty Images)

Eine Alternative hierzu, die ich mir sehr gut bei uns vorstellen könnte, spielt derzeit in der Eredivisie – genauer gesagt bei AZ Alkmaar, dem Tabellenvierten der niederländischen Liga. Die Rede ist vom 22jährigen Yukinari Sugawara, der seit der Saison 2020/21 bei AZ unter Vertrag steht. In diesem Zeitraum hat er bereits 156 Spiele für den ehemaligen Club von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw bestritten und hat sich dabei auch auf dem internationalen Parkett sehr ordentlich präsentiert. Allein wenn man auf diese Saison schaut, kommt der Japaner auf wettbewerbsübergreifend 15 Torbeteiligungen – aufgeteilt in vier eigene Treffer und elf Torvorbereitungen. Insgesamt steht er trotz seines jungen Alters schon bei zehn Toren und zwanzig Assists. Und Sugawara kann nicht nur defensiv, sondern auch offensiv, denn Trainer Pascal Jansen setzte ihn auch das eine oder andere Mal auf Rechtsaußen ein, wo wir ja auch das eine oder andere Problem haben.

Der junge japanische Nationalspieler wäre daher eigentlich genau das, was man beim FC Augsburg sucht und gerne auch verpflichtet. Er ist jung, dynamisch und hat noch dazu noch ein gewaltiges Entwicklungspotenzial Sein derzeitiger Wert bei Transfermarkt liegt bei sechs Millionen Euro und wäre daher schätzungsweise durchaus im Bereich des Finanzierbaren, auch wenn Yukinaris Vertrag noch bis 2025 Gültigkeit besitzt. Und sind wir mal ehrlich: Würde er nicht auch perfekt in die Schiene der unaussprechlichen bzw. schweren Namen passen? 😉  

Welchen Zugang wünscht ihr euch für den FCA?

RoGaz Awards 2023: Der beste Rookie

Was wäre eine Saison ohne aufstrebende Jugendspieler und Neuzugänge? Im Falle des FC Augsburg 2023 wäre sie wohl schief gegangen. Nachdem wir in den Vorwochen den wichtigsten und den meistverbesserten Spieler des FC Augsburg in der Saison 2022/23 gewählt haben, richtet sich der Fokus in dieser Woche auf die Rookies. Unter den folgenden Kandidaten könnt ihr den Rookie des Jahres wählen.

#1 Aaron Zehnter

Debüts von Spielern aus dem eigenen Nachwuchs bleiben weiterhin etwas Besonderes. Auch im Falle von Aaron Zehnter. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Debüt im DFB-Pokal und in der ersten Fußballbundesliga und das alles im Alter von 17 bzw. 18 Jahren. Zehnter ist der einzige Debütant aus dem Nachwuchsleistungszentrum des FCA in der abgelaufenen Saison gewesen und stach damit hervor. Aus meiner Sicht hätte Enno Maaßen ihm noch mehr Möglichkeiten einräumen können. Die Hoffnungen für die Zukunft sind in jedem Fall groß.

#2 Arne Engels

Meter, Auge und so vieles mehr. In Arne Engels hat der FCA sich einen vollständigen Mittelfeldspieler geangelt. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Für eine Mini-Ablöse kam im Winter Arne Engels aus Belgien zum FCA und setzte sich wundervollerweise direkt in der Stammelf fest. In 18 Partien, 1444 Bundesligaminuten und mit 4 Vorlagen war er eine Top-Verstärkung in der Rückrunde. Im Alter von 19 Jahren. Faszinierend und zum Augen reiben. Was dabei besonders hervorstach: er ist für sein Alter schon robust und abgeklärt und die fehlende Erfahrung ist ihm kaum anzumerken. Man darf die Hoffnung haben, dass wir in ihm ein Riesentalent entdeckt haben.

#3 Maximilian Bauer

Maxi Bauer stemmt sich dagegen. Eine positive Überraschung in der Innenverteidigung. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Maximilian Bauers Transfer wurde noch unter Markus Weinzierl fixiert. Beim FCA hatte man ihn als vierten Innenverteidiger hinter Jeff, Felix Uduokhai und Reece Oxford eingeplant. Nachdem Uduokhai und Oxford lange fehlten, kam Maxi Bauer zum Zug und erledigte seine Sache oft mutig und energisch. Damit spielte er sich auch immer wieder in die Herzen der FCA Fans. Im Alter von 23 Jahren kommt er nach dieser Saison auf 27 Bundesligapartien und 2 Einsätze für den FCA im Pokal. Und das als – immer noch – U21 Nationalspieler, der zuletzt für die EM im Sommer nominiert wurde. Hoffnungsvoll.

