Eine Lachnummer


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Der Transfersommer ist vorbei und die Saison mittlerweile in vollem Gange. Der FCA sticht sportlich nicht hervor. Mehr als glücklich hat die Mannschaft von Enno Maaßen gegen Leverkusen gewonnen. Ansonsten ist die Saison bisher von großen Enttäuschungen geprägt. Gerade offensiv findet das Team nicht den Weg vors gegnerische Tor und das in Kombination mit Unkonzentriertheiten gegen den Ball führt dann derzeit zu Platz 16. Man mag dem neuen Coach noch ein bisschen mehr Zeit geben, aber diese offensive Harmlosigkeit kann sich der FCA nicht lange leisten. Und die Hoffnung, dass es es auch dieses Jahr ein paar Clubs gibt, die mehr Bemühungen an den Tag legen, um nicht mehr in der Liga zu verbleiben, die tröstet mich momentan nicht. Man könnte sich entsprechend schon über die sportliche Situation ausgedehnt auslassen. Das soll heute aber nicht mein Thema sein. Denn ganz ehrlich: in der letzten Woche war der FCA erneut kurzzeitig aus anderen Gründen erneut die Lachnummer der Liga. Und Kritik ist angebracht.

Pepi im Mittelpunkt

Über den ganzen Sommer hinweg wurde vom FCA recht deutlich kommuniziert, das es eine Verstärkung im Sturmzentrum braucht. Man hatte zuvor Gregoritsch gegen Demirovic getauscht und den Vertrag von Alfred Finnbogason nicht verlängert. Enno Maaßen lässt zudem gerne zwei Stürmer ran und so sah es ganz vorne etwas eng aus im Kader. Kurz vor Transferschluss konnte man dann endlich Mergim Berisha als Neuzugang präsentieren. U21-Nationalspieler, international schon treffsicher, große Freude. Es hätte alles so schön sein können, wenn auch der Berisha Transfer nicht alle Probleme im Kader löst.

Auf der Gegenseite kam es allerdings kurzfristig zu einem Abgang, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ricardo Pepi verließ den FCA nach Groningen per Leihe. Und die Personalie Ricardo Pepi ist seit dem Winter eine vieldiskutierte. Noch nie hat der FCA so viel für einen Spieler in puncto Ablösesumme ausgegeben. Noch nie hat sich der Club über die sozialen Medien selbst für einen Neuzugang so gefeiert. Und auf jeden Fall wurden genau diese Mitteilungen des FCA, in denen dargestellt wurde, wie großartig der Neuzugang Ricardo Pepi ist, in der letzten Woche wieder hervor geholt und der Club bundesweit ordentlich durch den Kakao gezogen. Höhepunkt war ein Wumms-Meme in dem das Trump-Zitat vom “worst trade deal” verarbeitet wurde. Genau die Zeiten in denen man sich per Social Media obendrein als besten bayrischen Club bezeichnet. Natürlich mit Humor. Alles ganz lustig.

Konsequenzen

Die Konsequenzen aus dem Pepi-Transfer im Winter sind nun seit einer Weile zu spüren. Die ca. 15 Millionen, die in Pepi investiert wurden, fehlen schlicht an anderen Stellen. Man hätte zum Beispiel Doan und Okugawa verpflichten und Gregortisch zum Höchst-Tarif verlängern können und das Maß an Torgefahr, was hierdurch möglich gewesen wäre, kann man sich als FCA Fan schlicht nicht vorstellen. Bei Okugawa wollten wir in diesem Sommer keine 5 Mio. nach Bielefeld überweisen, Doan kostete ca. 8,5 Mio. Es hätte alles so einfach sein können.

Bemüht, aber nicht erfolgreich. Für die irrsinnige Ablöse hätte der FCA mehrere andere Spieler verpflichten können. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Und wenn wir schon bei “was wäre wenn” bleiben wollen: Der Abgang von Sturm-Toptalent Dzenan Pejcinovic nach Wolfsburg wird ja gerne Markus Weinzierl in die Schuhe geschoben. Die Verpflichtung eines US-Talents im Winter für Unsummen, während der Top-Nachwuchs aus der eigenen Kaderschmiede auf seine Chance wartet, war an dieser Stelle vielleicht dann eine zusätzliche Dummheit, die eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft verbaut hat. Der Pepi Zugang war – zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet – nicht nur wirtschaftlich eine schlechte Entscheidung, sondern eben auch darüber hinaus.

Aufarbeitung

Fehler passieren. Sie gehören zum Geschäftsleben dazu. Die Frage ist, wie man ihre Auswirkungen begrenzt und sie für die Zukunft abstellt. Einerseits ist Pepi der zweite Großtransfer beim FC Augsburg, der komplett schief gegangen ist. Tomas Koubek sitzt noch nicht einmal mehr auf der Bank beim FCA und die Verpflichtung war man damals eingegangen, obwohl man mit Andreas Luthe einen soliden Bundesligaspieler im Kader hatte. Von der Sparsamkeit des Seinsch-FCAs ist manchmal nicht mehr so viel übrig. Dahin müssen wir wieder zurück. Bei Transfers jenseits einer gewissen Größenordnung muss absolut sicher gestellt sein, dass uns die Spieler auch weiterhelfen. 100%. Transfers jenseits der 10 Mio. Euro halte ich für den FCA weiterhin für nicht realistisch.

Zweiteres wirft die Personalie Pepi weitere Fragen auf. Pepi stand gegen Hoffenheim noch in der Startelf. Maaßen hatte sich öffentlich hinter ihn gestellt und ihm eine Entwicklung für die kommenden Monate prophezeit. Dennoch hat anscheinend Pepi nach 8 Monaten nicht das Gefühl gehabt, kurzfristig in Augsburg durchzustarten. War nicht in vollem Umfang angekommen. Und nachdem ich letzte Woche selbst in Hoffenheim war, darf sich hier auch der ein oder andere im Gästeblock selbst im Spiegel in die Augen schauen. Augsburg hält zusammen? Wie hier teilweise über einen 19jährigen im eigenen Trikot hergezogen wurde, war beschämend. So bleibt: Pepi ist nach Gregoritsch und Pejcinovic der nächste, der den FCA in diesem Sommer gerne verlassen hat.

Und beim nächsten Mal. Wer stellt sicher, dass wir nach Koubek und Pepi nicht das nächste Mal groß daneben liegen? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Was bleibt?

Neuer Trainer, ein paar neue Spieler. Viel verändert hat sich sonst nicht diesen Sommer, in dem uns die neue Offenheit versprochen wurde. Der FCA ist weiterhin ein Club, in dem bis zum Ausscheiden von Klaus Hofmann die Entscheidungsträger gemeinsam alle wesentlichen Entscheidungen getroffen haben. So waren dann auch Stefan Reuter und Michael Ströll beide für den Pepi-Transfer. Und über Fehler spricht man ja nicht. Dies wird auch in diesem Fall nicht anders sein (Oh, wie gerne ich mich täuschen würde. Der Pejcinovic Abgang jetzt im Sommer wurde vom FCA übrigens nicht offiziell kommuniziert). Für die eigenen Entscheidungen gilt es Verantwortung zu übernehmen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich aus Fanperspektive auch diese Saison drei Freiwillige finden, die noch mehr Lücken im Kader haben und sportlich damit weniger Erfolg und die wir somit hinter uns lassen können. Wenn durch die Verpflichtung von Enno Maaßen Euphorie aufgekommen sein sollte, dann hat diese nicht lange angehalten. Die Entwicklung beim FCA geht weiter vom sympathischen Kleinen der die Großen ärgert, über den Status der Grauen Maus bis zur zeitweisen Lachnummer der Liga. Ich hätte mir hier über den Sommer eine andere Kurve erhofft. Ich bin allerdings auch ein naiver Fußballfan. Man mag sich trösten: langweilig wird es uns nicht.

Habemus Praesidem

Nach fast 4 Monaten hat der FC Augsburg eine lange vakante Stelle im Verein neu besetzt. Mit Markus Krapf übernimmt nun ein waschechter Augschburger das Präsidentenamt und kehrt in den Schoß der FCA-Familie zurück. An dieser Stelle möchten wir – Birgit und Andy – euch unseren neuen Präsidenten gerne kurz vorstellen.

Vom Fan zum Geschäftsführer

Markus Krapf, auch bekannt als “Max” oder “Maxe”, wurde am 8. Dezember 1971 in unserer wunderschönen Fuggerstadt geboren. In seiner Kindheit war er Domsingknabe und legte in St. Stephan das Abitur ab. Danach studierte er an der Universität Augsburg Germanistik und Politikwissenschaften auf Lehramt, doch nach dem 1. Staatsexamen merkte er recht schnell, dass er sich eine Zukunft als Lehrer überhaupt nicht vorstellen konnte. Der Sportjournalismus reizte ihn viel mehr und so nahm er schließlich eine Stelle als Volontär bei einer TV-Produktionsfirma in München an.

Zum FC Augsburg kam Max, als dieser nicht nur sportlich am Boden lag. Nach dem Lizenzentzug des FC Augsburg im Jahr 2000 stieg der Club von der Regionalliga Süd in die Bayernliga ab. Dies nahm sich Krapf mit einigen Freunden zum Anlass, “zu unserem Verein zu gehen und mitzuhelfen”. Zusammen entwickelte man den Stadionkurier, gründete die FC-Allstars Band und spielte auf diversen Festivals. Unter anderem schrieben sie im Jahr 2000 auch die bekannte FC Augsburg Fußballhymne “So was Großes”.

Noch heute wird diese Hymne gerne gespielt

Kurz: Max Krapf war ein engagierter Fußballfan, der seinen angeschlagenen Verein unterstützte. Im Jahr 2002 wurde sein Engagement schließlich von oberster Stelle belohnt. Kein Geringerer als FCA-Präsident Walther Seinsch nahm mit dem damals 31 Jährigen Kontakt auf und bot ihm die Stelle als Geschäftsführer und Manager des Vereins an. Zuerst lehnte Markus noch ab, da er über keinerlei Wirtschafts- oder Managerkenntnisse verfügte. Doch Seinsch ließ nicht locker und so nahm Max die Offerte doch noch an.

Im Juli 2002 trat er schließlich den vielseitigen Job an. Das Aufgabenfeld umfasste eigentlich alles, was in der Geschäftsstelle anfiel. Von Kaderplanung, über Spielerverträge, Wohnungssuche für die Spieler und der Leitung der Geschäftsstelle war alles dabei. Auch dass man das FCA Logo mit der Zirbelnuss und dem lang gezogenen A heute auf der Brust der Spieler bewundern darf, haben wir Max zu verdanken. Denn dieses wurde 2002 von ihm reaktiviert, nachdem man zwischenzeitlich ca. 6 Jahre lang ein unbeliebtes, rundes Logo hinnehmen musste, das den FC Bayern zum Vorbild hatte.

Vom Geschäftsführer zum Wirt

Natürlich wissen wir alle, wie die Geschichte sportlich ausging. Nach und nach kletterte der FC Augsburg nach oben und schaffte im Jahr 2006 schließlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Endlich war der Profifußball nach 23 Jahren zurück in der Fuggerstadt!

Doch auch im privaten Bereich fand der Geschäftsführer sein Glück. Nachdem er seine heutige Ehefrau Irene bereits beim FCA kennen und lieben gelernt hatte, bekamen die beiden in jenem Jahr ihren gemeinsamen Sohn Max. Auch Irene Krapf ist bei unserem Herzensverein keine Unbekannte, denn sie ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied des Augsburger Ehrenrats. Zudem betreibt sie mit ihrem Gatten unter anderem die allseits bekannte Rosenaugaststätte und den 11er Biergarten in der Rosenau.

Im Jahr 2006 wurde es Markus Krapf schließlich zu viel und nachdem er 2007 noch einmal kurzfristig beim FCA ausgeholfen hatte, legte er seine Tätigkeiten beim Verein vollständig nieder. Anschließend erfüllt er sich einen Traum. Er eröffnete seinen eigenen Gastronomiebetrieb – die 11er Fußball.Kultur.Kneipe in der Dominikanergasse. Dies ist im Übrigen keine FCA-Gaststätte, sondern eine Fußballkneipe. Darauf legt der Fußballwirt großen Wert. Hier ist jeder willkommen, der es mit dem Fußball hält, egal, welche Farben er oder sie trägt. Gute Laune und eine mitreißende Stimmung sind garantiert.

Abseits des täglichen Lebens

Nahezu sämtliche Spiele des FC Augsburg sieht sich Max in der heimischen WWK Arena an, für die er eine Dauerkarte und eine VIP-Karte besitzt. Noch immer ist unser neuer Präsident FCA-Fan mit Leib und Seele und wann immer es ihm möglich ist, ist er auch auswärts mit dabei, um das Team zu unterstützen.

Sein umfängliches Fachwissen im Bereich Fußball und natürlich FC Augsburg gibt er in dem bekannten Podcast “Feuer und Flamme” weiter. Jeden Montag analysierte Maxe dort zusammen mit FCA-Stadionsprecher Rolf Störmann und a.tv-Sportchef Tom Scharnagl die Spiele des FC Augsburgs. Aber dies ist nicht die einzige Reihe, in der man die Stimme unseres neuen Präsidenten zu hören bekommt. Seit 2021 ist er Teil der Podcastfolgen von “Stadtteilgespräche”, in der er mit Oberbürgermeisterin Eva Weber wichtigen Themen auf den Grund geht, die die Augsburger*innen beschäftigen.

Als wäre das alles noch nicht genug, ist Markus Krapf auch noch Redakteur des Augsburger Stadtmagazins “Neue Szene Augsburg”, dessen Geschäfte unter anderem von FCA-Aufsichtsrat Walter Sianos geführt werden. Hier schreibt der heute 50 Jährige natürlich über den FCA, aber auch über Sport im Allgemeinen oder Politik. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Sianos sowie Florian Eisele, Andreas Schäfer und Tillmann Horch schrieb er zudem das Buch “111 Gründe den FC Augsburg zu lieben”.

Ausblick

Die Wahl von Max Krapf zum Präsidenten des FC Augsburg e.V. ist eine Besinnung auf die alten Augsburger Tugenden und ein Schritt weg vom Investorenverein.

Doch die Erwartungen und auch die Aufgaben sind – anders als zu Krapfs erster Zeit beim Club – umfangreicher und vielfältiger. Heute spielt der FC Augsburg seit 11 Jahren erfolgreich in der ersten Bundesliga. Sowohl Fans als auch die Verantwortlichen und die Stadt sind stolz darauf, ein Standort im Profifußball zu sein. Das will man natürlich auch in Zukunft bleiben. Verein und Infrastruktur sind gewaltig gewachsen.

Das Präsidentenamt ist eine Mammutaufgabe, die von Krapf erfordern wird, auch mal ein Foto mit einem Maskottchen auszulassen, weil das Amt ein gewisses Format erfordert. Krapf wird dabei weiterhin eine gewisse Prolligkeit zur Schau stellen, die ihm Authentizität verleiht und sympathisch macht. Im Kreis der Großen in der Bundesliga bleibt zu hoffen, dass er den FCA dennoch professionell vertritt. Er muss zeigen, dass er Ernst zu nehmen ist. Im Außenauftritt und in der Kommunikation ist ihm ein glückliches Händchen und das nötige Feingefühl zu wünschen. Es wird schwer für ihn werden, Kritikern offen zu begegnen und für Integration zu sorgen, gerade auch weil die Beziehungen z.B. zwischen den Fangruppen teilweise schon angespannt sind. Seine vorherigen Tätigkeiten und gerade auch seine Äußerungen in den Podcasts werden ihn an der ein oder anderen Stelle einholen. Und von Investorenseite wird auch Klaus Hofmann weiterhin versuchen seine Interessen zu vertreten und ab und zu dazwischen funken.