#4 Renato Veiga

Renato Veiga mit dynamischem Antritt. Nächstes Jahr immer noch in Augsburg? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Auch Renato Veiga sorgte in der Rückrunde dafür, dass die Partien des FCA auch zu einem “Jugend Forscht”-Wettbewerb mutierten. Nicht nur kam er in 13 Bundesligapartien zum Einsatz. Er bekleidete dabei auch unterschiedliche Positionen, sowohl als linker Außenverteidiger, als linker Innenverteidiger und im defensiven Mittelfeld. Veiga ist mit seinen 19 Jahren nicht nur schon extrem robust, sondern auch vielseitig einsetzbar. Aus meiner Sicht hat er eine sehr positive Zukunft vor sich und wenn die Kaufoption nicht so hoch wäre, hätte man diese längst gezogen. In Augsburg bleibt seine Debüthalbrunde jedenfalls positiv in Erinnerung.

#5 Dion Beljo

Treffer und versenkt. Das könnte bei Dion Beljo noch öfter vorkommen in Zukunft. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Bei den vielen Kaderbewegungen im Winter und den unterschiedlichen Spielern in der Rückrunde, ging bei mir am Ende der Saison fast unter, wie gut Beljo in Augsburg ankam. Dion Beljo ist erst 21 Jahre alt, wechselte in ein neues Land und kommt am Ende der Rückrunde auf 18 Einsätze für den FCA. Dabei schoss er 3 Tore und legte 3 weitere auf. Zudem konnte er durch den verletzungsbedingten Ausfall von Mergim Berisha seine Qualitäten als Zielspieler im Sturm direkt zur Geltung bringen. Auch diese Rückrunde macht definitiv Hoffnung auf mehr. In der Zwischenzeit darf er in der qualitativ hochwertigen kroatischen Nationalmannschaft mitwirken.

Abstimmung

Und nun seit wieder ihr dran: Wer ist euer Rookie des Jahres?

Wer ist der Rookie der Saison 2022/23?

  • Arne Engels (83%, 48 Votes)
  • Dion Beljo (10%, 6 Votes)
  • Maximilian Bauer (7%, 4 Votes)
  • Aaron Zehnter (0%, 0 Votes)
  • Renato Veiga (0%, 0 Votes)

Total Voters: 58

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RoGaz Awards 2023: Der meistverbesserte Spieler

Nachdem wir in der letzten Woche schon den wichtigsten Spieler der Saison 2022/23 gewählt haben, ist es nun an der Zeit Entwicklung und Verbesserung anzuerkennen. Folgende Spieler haben sich aus meiner Sicht deutlich entwickelt:

#1 Arne Maier

Torjubel bei Arne Maier? Wer hätte gedacht, dass wir das so oft erleben. Maier steigerte sich im Saisonverlauf signifikant. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Arne hatte Schwierigkeiten in dieser Saison. Mit der Systemumstellung vor dem Bremen-Spiel in der Hinrunde verschwand seine Rolle im System. Es dauerte eine Weile bis er sich akklimatisierte. Er fand auf dem Flügel einen Weg zurück in die erste Elf und fühlte sich dort pudelwohl. Und hier kommt es nun: Arne Maier entwickelte Torgefahr. Fünfmal traf er selbst, bei einer Vorlage. Die Form konnte er nicht über die gesamte Saison konservieren. Wie er sich der Situation gestellt und verbessert hat, haben wir schon während der Saison gewürdigt. Hut ab, Arne Maier.

#2 Mads Pedersen

Hinfallen und wieder aufstehen. Auf die Zähne beißen. Mads bewies diese Saison nicht nur seine Mentalität sondern auch seine Polyvalenz. Extrem wertvoll. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Iago verletzt, Robert Gumny mit Problemen. Kein Problem, Mads ist zur Stelle. Angeschlagen die Zähne zusammen beißen: Immer. Links oder rechts hinten? Egal. 28 Bundesligapartien kamen so in dieser Saison zusammen. Mads war der Kleber, der die Mannschaft zusammenhielt. Er passte sich an und sprang dort in die Bresche, wo ihn der Trainer aufstellte. 2022/23 war seine bisher beste Saison in rot-grün-weiß. Sein Vertrag läuft in 2024 aus. Es wird Zeit für eine Verlängerung.