Die Zukunft wird zeigen, wie Markus Krapf sich schlagen wird. Die Hoffnungen der Fans sind groß, dass sich endlich alles zum Positiven wendet, denn die letzten Monate waren für ein Fanherz nur sehr schwer zu ertragen. Ob Krapf getreu seinem Motto “Lerne von gestern, lebe heute und plane für morgen” handelt, werden wir daher schon bald zu sehen bekommen.

Der neue Präsident des FC Augsburg

Im Mai rieben sich alle FCA Fans regelmäßig verwundert die Augen. Am 13.05.2022 – kurz vor dem Abschied von Trainer Markus Weinzierl – trat Vereinspräsident und Geschäftsführer Klaus Hofmann überraschend aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Ämtern zurück. Alleinig seine Anteile an der Hofmann Investoren GmbH hält er weiterhin. Nicht ganz vier Monate nach diesem Paukenschlag wurde nun eine der seither vakanten Positionen besetzt. Der Aufsichtsrat des FC Augsburg 1907 e.V. hat Markus Krapf als neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt.

Markus Krapf, auch bekannt als der Fußballwirt “Max”, tritt als Präsident in die Fußstapfen von Walther Seinsch und Klaus Hofmann. Mit Krapf bekommt der FC Augsburg einen Präsidenten, der sehr mit dem Verein und seiner Historie verbunden und zum ersten Mal seit dem Verkauf der Anteile an Walther Seinsch zu Beginn der 2000er Jahre kein Investor ist. Der FCA hat dem gebürtigen Augsburger Krapf einiges zu verdanken. Krapf hatte dabei geholfen, den FC Augsburg zurück ins Profigeschäft zu führen, als er zwischen 2002 und 2007 als Geschäftsführer und Manager aktiv war. Danach hatte er mit dem 11er eine Fußballkulturkneipe in Augsburg gegründet, für das Stadtmagazin “Neue Szene” gearbeitet und umtriebig an einigen Podcasts mitgewirkt. Dem FCA ist er in all der Zeit verbunden geblieben.

Eine einfache Aufgabe hat Krapf allerdings nicht vor sich. Der FCA befindet sich in einem unruhigen Fahrwasser. Sportlich läuft es derzeit nicht rund; der Sportdirektor steht in der Kritik. Keine leichte Situation, die einiges an Fingerspitzengefühl bedarf, vor allem auch, was den Umgang mit den Fans angeht. Nicht umsonst hallten im letzten Heimspiel Pfiffe von den Rängen und auch von der UBT. Hinzu kommen einige ungeklärte Fragestellungen, die Klaus Hofmann dem FC Augsburg bzgl. seiner Investorensituation hinterlassen hat.

An dieser Stelle gratuliert das komplette Team der Rosenau Gazette Max Krapf sehr herzlich zum Erhalt des Präsidentenamtes. Wir wünschen ihm viel Kraft und Erfolg für die anstehenden Aufgaben und stellen ihn zeitnah in einem Porträt näher vor.

Nicht gut genug?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne “Einwurf aus der Rosenau Gazette” bei presse-augsburg.de. 

Jetzt ist die Saison des FC Augsburg gestartet und das Ergebnis gegen den SC Freiburg ist nun nicht entscheidend für eine weitere Prognose, so schmerzlich diese 0:4 Niederlage zum Auftakt auch gleich ist. Der FC Augsburg wurde mal wieder von vielen Experten, und Didi Hamann macht hier schon fast einen Sport daraus, als Absteiger getippt. In Augsburg ist die übliche Reaktion hierauf: dann kann doch nichts mehr schief gehen. Und das Abstiegsgespenst brauchen wir nun auch gar nicht geistern zu lassen. Dafür ist es wahrlich viel zu früh.

Dennoch sind die Bedenken externer Experten Ernst zu nehmen. Es ist korrekt, dass Enno Maaßen vor seiner Verpflichtung durch den FC Augsburg keinerlei Bundesligaerfahrung als Trainer gesammelt hat und es sich erst noch zeigen wird, ob er die Eignung für diese Liga mitbringt. Andererseits muss Enno Maaßen mit dem Kader arbeiten, der ihm durch Stefan Reuter und Team zusammen gestellt wurde. Und hier stellt sich zum Saisonstart dann doch noch die ein oder andere Frage.

Kaderstärke insgesamt

Wenn man die Kaderstärke der Bundesligamannschaften aus einer objektiven Brille betrachten will, dann hilft es @Goalimpact auf Twitter zu folgen. Der Account liefert regelmäßig Einschätzungen zur Stärke der Mannschaften inkl. einer Prognose über das Abschneiden in der Saison. Das Ergebnis vor Saisonstart: Platz 17 für den FC Augsburg mit einer Kaderstärke von 135,9. Knapp hinter uns nur noch der VfB Stuttgart. Vor uns mit ca. 4 Punkten Abstand eine Gruppe mehrerer Teams zwischen Platz 10 und 16. Ein Abgleich mit den Kaderwerten von vor 2 Jahren zeigt ein gewisses Abrutschen auf. Vor 2 Jahren kurz nach dem Deadline-Day lag der Wert bei 138,9 und der FCA lag in den Prognosen im Mittelfeld der Liga.

Dieser Eindruck spiegelt dann auch die Arbeit des Managements über den Sommer wieder. Der FC Augsburg hat mit Finnbogason und Gregoritsch Spieler abgegeben, die (bei Finnbo schon eine Weile zurück liegen) für einige Entscheidungen zu Gunsten des FCA gesorgt haben. Demirovic soll sich zu einem Faktor entwickeln, ist ein solcher aber noch nicht. Und auch die Verpflichtung von Elvic Rexhbecaj stopft vorerst nur das Verletzungsloch im Kader, dass durch Dorschs Mittelfußbruch entstanden war.

Kaderveränderungen

Das Gefährliche: Die Konkurrenz schläft nicht. Gerade die Kaderentwicklungen bei Bochum, Freiburg und Co. haben dafür gesorgt, dass der FC Augsburg im Ranking abgefallen ist. Der FCA-Wert vor der letzten Saison bei 135,2 und somit herrscht im Vergleich zur Vorsaison fast Stillstand. Der Kader ist somit zwar minimal besser geworden, allerdings in geringerem Maße als bei der Konkurrenz. Dabei ist die Startelf des FC Augsburg ausgeglichen besetzt und weißt in Bestformation keine großen Lücken auf.

Nur wenn Enno Maaßen seine Spieler verbessert, reicht es für den Klassenerhalt. Zumindest den Versuch sehen wir dokumentiert. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Die Schwachstellen liegen woanders. Die ausgeglichene Besetzung bedeutet auch, dass kein Spieler oder vielleicht auch mehrere deutlich hervorstechen. Auch gehen dem FCA nach dem Abgang von Gregerl ein bisschen die Unterschiedsspieler aus. Entsprechende Zugänge waren hier diesen Sommer nicht zu verzeichnen. Eine weitere Schwachstelle ist die Bank/Tribüne. Hier wird es beim FCA dann schon recht schnell eng und die Qualität fällt ab. Deswegen war der Rexhbecaj-Wechsel jetzt auch so wichtig. Die Transferperiode endet aber nun ja doch auch irgendwann und die Spieler müssen auch erst noch in die Mannschaft integriert werden.

Spielerverbesserungen

Ist Enno Maaßen dem Ganzen nun hilflos ausgeliefert? Oder kann er auf den Kader Einfluss nehmen? Momentan liegt sehr viel am Trainer und seiner Arbeit mit den Spielern. In ihren jungen Jahren können Spieler ihren Goalimpact-Score regelmäßig steigern, weil sie sich sportlich verbessern (Freiburg, wir sehen dich). Abgänge werden durch Verbesserungen der anderen Spieler aufgefangen. Wunderdinge sind hier allerdings nicht zu erwarten, wie sich schon in der ersten Partie deutlich gezeigt hat.