#3 Lukas Petkov

Ein Jugendspieler aus der eigenen Akademie, der einige Spiele machte. Lukas Petkov war in Maaßens erstem Jahr der Einzige. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Petkov debütierte, als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, am Ende der vorletzten Saison für den FCA. In der Hinrunde dieser Saison konnte er nun in der Bundesliga richtig durchstarten, bevor es im Winter nach Fürth ging. Aus dem eigenen Nachwuchs ist Lukas Petkov der Einzige, bei dem man im Augsburger Trikot eine Steigerung zu den Vorjahren erkennen konnte. Wir haben das während der Saison schon gewürdigt. Ob er sich beim FCA durchsetzen wird? Wir werden sehen. Die Hinrunde war in jedem Fall aller Ehren wert.

#4 Jeffrey Gouweleeuw

Die Mannschaft brauchte Führung, Jeff leistete. Stark. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

In den letzten Jahren sind dem FCA immer mehr die Führungsspieler weggebrochen. Jeff war sportlich in seinen guten Zeiten immer unumstößlich in der Innenverteidigung des FCA gesetzt. In dieser Saison war es sportlich manchmal wackelig. Die Verbesserung sehe ich darin, dass er sich mehr zu dem Leader entwickelt hat, den die Mannschaft brauchte. Gerade als dann auch Demirovic gesperrt fehlte, waren die Führungspersönlichkeiten auf dem Rasen rar. Jeff wuchs an dieser Situation und geht berechtigt als Kapitän der Mannschaft auch in die nächste.

#5 Tomas Koubek

Sicherer Rückhalt, der die Nerven der Fans schonte. Danke! (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Tomas Koubek war vor dieser Saison ein Wackelkandidat, wenn er für den FC Augsburg spielte. Teilweise slapstickartig waren seine Einlagen manchmal, z.B. auswärts in Gladbach vor ein paar Jahren. Nun wurde er in dieser Saison oftmals reingeworfen auf Grund der verletzungsbedingten Abwesenheit von Rafal Gikiewicz. 12 Pflichtspiele waren es am Ende, in denen er grundsätzlich ein sicherer Rückhalt der Mannschaft war. Eine unerwartete, aber sehr geschätzte Entwicklung des sympathischen Tschechen, dessen Auftritt gegen Union Berlin essentiell für den Klassenerhalt war.

Abstimmung

Nun seit ihr dran. Wer ist für euch der meistverbesserte Spieler der Saison 2022/23?

Wer ist der meistverbesserte Spieler der Saison 2022/23?

  • Tomas Koubek (47%, 38 Votes)
  • Arne Maier (33%, 27 Votes)
  • Mads Pedersen (17%, 14 Votes)
  • Lukas Petkov (1%, 1 Votes)
  • Jeffrey Gouweleeuw (1%, 1 Votes)

Total Voters: 81

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Den Abschluss verkackt

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist in der Sommerpause angekommen. Man hat – erneut entgegen der Erwartungen vieler Außenstehender – die Klasse gehalten. Auf den Mottoshirts des Jahres prangt die Wilde 13. Mit Jim Knopf geht es in ein weiteres Jahr Bundesliga. Insgesamt ist das weiterhin ganz außergewöhnlich, gerade wenn sich große Clubs wie Hertha BSC und Schalke 04 in die zweite Liga verabschieden. Man hat sich hier im sportlichen Wettbewerb erneut durchsetzen können. Das große Ganze will hier niemand klein reden.

Am Abgrund

Allerdings war ich in Gladbach mit vielen anderen Augsburgern, von denen ein Großteil zwei Wochen vorher in Bochum war. Und noch viele mehr, haben gesehen, wie man durch dumme Zweikampfführung und eine unnötige (wenn auch unberechtigte) rote Karte gegen Dortmund nicht zu Punkten kam. Das Spiel in Gladbach war die unschöne Krönung der Geschichte, des sportlichen Niedergangs zum Ende der Saison hin. Ein so schlechtes Spiel wie in Gladbach, das noch deutlicher für die Borussia hätte ausgehen müssen, habe ich selten gesehen. Erinnerungen kamen hoch an eine Partie in Mainz und frühere Auswärtspartien an selber Stelle. Auch damals am letzten Spieltag in Wolfsburg, als wir uns vor einigen Jahren haben abschießen lassen, war das eigene spielerische Niveau nicht schlechter. Wolfsburg hatte schlicht eine bessere Chancenverwertung.

Damals ging es um nichts mehr. Im Gegensatz dazu ging es gegen Gladbach um alles. Der FC Augsburg hatte die Möglichkeit sich selbst vor der Relegation zu retten, indem man zumindest einen Punkt in Gladbach holte. Mit dieser Situation kam die Mannschaft anscheinend nicht zurecht. Während der ersten Halbzeit wirkte das Treiben eher wie ein Hühnerhaufen. Die Lücken in der Defensive waren eklatant. Enno Maaßen reichte Zettel über Zettel über den Platz. Ein Rezept zur Verbesserung fand er nicht. Mit dem Platzverweis von Robert Gumny, der erneut keine bundesligataugliche Zweikampfführung an den Tag legte, war der Kas dann auch gegessen. Gladbach verwaltete in Halbzeit 2, während sich der FCA vergeblich mühte.

Vorbei mit der Lockerheit

In den Wochen zuvor war ein Fokus von Enno Maaßen immer wieder, dass man sich die Lockerheit bewahren müsste. Es sollte der große Krampf vermieden werden. Dies beruht – meiner persönlichen Meinung nach – auf einem großen Irrtum. In Phasen des akuten Abstiegskampfs, lässt sich die Lockerheit nicht erhalten. Zumindest nicht grundsätzlich. Der Druck steigt und man kann nicht so tun, als ob dem nicht so wäre. Die Spieler müssen auf den Anstieg des Drucks und die Stresssituation vorbereitet werden. Sie müssen gezielt daran arbeiten, damit umzugehen.

In dieser Situation zum Ende der Saison hin, hat sich die Unerfahrenheit von Enno Maaßen im Abstiegskampf gezeigt und sie hätte den Verein, der über die ganze Saison fest hinter seinem jungen Trainer stand, fast in die Relegation befördert. Wie die Mannschaft mit dieser Herangehensweise in der Relegation abgeschnitten hätte, mag man sich gar nicht ausmalen.

Dabei braucht man dann sportlich nicht alles zerreden, was in dieser Saison passiert ist. Der Club verfolgte konstant und geschlossen eine sportliche Linie. Enno Maaßen weiß die geschlossene Front in der Öffentlichkeit hoffentlich zu schätzen, während man z.B. beim VfB Stuttgart gar nicht mehr genau weiß, mit dem wievielten Trainer der Club nun in der Relegation antritt. Der FCA konnte über die Saison hinweg manchmal glänzen. Wenn nicht, blieb man ruhig. Alleinig in der Endphase fand man keine Lösungen mehr. Für den Abstiegskampf gilt es die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir werden wieder in dieser Situation landen.

Aus den Erfahrungen gilt es zu lernen. Ob es gelingt? (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Abgedriftet

Für einen Club, der so erfahren ist im Abstiegskampf wie der FC Augsburg, hat sich die gesamte Organisation nicht mit Rum bekleckert. Ich hatte schon an anderer Stelle ausgeführt, wie mir negativ aufgestoßen war, dass man in Hintergrundgesprächen mit z.B. dem kicker Transferpläne erläutert hat, bevor der Klassenerhalt gesichert war. Für Personalspekulationen war es dann doch noch viel zu früh.

Daneben hatte der FCA in seinen Planungen überhaupt nicht mehr vorgesehen, dass dem Spiel in Gladbach eine Bedeutung zukäme. Michael Ströll reiste nicht mit nach Gladbach. Ab 18:30 Uhr hatte der FCA am Samstag zur Saisonabschlussfeier in der Kongresshalle geladen. Die Spieler kamen nach der Rückreise nach. “Jetzt trinken wir ein Glässchen mit der FCA-Familie” wird Stefan Reuter von der Augsburger Allgemeinen kurz vor dem Rückflug zitiert.

Ich reibe mir verwundert die Augen. Mit Max Krapf haben wir einen Präsidenten, der selbst viele, viele Male in der Kurve stand. Beim wichtigsten Saisonspiel in Gladbach, wartet die FCA-Familie zu Hause? Nein, Reuters Bild von der FCA-Familie ist ein verqueres. Man hat sich eben nicht nur zwischendurch im Marketing-Sprech verheddert.