Solche Verbesserungen waren jetzt auch in der letzten Saison nicht im benötigten Maße ersichtlich. Sollte es Enno Maaßen gelingen aus dem vorhandenen Spielermaterial mehr als seine Vorgänger heraus zu kitzeln, dann wird nicht nur der Goalimpact-Score steigen, sondern er auch die entsprechende Prognose übertreffen.

Stefan Reuter muss noch einmal nach links und rechts schauen und sollte den Transfer des ein oder anderen Unterschiedsspielers eintüten. Bisher reichte das in dieser Transferperiode nicht aus. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ein schlechtes Zeugnis

Für Stefan Reuter ist die Situation bis dato allerdings ein schlechtes Zeugnis. Er hat es bis Saisonbeginn nicht geschafft seinem Cheftrainer eine Mannschaft zur Verfügung zu stellen, die – auf Basis der objektiven @Goalimpact-Werte und nicht nur meiner persönlichen Meinung nach – im Bereich zwischen den Tabellenplätzen 10-16 konkurrenzfähig ist. Nach so langer Bundesligazugehörigkeit fällt das Team hinter der Konkurrenz ab und vom Trainerneuling in der Bundesliga wird direkt erwartet, über den eigenen Möglichkeiten abzuliefern. Gerade über die letzten zwei Jahre hinweg ist hier ein schleichender Abfall zu erkennen.

Und bevor nun der ein oder andere wieder mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten kommt. Diese begründen nun wohl nicht, dass wir von Bochum überholt wurden. Es erwartet hier niemand Wunderdinge. Warum der Kader schlechter als vor zwei Jahren dasteht, ist zumindest erklärungsbedürftig, wo doch auch teure Transfers getätigt wurden.

Ausblick

Was sich neben der Prognosen der Experten nicht verändert hat: es wird ein hartes Stück Arbeit für den FC Augsburg in der Liga zu bleiben. Etwas härter vielleicht, als es der ein oder andere erwarten würde und es kann ganz schnell sein, dass die leichte Euphorie und die gute Stimmung, die vor Saisonstart geherrscht haben, schwinden. Ja, das erste Spiel ist hier schon ein erstes deutliches Indiz. Kurzfristig würde es sehr helfen, wenn Stefan Reuter doch noch 1-2 Unterschiedsspieler an den Lech locken würde, die uns sofort helfen.

Über die Saison hinweg liegt unser Schicksal nun in den Händen von Enno Maaßen, der weiter mit der Mannschaft daran arbeitet, seine Art des Fußballspiels umzusetzen und das geformte Team zusammenzuhalten. Nur, wenn Spieler über ihre derzeitige Leistungsfähigkeit hinauswachsen, klappt es mit dem Klassenerhalt. Goalimpact meint, dass wir zu 30% direkt absteigen. Zu 20% landen wir allerdings auch auf einem einstelligen Tabellenplatz. Zu keinem Zeitpunkt in der Saison ist die Aufregung so hoch, wie die Saison verläuft. Hoffen wir, dass das Desaster ausbleibt.

Elvis lebt… und kommt nach Augsburg

Samstag, 23.07.2022… Es lief die 43. Spielminute gegen Stade Rennes, als Niklas Dorsch plötzlich am Seitenrand verletzt liegen blieb. In der Pressekonferenz nach der Partie teilte Trainer Enno Maaßen der Presse und den Fans die Schockdiagnose mit: angebrochener Mittelfußknochen. Reine Ausfallzeit: 4 bis 6 Wochen. Hinzu kommt noch eine gewisse Reha- und Aufbauzeit. Schon vor der Verletzung Dorschis wünschte sich Enno einen weiteren Box-to-Box-Spieler im zentralen Mittelfeld. Jetzt wurde der Wunsch zu einem zwingenden Muss. Sportdirektor Stefan Reuter handelte schnell, indem er mit Elvis Rexhbecaj vom VfL Wolfsburg einen Spieler verpflichtet, der bereits einiges an Erfahrung in der Bundesliga vorweisen kann. Doch wer ist der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler? Wir haben uns seine Vita mal ein bisschen genauer angeschaut und heißen ihn in unserer schönen Fuggerstadt herzlich willkommen.

Erste Schritte im Fußball

Elvis Rexhbecaj wurde am 01. November 1997 in Đonaj (Gjonaj) geboren. Das liegt im heutigen Bezirk Prirzren im Kosovo. Zum Zeitpunkt seiner Geburt war das noch ein Teil der Bundesrepublik Jugoslawien, in der über die ganzen 90er Jahre hinweg Krieg herrschte. Als Elvis gerade einmal 2 Jahre alt war, zog die Familie Rexhbecaj nach Deutschland, wo sie sich zuerst in Spremberg und anschließend in Brandenburg an der Havel niederließen.

Mit dem Fußball begann der zentrale Mittelfeldspieler in der F-Jugend seines Heimatvereins, dem Brandenburger SC Süd 05. Dort spielte er bis 2010. Schon damals wurde er aufgrund seines herausragenden Talents von einigen Bundesligisten umworben. Doch damit er nicht in ein Internat muss und seine Familie ihn begleiten konnte, entschied er sich für den VfL Wolfsburg. Sein Vater erhielt bei den Wölfen sogar eine Anstellung als Platzwart.

Von 2010 bis 2016 durchlief Rexhbecaj sämtliche Jugendmannschaften des VfL, bevor er schließlich Teil der zweiten Mannschaft wurde, die damals in der Regionalliga Nord spielte. Sein Debüt gab er im Oktober 2016, als er gegen Eintracht Norderstedt in der Startelf stand und 55. Minuten lang auf dem Platz sein Können unter Beweis stellen durfte. Für Wolfsburg II lief er bis 2019 in insgesamt 47 Partien auf und steuerte 12 Tore bei.

Wolfsburger Profiluft

Doch bereits in der Saison 2017/18 gehörte Elvis Rexhbecaj auch dem Profikader der Wölfe an, denn am 20.08.2017 erhielt er seinen ersten Profivertrag mit einer Laufzeit von 3 Jahren. Am 28.01.2018 durfte er sich schließlich über sein Bundesligadebüt freuen – unter einem Trainer, den wir in Augsburg nur allzu gut kennen. Unser schweizerischer Ex-Coach Martin Schmidt stand nämlich damals an der Seitenlinie der Wölfe. Allerdings nur bis zum 19.02.2018, bevor er freiwillig zurück trat. Die Partie in Hannover endete im Übrigen mit einem 1:0-Sieg für die Gäste.

Auf Martin Schmidt folgte Bruno Labbadia, der den Mittelfeldspieler keinen Monat nach seinem Antritt das erste Mal durchspielen ließ. Zwar war das vielen Verletzten im Wolfsburger Kader geschuldet, doch Elvis wusste so sehr von sich zu überzeugen, dass er in der Folgesaison nahezu zum Stammspieler avancierte. In wettbewerbsübergreifend 26 Partien stand er bei den Wölfen auf dem Platz. Zudem durfte der geborene Kosovo-Albaner auch über seine ersten Bundesligatreffer jubeln. Am 18. Spieltag der Saison 2018/19 traf er per Abstauber zum zwischenzeitlichen 1:1 auf Schalke. Das Ergebnis – 2:1 für die Hausherren – trübte die Freude aber letztendlich ein wenig.

Vorzeitige Vertragsverlängerung…

Im Mai 2019 verlängerte der damals 21Jährige schließlich seinen 2020 auslaufenden Vertrag um weitere 3 Jahre bis 2023.

Elvis hat sich in den vergangenen Jahren toll und vor allem kontinuierlich entwickelt und den Sprung vom Jugend- zum Bundesligafußballer geschafft, ohne den Fokus für die wesentlichen Dinge zu verlieren. Er arbeitet hart, ist sehr lernbegierig und noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Wir freuen uns daher sehr, dass er seinen bei uns eingeschlagenen Weg fortsetzen wird.