Auf wen es ankommt

Die FCA-Familie stand in rot im Gästeblock in Gladbach. Die FCA-Familie hat eine letzte Choreo und unermüdlichen Support aufgebracht, um die Mannschaft auch am letzten Spieltag zu stützen. Und während Sponsoren und andere Menschen, die sich gerne im Erfolg des FC Augsburg sonnen, sich in der Kongresshalle mit einem Gläschen zugeprostet haben, saß die FCA-Familie im Sonderzug zurück oder hatte Angst, dass sie gar nicht mehr nach Hause kommt, weil die Bahn auf anderen Verbindungen mal wieder fehlende Zuverlässigkeit an den Tag legte.

Es war bezeichnend in Gladbach. Mit den Händen in den Hosentaschen stand Enno Maaßen nach seiner ersten Saison in der Bundesliga vor der Kurve. Immer wieder hat er betont, wie wichtig der Support der Fans für das Team ist. An den Zaun hat er es an diesem Tag nicht geschafft, obwohl aus der Kurve selbst zur Halbzeit kein einziger Pfiff kam. Kritik wurde erst nach dem Spiel geäußert. Mit den Freunden des FCA, die es vorgezogen hatten zu Hause zu bleiben, obwohl das wichtigste Spiel der Saison noch anstand, ließ man dann in aller Ruhe die Saison ausklingen.

Was bleibt

Wenn es wirklich in die Relegation gegangen wäre, dann weiß ich, wer erneut dagewesen wäre um mit voller Kraft und mit größtem Einsatz die Mannschaft nach vorne zu singen. Wer auch bei einem Abstieg da wäre. Die Verantwortlichen im Verein sollten sich fragen, wie es sein kann, dass man im Abstiegskampf so naiv agierte. Warum ein Saisonabschluss geplant wurde, zu dem offensichtlich keine Vertreter der Fanszene eingeladen waren, oder deren Abwesenheit billigend in Kauf genommen wurde. Der Sonderzug nach Gladbach war lange angekündigt. Selbst der FC Bayern, der Club der noch vor der Meisterschaft Verantwortliche entließ, hatte seinen Saisonabschluss erst für Sonntag angesetzt. Und der musste nicht befürchten in der Relegation zu spielen.

Es ist mittlerweile eine Woche vergangen seit dem Spiel in Gladbach. Ich habe mich über die Neuzugänge von Patric Pfeiffer und Finn Dahmen genauso gefreut, wie über den Profivertrag der zukünftigen FCA-Legende Marcel Lubik. Die Überschrift ist dennoch mit Bedacht gewählt. Es bleibt nach diesem Saisonabschluss etwas negativ haften. Die Situation sollten wir nun alle als Chance begreifen. Der Verein sollte im sportlichen Bereich, die richtigen Schlüsse ziehen. “Messerscharf analysieren” wie Enno es nannte. Dazu sollten die Fans endlich wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Damit die Arena voll bleibt. Die FCA-Familie hat ihr Herz nicht auf den Business Seats. Es wird Zeit, dass sich das auch wieder vermehrt zeigt. Es gilt nun im Sommer das ein oder andere aufzuräumen. Bitte packt es an!

RoGaz Awards 2023: Der MVP

Es ist mittlerweile schon eine liebgewonnen Tradition. Wir wählen nach Ende der Saison Spieler in drei unterschiedlichen Kategorien. Zuerst den wichtigsten Spieler der Saison. Danach folgen noch der meistverbesserte Spieler als auch der beste Rookie. Am Ende des Beitrags habt ihr die Möglichkeit über die Alternativen abzustimmen. Wir freuen uns über eine rege Beteiligung. Hier kommen die Kandidaten.

#1: Mergim Berisha

Ein Augsburger im Trikot der Nationalmannschaft. Es war etwas Besonderes nicht nur für Mergim Berisha. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Er kam, sah und traf. Am Ende waren es 9 Tore und 4 Vorlagen in 23 Spielen. Verletzungen haben einen Strich durch mehr gemacht. Es lässt sich argumentieren, dass Berisha die höchste individuelle Qualität im Kader mitbringt. Ein Unterschiedsspieler. Folgerichtig auch die Nominierung zur Nationalmannschaft als Spieler des FC Augsburg. Gab es auch schon eine ganze Weile nicht. Dazu kommt, dass Berisha wie kein anderer 1:0 Tore schoss und mit diesen die Grundlage für einige Siege in diesem Jahr legte. Ohne Berisha wäre es schwer geworden mit dem Klassenerhalt.

#2: Ermedin Demirović

Demi mit der Dynamik. Viel hing von ihm ab in der letzten Saison und er lieferte regelmäßig. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Mit Demi findet sich gleich der nächste Neuzugang in der Liste. Zusammen mit Berisha klappte es auf und neben dem Platz vorzüglich. Ich fühlte mich an die Prügel-Brüder der Mighty Ducks Filme erinnert (müßigerweise hatten beide Spieler in dieser Saison einen Platzverweise vorzuweisen). Demi musste offensiv mehrere Rollen ausfüllen, stellte sich unermüdlich in den Dienst der Mannschaft und hat sogar noch mehr Torbeteiligungen als Berisha vorzuweisen: 14, bei 8 Toren und 6 Vorlagen. Top-Scorer. Er stand, außer gesperrt, immer zur Verfügung. Gregerls große Fußstapfen waren nicht zu groß, Demi kam toll in Augsburg an und ist aus dem Team kaum mehr wegzudenken. Weiter so!

#3: Jeffrey Gouweleeuw

Mit Übersicht von hinten raus. Abwehr Jeff in seinem Element. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

In einer Saison, in der es an Führungsspielern mangelte, kann man Jeffs Rolle und Bedeutung nicht genug betonen. Hatte ich selbst vermutet, dass er vielleicht im Laufe der Saison ins zweite Glied verdrängt würde, so konnte ich nicht fälscher liegen. Jeff war in einer sich andauernd verändernden Abwehrkette die einzige Konstante und spiele sowohl als linker als auch rechter Innenverteidiger. Oftmals als Turm in der Brandung versuchte er einer immer jünger werdenden Elf Struktur und Halt zu geben. Als er gelb-gesperrt fehlt tat es beide Male extrem weh. Jeff war da in 32 Spielen und ohne ihn, wäre eine erfolgreich Saison kaum vorstellbar gewesen.

#4: Elvis Rexhbecaj

Elvis Rexhbecaj im Angriffsmodus. Ich hätte keinen Bock mich mit ihm auf dem Platz anzulegen. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Dorsch, Maier, Gruezo, Engels. Viele Spieler tummelten sich über die Saison hinweg im defensiven Mittelfeld des FC Augsburg. Als der FCA im Winter Carlos Gruezo abgab, tat er das auch, weil er mit Elvis Rexhbecaj im Sommer einen Top-Neuzugang verpflichtet hatte. Elvis kannte die Liga und kam in Augsburg sofort an. In 31 Spielen in der Liga gab er unermüdlich alles und entpuppte sich als eine der großen Konstanten. Er ist, was man einen Mentalitätsspieler nennt. Ein Aggressiv-Leader. Etwas, das wir in Augsburg lange nicht mehr so hatten. Manchmal zu laut, immer wichtig. Wer sich nach dem Spiel in Gladbach noch als letzter Spieler in der Kurve den Fans gestellt hat? Genau.

#5: Rafal Gikiewicz / Tomas Koubek

Mads bedankt sich nach dem Spiel gegen Union bei Koubek. Die Keeper leisteten ihren Teil in dieser Saison. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Auf der Torhüter-Position gab es in dieser Saison nicht die große Konstanz. Rafal Gikiewicz verletzte sich zweimal und Koubek musste ran. Beide sicherten Punkte. Gikiewicz z.B. in den Partien gegen Leverkusen, Koubek war in der Rückrunde gegen Union der Match-Winner. Beide werden nächste Saison wohl nicht im Kasten des FCA stehen, da gerade Finn Dahmen verpflichtet wurde. Dennoch haben beide in dieser Saison wichtige Beiträge geleistet. Ohne, dass uns unsere Keeper Punkte festgehalten hätten, wäre es nichts geworden. Mein Respekt gebührt euch hierfür.

Und damit sind die Kandidaten genannt. Fehlt jemand? Kann sein. Wer war von den genannten der wichtigste Spieler der Saison 2022/23:

Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2022/23?