Sportdirektor Marcel Schäfer über die Vertragsverlängerung von Rexhbecaj

Vom Wolf zum Bock

Bestimmt hatte der junge Mittelfeldspieler große Hoffnung, sich bei seinem Heimatverein langfristig durchzusetzen. Doch sein Förderer Bruno Labbadia wollte seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Und das, obwohl er mit dem VfL souverän Rang 6 und damit die Europa League erreicht hatte. Es übernahm der Österreicher Oliver Glasner, der nicht mehr auf Rexhbecaj setzte. In der Hinrunde der Saison 2019/20 standen nur 5 Einsätze für ihn zubuche – davon 3 bei der zweiten Mannschaft, einer in der Europa League und einer im DFB Pokal. In der Bundesliga bekam der Kosovo-Albaner nicht eine einzige Minute Spielzeit.

Nur in der Europa League durfte Rexhbecaj einmal sein Können zeigen…
(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Also ließ sich Elvis Rexhbecaj im Januar 2020 für 1,5 Jahre an den 1. FC Köln verleihen. Die Kölner steckten tief im Abstiegskampf. Mit gerade einmal 17 Punkten nach 17 Spieltagen drohte auf Rang 15 auch noch der direkte Abstieg. Rexhbecaj selbst aber schlug ein wie eine Bombe. Schon in der Rückrunde 2019/20 konnte er 4 Torvorbereitungen beisteuern und half somit dabei, dass die Kölner letzten Endes mit 36 Punkten auf Rang 14 die Saison beenden konnten. Übrigens punktgleich mit dem FCA, aber aufgrund des besseren Torverhältnisses auf der besseren Tabellenplatzierung.

Die darauffolgende Spielzeit 2020/21 war Rexhbecajs bisher mit Abstand stärkste. In insgesamt 33 Partien trug er das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust und erzielte dabei 7 Treffer, was ihn zusammen mit Ondrej Duda auf Platz 1 der vereinsinternen Torjägerliste beförderte. In der kompletten Zeit wurde er von den Coaches Markus Gisdol und anschließend Friedhelm Funkel im kompletten Mittelfeld eingesetzt – defensiv, zentral und offensiv. Elvis Rexhbecaj ist hier sehr flexibel.

Zwar mussten die Kölner den Weg über die Relegation nehmen, doch am Ende setzten sie sich gegen Holstein Kiel durch und hielten die Klasse. Elvis selbst verpasste die beiden Partien aufgrund eines Pferdekusses, was bisher seine einzige Verletzung in seiner gesamten Karriere gewesen ist.

Zu gerne hätte ihn der Club aus NRW damals behalten und die vereinbarte Kaufoption gezogen, doch letztendlich scheitere der Deal, da 7 Millionen einfach nicht stemmbar waren. Doch die Fans der Geißböcke werden Elvis wohl immer als den Derby-Helden in Erinnerung behalten. In der Auswärtspartie gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach schoss der Mittelfeldspieler die Kölner durch zwei Treffer zum verdienten 1:2-Sieg.

Weiter ging’s in Bochum

Zurück in Wolfsburg wartete mit Mark van Bommel wieder ein neuer Trainer, doch auch er wollte nicht auf den damals 23Jährigen setzen. Die Konkurrenz im Mittelfeld war mit Maximilian Arnold, Xaver Schlager, Josuha Guilavogui und Yannick Gerhardt einfach zu groß. Also ließ sich Elvis zum Ligakonkurrenten VfL Bochum verleihen. Das Kuriose dabei: Wolfsburg gegen Bochum lautete gleich mal die Partie am 1. Spieltag. Elvis stand gegen seinen Heimatclub in der Startelf, doch als Sieger konnte er nicht vom Platz gehen. Denn am Ende gewann Wolfsburg mit 1:0.

In Bochum traf unser neuer Spieler auf einen alten Bekannten. Mit Trainer Markus Reis hatte Rexhbecaj nämlich schon in der U19 der Wolfsburger das Vergnügen. Insgesamt dürfte es eine zufriedenstellende Saison für den 24 Jahre alten Spieler gewesen sein. In 32 Bundesliga- und allen 4 Pokalpartien stand er auf dem Platz und bekam das, was sich jeder Spieler wünscht: Einsatzzeit! Zwar konnte er keinen eigenen Treffer für die Bochumer erzielen, aber er steuerte im Pokal 2 Torvorlagen bei. Allerdings nicht gegen uns, sondern erst im Achtelfinale gegen Mainz und im Viertelfinale gegen Freiburg, wo sich der VfL schließlich nach der Verlängerung mit 1:2 geschlagen geben musste.

Durch seine Leistungen avancierte Elvis Rexhbecaj am Ende sogar zum Fanliebling an der Castroper Straße. Allerdings stand von vorneherein fest, dass Bochum den Mittelfeldspieler nicht würde halten können. Die geforderte Ablösesumme konnte sich der Verein schlichtweg nicht leisten.

Ein Blick auf die Leistungsdaten

Noch immer ist die Konkurrenz bei den Wölfen zu groß, sodass Elvis nun in Augsburg eine neue Herausforderung sucht. Die Ablöse liegt dem Vernehmen nach bei 1,75 Millionen Euro zuzüglich anfallender Boni wie die Bild berichtet. Der gebürtige Kosovo-Albaner unterschreibt einen 4-Jahres-Vertrag bis 30.06.2026 und erhält die Rückennummer 13. Die kann nur Glück bringen, denn immerhin trug sie einst unsere Vereinslegende Tobi Werner.

Ich persönlich halte diesen Transfer für sehr sinnvoll. Das Mittelfeld ist nach wie vor eine große Baustelle und mit dem Ausfall von Niklas Dorsch ist sie größer als je zuvor. Elvis Rexhbecaj ist ein Spieler, der uns sofort helfen kann. Bereits seit 2018 konnte er einiges an Erfahrung in der Bundesliga sammeln.

Gerade seine Leistungen in Köln waren sehr stark. Diese lagen vor allem im offensiven Bereich. So landete er mit durchschnittlich 1,47 Balleroberungen pro Spiel auf Rang 24 aller betrachteten Spieler laut Ligainsider. Mit 1,2 Torschussvorlagen in einer Partie erreichte er den 60. Rang und schoss selbst 0,97 Mal auf den gegnerischen Kasten. Seine Schussgenauigkeit lag bei sehr starken 75 %. Genauer gesagt: 21 seiner 28 Torschüsse gingen direkt aufs Tor. Das bedeutet Rang 14 innerhalb der Bundesliga. Bester Augsburger Spieler in dieser Saison war André Hahn mit einer Quote von 67,4%.

In Bochum konnte er vor allem mit seiner Zweikampfstärke überzeugen. Insgesamt waren es 239 gewonnen Duelle und damit eins mehr als André Hahn, der bei uns vereinsintern auf Rang 4 in dieser Kategorie liegt. Zudem ist er ein recht starker Läufer. Für die Bochumer rannte er in der abgelaufenen Saison 320,7 km über das Feld. Innerhalb der Liga erzielten nur 25 Spieler bessere Werte, worunter im Übrigen kein Augsburger ist. Unser Spieler mit den meisten abgespulten Kilometern war in der letzten Saison Reece Oxford mit 309,8 km – allerdings in 30 Partien.

Was außerdem noch positiv hervorzuheben ist, ist seine Verletzungshistorie. Von bisher insgesamt 214 Fußballpartien in unterschiedlichsten Wettkämpfen verpasste er lediglich 3 Stück am Ende der Saison 2020/21. Die reine Ausfallzeit lag hier aber nur bei 12 Tagen. Das liest sich schon sehr gut. Hoffen wir, dass es bei uns genauso positiv verläuft wie zuvor.

Schlussworte

Das gesamte Team der Rosenau Gazette heißt Elvis an dieser Stelle herzlich willkommen. Wir freuen uns schon sehr darauf, ihn im Augsburg-Trikot in der WWK Arena begrüßen zu dürfen. Natürlich wünschen wir ihm viel Glück, Erfolg und dass er verletzungsfrei bleibt.

Elvis selbst freut sich im Übrigen schon auf seine Zeit bei uns. In der offiziellen Pressemeldung sagte er:

„Nach meinen zwei Leihstationen in Köln und Bochum, die meiner Entwicklung sehr gut getan haben, bin ich nun sehr froh, langfristig hier in Augsburg zu sein. Die Gespräche mit den Verantwortlichen waren super und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Team und dem neuen Trainer, dessen Philosophie gut zu meiner Spielweise passt.“

Und auch Geschäftsführer Sport Stefan Reuter ist von dem 24jährigen Mittelfeldspieler überzeugt.

„Wir haben Elvis schon sehr lange beobachtet. Deshalb sind wir sehr froh, dass der Transfer nun geklappt hat. Ich bin mir sicher, dass Elvis mit seinen Qualitäten unserer Mannschaft sehr gut tun wird und er unsere Fans mit seiner dynamischen, aggressiven und mitreißenden Spielweise begeistern wird.“

Begeistert sind die Fans tatsächlich. Zumindest habe ich bisher nur sehr positive Stimmen zu diesem Wechsel gelesen. Und nicht nur die Verpflichtung an sich konnte überzeugen, sondern auch die Arbeit der Social Media Abteilung. Die Ankündigung fand ich persönlich sehr gelungen.

Salva ♡♡♡
Herzlich Willkommen in Augsburg, Elvis!

Wer weiß… Vielleicht dürfen wir ja in den nächsten Tagen noch einmal solche Posts sehen. Wir würden uns sehr darüber freuen und warten schon gespannt darauf.

“Als nächstes Spiele auf dem Mond für Milliardäre?”

Das Trainingslager des FC Augsburg neigt sich dem Ende entgegen. Bevor es wieder gen schwäbische Heimat geht, wollte der FCA gegen den katarischen Erstligisten Al-Duhail testen. Kurzfristig cancelte der Verein die Partie und spielt stattdessen gegen Schalke 04. “Wir waren uns der Sensibilität eines Testspiels gegen einen katarischen Verein bewusst”, sagte Manager Stefan Reuter. Gut so. Tatsächlich warf die Partie nicht nur wegen ihrer sportlichen Bedeutungslosigkeit Fragen auf.

“Igoranz und Doppelmoral” – UBT kritisiert FCA

Die Ulrich-Biesinger-Tribüne, der Zusammenschluss der Augsburger Fanszene, war empört. In einer aktuellen Stellungnahme war von “Ignoranz, mindestens jedoch Gleichgültigkeit” des FCA die Rede. Die klare Aufforderung: “Ein Verein, der derart gegensätzlich zu den Werten unseres FCA steht, stellt keinen geeigneten Gegner dar, um sich in Freundschaft zu testen.” Der irrelevante Kick unter dem Alpenpanorama solle nicht überdramatisiert werden – eine gewisse Doppelmoral aufgrund des vom Verein ausgerufenen Tags der Vielfalt (Test gegen Rennes) wurde dennoch attestiert.

Während wir am 23.07 Vielfalt und Toleranz als Teil unserer Vereinsidentität zelebrieren wollen, findet nur wenige Tage zuvor ein freiwillig organisiertes Testspiel gegen einen Verein statt, der für ein System steht, dass maximal konträr zu eben diesen Werten ist.

Ulrich-Biesinger-Tribüne

Deutliche Worte, die einige Fragen aufwerfen: Verschafft der FC Augsburg dem “System Katar” ein Stück weit Legitimation wenn er gegen einen katarischen Erstligisten spielt? Und wo zieht man dann die Grenze? Ist die Kritik am Verein gerechtfertigt? Fragen, die man nun nicht mehr vollends zu Ende denken muss.

Die Rosenau-Gazette begrüßt die Entscheidung des Vereins. Das Spiel war vor allem aufgrund des Mangels an Alternativen im Terminkalender gelandet. Und, nicht unwichtig: Nach RoGaz-Informationen ist der Verein keinerlei Verträge eingegangen. Der FCA unterstützte Al-Duhail also nicht finanziell.

Rettig: Katar-WM ist eine Schande

Das Thema scheint damit beendet. Wir wollen die Gelegenheit aber nutzen, um die aktuelle Situation in Katar zu skizzieren. Wir starten mit Worten von Ex-FCA-Manager Andreas Rettig. Der gebürtige Leverkusener, der dem FCA noch sehr verbunden ist, kritisiert Katar deutlich. Im Gespräch mit der Rosenau Gazette bezeichnet Rettig die WM-Vergabe nach Katar als Skandal.

2010 vergab die Fifa die Sommer-WMs 2018 und 2022 gleichzeitig. Katar setzte sich im entscheidenden Wahlgang mit 14:8 gegen die USA durch. “Erst Jahre später stellte man fest, dass es zu dieser Jahreszeit ziemlich heiß in dieser Region wird. Nun wurde flugs der komplette weltweite Spielplan angepasst, damit wir pünktlich zur Winterzeit beim Glühwein die Spiele verfolgen können.” Die WM geht vom 21. November bis 18. Dezember.

“Wer trifft eine solche aberwitzige Entscheidung und warum?”, fragt Rettig, um die Antwort gleich selbst zu liefern. Die damaligen Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees – ein über weite Teilen korruptes Schurkenkabinett um Franz Beckenbauer und Sepp Blatter. “Ein Drittel der damals stimmberechtigten Mitglieder sitzen oder saßen im Gefängnis.” Mittlerweile entscheiden alle 211 Fifa-Mitgliedsländer über den WM-Gastgeber. “Zum Glück”, wie Rettig sagt.

“Es ist nur verständlich, dass der Fan diese ausschließlich sportpolitisch und wirtschaftlich motivierten Spiele ablehnt”, meint Rettig. “Warten wir mal ab, was der Fifa als nächstes einfällt: Spiele auf dem Mond für Milliardäre? Ausschließen kann man in diesen Tagen nichts. Nehmen wir es mit Humor und hoffen auf ein PR- und Quoten-Desaster.”

Andreas Rettig mit Jos Luhukay an der Seitenlinie: Beide führten den FC Augsburg gemeinsam in die erste Liga (Photo credit CHRISTOF STACHE via Getty Images)

Amnesty erkennt Rückschritte bei Menschenrechten

Auf Katar ist derzeit ein Scheinwerferlicht gerichtet. Rund 125 Tage vor Start der WM sind die Menschenrechtsverletzungen am Golf aktueller denn je. Amnesty International attestierte dem Emirat in einem aktuellen Lagebericht Rückschritte bei der Umsetzung von Menschenrechten. Reformen gebe es zwar vereinzelt (etwa die Einführung eines Mindestlohns oder lockerere Ausreisemöglichkeiten für Gastarbeiter) – diese würden aber nur schleppend umgesetzt werden. Echte Verbesserungen ließen auf sich warten. Das in der Vergangenheit mit “moderner Sklaverei” verglichene Kafala-Sytsem sei nur auf dem Papier abgeschafft.

  • Das Kafala-System: Ein System der Bürgschaft, das es auch in anderen Golfstaaten gibt. Arbeitnehmer brauchen einen Arbeitgeber, der für sie bürgt. De facto entsteht eine große Abhängigkeit, weil der Arbeitgeber eine Vielzahl an Rechten und Bestimmungen über den Arbeitnehmer besitzt. Amnesty schreibt von einem Machtungleichgewicht.

Katar hat rund 2,8 Millionen Einwohner, mehr als 2 Millionen davon sind Gastarbeiter. Die meisten kommen aus Indien, Pakistan, Bangladesch oder Nepal. Sie sind für Glanz und Glamour des Wüstenemirats verantwortlich, haben die unzähligen Hochhäuser und Wolkenkratzer aus dem Sand gestampft. Anerkennung bekommen sie dafür kaum. Katar ist nach kaufkraftbereinigtem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf das viertreichste Land der Welt. Der Reichtum gebührt jedoch fast nur den Kataris selbst.