  • Ermedin Demirović (39%, 31 Votes)
  • Mergim Berisha (30%, 24 Votes)
  • Jeffrey Gouweleeuw (16%, 13 Votes)
  • Rafal Gikiewicz / Tomas Koubek (9%, 7 Votes)
  • Elvis Rexhbecaj (6%, 5 Votes)

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Sommerpausenzeit

Es war nicht so, dass plötzlich die Saison vorbei und der Klassenerhalt geschafft war. Und Niemand muss sich schämen: 34 Punkte und Platz 15 sind das Resultat der zwölften Spielzeit in der Erstklassigkeit in Folge.

Zweimal, 2013 und 2019 hatte der FCA eine schwächere Punktzahl nach dem 34. Spieltag.

Es gibt keine Naturgesetze hinsichtlich sportlicher Entwicklungen und der Vergleich zu anderen, auch vermeintlich größeren Vereinen, über einen längeren Abschnitt zeigt, wo der FCA tatsächlich steht – in der ewigen Tabelle der Liga im relevanten Zeitraum auf Platz 12.  

Nochmal der Versuch die Saison, in der manches anders sein sollte, zu verstehen. Es begann mit dem Pokalauftritt in Lohne und nachfolgender Heimschwäche. Demgegenüber konnte aber im ersten Auswärtsspiel der ehemalige Leverkusen-Fluch abgelegt werden.

Nach drei Siegen in Folge in Bremen, gegen München, in Schalke und einem Unentschieden gegen Wolfsburg stand der FCA nach dem 9. Spieltag mit 13 Punkten auf Platz 10 der Tabelle.

Bis zur WM-bedingt vorgezogenen Winterpause etwas schwächere Ergebnisse und Platz 14, mit 15 Punkten, nach 15 Spieltagen.

Zur Winterpause dann eine Reihe von Neuverpflichtungen, die die Erwartungen an Spielweise und Auftreten, die zu Saisonbeginn bereits vorhanden waren, etwas verstärkt haben. Gefühlt das zweite Mal in dieser Saison eine Aufbruchstimmung wie auch das ergebnisunabhängige Empfinden der Auftritte der Mannschaft: Es machte wieder mehr Spaß ins Stadion zu kommen.

Nach dem Auswärtsspiel in Dortmund dann fünf erfolgreiche Heimspiele, davon vier gewonnen, in Folge und Platz 12, mit 29 Punkten, nach 26. Spieltagen.

In den letzten Spielen dann zwei Unentschieden gegen Stuttgart und Frankfurt sowie der entscheidende Heimsieg gegen Union. Der Rest ist auch bekannt.

Unabhängig der konkreten Ergebnisse, vergebener Führungen oder des letzten Eindrucks bleibt das Gefühl eine Übergangssaison erlebt zu haben. Die vielen jüngeren Spieler, vielversprechende Ansätze und ein Trainer, der selbst einen Teil Aufbruch wie auch Entwicklung verkörpert.

Mergim Berisha, Nationalspieler des FCA und Arne Engels, erst zur Winterpause aus Brügge gekommen, stellvertretend als Gesichter einer Mannschaft, die hoffentlich in weiten Teilen zusammenbleiben kann.

Vielleicht gelingt es, trotz und wegen des eher schwächeren Saisonfinales, mit punktuellen Verstärkungen ein Team zu entwickeln, das für einen identitätsstiftenden Augsburger Fußball stehen könnte – individuelle Ansätze dazu waren erkennbar. 

Was war noch in diesem Jahr, in dem es im Verein wieder etwas ruhiger war, und wieder mehr mit als übereinander gesprochen wurde. Es gab Vereinsabende und offenen Austausch zu vielen Themen. Format und Art der Veranstaltungen lassen auch hier den Versuch möglichst viele mitzunehmen, erkennen.

Die WM in Katar und zuletzt der abgesagte Investoreneinstieg in die DFL, ein überraschendes Meisterschaftsfinale mit Soap-Ansätzen – der Unterhaltungsbetrieb Fußball liefert immer weiter.

Statt Hertha und Schalke mit Darmstadt, als Rückkehrer, und Heidenheim zwei neue Vereine in der Liga, die sich diesen Erfolg verdient haben, auch wenn die Programmmacher sie so nicht ausgesucht hätten. 

Das Entscheidende aus FCA-Sicht aber bleibt die Erstklassigkeit in der kommenden Spielzeit. Und egal was war – Nach der Saison ist vor der Saison!

Und mit etwas Abstand dann wieder die Freude, wenn es wieder weitergehen und zu hören sein wird: „Wagner-Josef – wie steht’s?“. Schöne Zeit!

Nur der FCA!

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