Zur Wahrheit gehört auch: Den Gastarbeitern geht es finanziell teils besser als in ihrer Heimat. Die Menschenrechtslage in Katar ist (wohl auch durch die WM) besser als in anderen Golfregionen. Vorteile gegenüber Saudi-Arbabien oder Bahrain hat das kleine Emirat zudem im Bereich der Pressefreiheit. Dort liegt es im Ranking von Reporter ohne Grenzen auf Rang 119. Keine Topplatzierung. Nur weil die Situation bei den Nachbarn prekärer ist, ist Katar noch lange kein Vorzeigestaat. Als solcher will sich die katarische Herrscherfamilie al Thani jedoch gerne gerieren.

FIFA Präsident Gianni Infantino (L) beim Handschlag mit Katars Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani (R) im April 2022. (Photo by FRANCOIS-XAVIER MARIT/AFP via Getty Images)

Katar: Vision 2030 und Sportswashing

Die WM 2022 ist Teil der “Vision 2030”, die Katar als Marke etablieren und das Land in ein positives Licht rücken soll. Dazu zählt auch das Ausrichten von Sportveranstaltungen oder Investitionen in Vereine. In den vergangenen zwölf Jahren fanden mehr als 500 Sportveranstaltungen in Katar statt. Von Fußballspielen bis hin zu Schachturnieren oder Leichtatletik- bzw. Handball-Weltmeisterschaften. Katar investiert in mehrere europäische Spitzenklubs, darunter FC Barcelona, AS Rom, FC Bayern und vor allem Paris Saint-Germain.

Wenn es um Katar geht, ist sehr oft vom “Sportswashing” die Rede. Darunter versteht man das Ziel von (meist autoritär regierten) Staaten, das eigene Image durch den Sport aufzupolieren. Mit dem Austragen von Sportveranstaltungen wie Formel-1-Rennen oder dem Investieren in Vereine, siehe auch Manchester City oder Newcastle United.

Im Falle Katars wird beim Sportswashing oft nur der monetäre Aspekt beleuchtet. Es steht außer Frage, dass das Emirat finanziell von PSG profitiert. Die Investitionen haben aber noch einen anderen Grund: Katar will sich einen Schutzpanzer gegenüber den Golfnachbarn zulegen. Das aufgrund der Bodenschätze extrem reiche Land, das Gewinne durch PSG-Erfolge eigentlich nicht nötig hat, sorgt sich vor den militärisch stärkeren Nachbarn Iran, Irak und Saudi-Arabien. Spätestens seit dem Einmarsch Iraks in Kuwait 1990, der in den Zweiten Golfkrieg mündete. Katar hat weniger Einwohner als Berlin und zwangsläufig weniger Militärstärke als etwa Saudi-Arabien. Das ist keine Rechtfertigung für Katars Einmischen in den europäischen Fußball, allerdings wichtig, um die katarische Strategie besser zu verstehen: Der Wüstenstaat verfolgt also primär zwei Ziele: Imagepflege und eine Nähe zum Westen. Beides gelingt Katar, das vor wenigen Jahrzehnten ziemlich unbedeutend war, gar nicht so schlecht.

Der katarische Geschäftsmann Nasser Al-Khelaifi: PSG-Präsident, Chef der europäischen Fußball-Klubvereinigung ECA, führendes Mitglied im Organisationskomitee der WM 2022 und sogar Minister in Katar. Oder kurz: der mächtigste Mann im Fußballbusiness. (Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Wie die Politik Katar hofiert

Blicken wir auf die Politik und Wirtschaft: Hier hat es Katar geschafft, lukrative Geschäftsbeziehungen zu westlichen Unternehmen aufzubauen. Deutsche Firmen wie die Deutsche Bahn oder die Baufirma Hochtief sind an der immer wachsenden Infrastruktur Katars beteiligt. Etliche andere Firmen wie Volkswagen oder Siemens steigern mithilfe der katarischen Finanzkraft ihre Profite. Über Jahre hat sich Katar zu einem geopolitisch unverzichtbaren Akteur gehievt. Der Wirtschaftsminister tütete jüngst einen Deal für Flüssigerdgas eing.

“Katar ist kein Partner der Wahl, sondern ein Partner der Notwendigkeit”, erklärte Nahost-Experte Sebastian Sons dazu im Sportausschuss des Bundestags. Westliche Regierungen hatten in der Vergangenheit allerdings sehr wohl eine Wahl – haben diese nur schlicht nicht genutzt. Da wären die französischen Präsidenten, die mit als Erste die Nähe zu Katar suchten und diese durch die “katarische Nationalmannschaft Europas” Paris Saint-Germain zementierten. Nikolas Sarkozy ist hier besonderes zu nennen. Er verabschiedtee ein Gesetz, das katarische Unternehmen in Frankreich von Steuern befreit. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass Katar bei PSG (seinem Lieblingsklub) einstieg. Und er soll sich intensiv darum bemüht haben, dass Frankreichs Exko-Mitglied Michel Platini für Katar stimmte. Dazu der ebenfalls nicht unbescholtene Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter: “Katar hat aufgrund höchster politischer Interventionen von französischer Seite gewonnen. Das weiß man, das ist bewiesen.”

Ebenfalls zu nennen sind hier aber auch die USA, die bei mehreren Projekten am Golf mitmischen. Und freilich auch Deutschland. Ex-Kanzlerin Angela Merkel reiste noch 2010 (im Jahr der WM-Vergabe an Katar) nach Doha und lobte die guten wirtschaftlichen Möglichkeiten Katars. Christian Wulff besuchte Katar als Niedersächsischer Ministerpräsident, um Geschäfte mit Volkswagen voranzubringen. Die Liste der politischen Einflüsse auf Katar ist lang, das Thema Katar sehr komplex.

Wie umgehen mit Katar? Das war zuletzt die Leitfrage bei einer Podiumsdiskussion in der Universität Augsburg. Den in der Vergangenheit viel zitierten WM-Boykott wird es nicht geben. Den unnötigen Kick gegen Al-Duhail zum Glück aber auch nicht.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Überfällig war es. Seitdem der FC Augsburg den Kauf von Arne Maier fixiert hatte, war es still geworden auf dem Transfermarkt um den Club aus der Fuggerstadt (Achtung Schreibweise liebe Kollegen). Zum einen ist das ok, da der Verein sich ordentlich Zeit genommen hatte, um den richtigen Trainer für die kommende Saison und hoffentlich darüber hinaus zu identifizieren. Und dieser wollte sich auch erst einmal die Spieler, die im zur Verfügung stehen selbst anschauen. Zum anderen wollen auch Spieler Planungssicherheit haben und wissen woran sie sind. Jeder Club mag auch gerne seine Hauptakteure im Trainingslager beinander haben, um Automatismen einzuüben und ein Team zu formen. Und da sind die paar Lücken im Kader des FCA, die es da schon noch gibt, nicht hilfreich. Insofern war es ganz grundsätzlich begrüßenswert am Freitag, dass der FCA seine Themen auf dem Transfermarkt angeht.

Zum Tauschgeschäft selbst

Ganz konkret hat man sich mit dem SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Michael Gregoritsch, der beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 hatte, verlässt den Verein. Dafür erhält der FCA aus Freiburg mit Ermedin Demirovic einen anderen Stürmer im Tausch, der sich in Augsburg bis 2026 bindet. Demirovic ist ein 24jähriger Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der in 61 Bundesligapartien 7 Tore erzielt und weitere 13 vorbereitet hat. In Freiburg war nun bisher seine längste Profistation mit 2 Jahren. Davor wurde er von Deportivo Alavés immer wieder an unterschiedliche Vereine ausgeliehen. Deutschkenntnisse sind vor allem vorhanden, da er bis zur U19 einige Jugendmannschaften beim HSV und in Leipzig durchlaufen hatte. Sein Geburtsort ist Hamburg.

Mit Michael Gregoritsch verliert der FCA auf der einen Seite seinen effektivsten Offensivspieler der letzten Bundesligasaison. In 25 Partien hatte er 9 mal getroffen. Insgesamt kann man Gregerl getrost als gestandenen Bundesligastürmer bezeichnen. In 188 Partien hat er mittlerweile 40 Tore erzielt und 14 Vorlagen gegeben. Wenn er in Augsburg geblieben wäre, hätte er mit gr0ßer Wahrscheinlichkeit Alfred Finnbogason in Kürze als Rekordschützen beim FCA in der Bundesliga abgelöst (so ihm André Hahn hier nicht in die Quere gekommen wäre). Nachdem sich der FCA mit Gregoritsch anscheinend in diesem Sommer nicht über eine Vertragsverlängerung seines bis 2023 datierten Kontrakts verständigen konnte, war nun die letzte Gelegenheit für den Verein gekommen für Gregoritsch (und seine gute Ausbeute gerade in der Rückrunde) einen Gegenwert zu erhalten.

Und dieser ist mit Falle von Ermedin Demirovic mehr als ok. In beiden Lagern gibt es Kritiker des Deals, so dass es sich um eine recht ausgewogene Angelegenheit auf dem Papier zu handeln scheint. Einerseits hat Demirovic sein Potential in der Liga schon gezeigt. Er kennt die Bundesliga und benötigt wenig Akklimatisationszeit. Dazu hat er das Potential im richtigen Umfeld sich in seinen Leistungen zu steigern, gerade weil er in Enno Maaßens System wohl auf mehreren Positionen (u.a. auch rechts) flexibel einsetzbar ist. Zusätzlich bindet er sich in Augsburg bis 2026 und der Verein hat nach dem Abgang von Alfred Finnbogason und im Zusammenspiel mit Gregerls Abschied die Stürmer-Position nachhaltig verstärkt. Andererseits ist es ok, dass der FCA nicht riskieren wollte, Gregotisch im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren. An sich gibt an dem Tauschgeschäft somit nichts zu meckern.

Mit Ermedin Demirovic stößt ein Offensivspieler zum FCA, der sich in der Liga mit 20 Scorerpunkten in 2 Jahren schon einen Namen gemacht hat. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Der Abschied tut weh

Und dennoch berührt mich dieser Transfer emotional. Einerseits ist dort Gregoritschs Wandel in der vergangenen Saison. Nachdem er schon einmal Augsburgs absoluter Leistungsträger im Sturm war, kam eine lange Durststrecke inkl. Leihgeschäft nach Schalke. Und vor der letzten Saison gab es doch einige, die Gregerl nicht mehr viel zugetraut hatten. Gregerl hatte sich nach Christoph Jankers Aussage im FuF-Poddy “neu erfunden”. Er hatte extrem hart daran gearbeitet, wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden. Mit seiner Abschlussstärke und diesem bewiesenen Mentalitätswechsel wird er sportlich der Maaßenschen Elf fehlen. Ich persönlich hätte mir sehr gewünscht, dass um ihn herum die Mannschaft der nächsten Jahre Form angenommen hätte.

Auf der anderen Seite ist Gregerl einfach ein guter, offener Typ. Da ist zuforderst die offensichtliche, die humorvolle Seite, die er in vielen Interviews und “Was Woisch?” Clips gezeigt hat. Ich werde es vermissen, wie er “Stimmt’s oder stimmt’s nicht” sagt. Das Leben ist halt nicht nur bierernst und Gregerl hat Humor. Dieser Humor hat auch dazu geführt, dass er einer gemeinsamen Aktion zugestimmt hat, in der wir ihn mit dem Slogan “Neigschaut” auf T-Shirts gepackt hatten. In diesem Zusammenhang kam eine seiner weiteren positiven Seiten zum Tragen, denn Gregerl hat mit Tor.Chance einen Spendenverein, dessen vier Eckpfeiler die Integration, Inklusion sowie Förderung und Unterstützung von vermeintlich benachteiligten und schwächeren Kindern und Jugendlichen sind. Wir haben hier sehr gerne mit unterstützt und über die T-Shirt-Aktion für den Verein Geld gesammelt.

Hinter alle dem steht der Mensch Michael Gregoritsch. Gerne wird er als “sensibel” bezeichnet. Ich liebe es an ihm, dass er seine Emotionen nicht hintern eine Fassade verbirgt, sondern offen über sie spricht. Wie sehr ich ihm den Treffer, in der Nationalmannschaft gegönnt habe zum ersten EM-Sieg der Österreicher überhaupt. Bei ihm merkt man sehr direkt, was ihm der Fußball bedeutet. Und er hat kein Problem z.B. im Interview mit Tiziana Höll sich zu öffnen und diese Emotionalität offen und authentisch einzugestehen. Dort hatte er auch kein Problem damit zu thematisieren, dass er psychologische Unterstützung an Bord hat, oder auch seine ablehnende Haltung ggü. der WM in Katar offen zu kommunizieren. Ich selbst durfte mich mit Gregerl über seine österreichische Heimat unterhalten und habe selten so einen offenen Interviewpartner erlebt. Die Tour nach Graz würde ich immer noch gerne jederzeit mit ihm machen.

Gregerl werde ich nicht nur auf dem Platz vermissen. Einfach ein guter Typ! (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Wehmut und Neubeginn

Insofern trifft mich der Verlust von Gregerl als Mensch und Persönlichkeit mehr, als die sportliche Komponente des Transfers. Gregerl ist ein Juwel in Zeiten, in denen viele Profis, aus Angst sich angreifbar zu machen, möglichst wenig bzw. nur glatt geschliffenes über sich preis geben. Mit Gregerl kann man sich auf einer menschlichen Ebene identifizieren. Dabei muss man ihn nicht mögen, auch wenn das sehr leicht fällt, wenn man ihm zuhört und sich auf ihn einlässt.

Nun ist das Geschäft, wie es ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als Gregerl auf diesem Weg die besten Wünsche für seinen weiteren Weg mitzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass er diesen auf dem Platz und abseits davon gehen wird. Und an 32 von 34 Spieltagen werde ich ihm die Daumen drücken. International mit dem Sport Club sowieso.

Daneben heißen wir Ermedin Demirovic in Augsburg herzlich willkommen. Gerade die nächste Saison bietet eine große Chance überraschend fett durchzustarten. Lass es uns gemeinsam angehen!

Achtung: Fehleralarm!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist manchmal etwas schwierig, den Verantwortlichen des FC Augsburg zu folgen. So vom Verständnis her. Einerseits hat man eine Phase der neuen Offenheit eingeleitet. Offenheit wird als wichtiger Wert benannt. Auch ich hatte das gefordert, in dem ich die sogenannte Wagenburg einreißen lassen wollte. Stefan Reuter war im Interview bei der Augsburger Allgemeinen, Enrico Maaßen bei a.tv (Ausstrahlung Mittwoch 18:45 Uhr oder auf Abruf in der Mediathek), Christoph Janker als Überraschungsgast beim Podcast Feuer & Flamme (seit diesem Montag abrufbar). Naiv wäre der, der jetzt glaubt, damit würde alles besser. Ich frage mich derweil: Warum erst jetzt? Und hält das an, auch wenn die Kritik, die es massenhaft an den Verantwortlichen in diesem Sommer gab, wieder etwas abklingt? Oder ist es vielleicht nur eine große Beruhigungs-Show?

Andererseits ist es doch auch interessant, was die Verantwortlichen, denn bei all der Offenheit so kommunizieren. Sie geben zu, dass in der jüngsten Vergangenheit nicht alles optimal lief (eine leichte Untertreibung, wenn man den Vorgängen folgt). Es fällt ihnen dennoch schwer Fehler konkret zu benennen. Dies möchte ich gerne an einer Entscheidung festmachen: der Verpflichtung von Markus Weinzierl zum Ende der vorhergegangen Saison.

Der FCA unter Markus Weinzierl

Ja, Markus Weinzierl hat in den letzten Spielen der Saison 2020/21 mit dem FCA die Klasse gehalten. Mit mehr Glück als Verstand. Gegen Bremen bedurfte es eines dummen Platzverweises auf Bremer Seite. Und es war meiner Meinung nach ein Fehler, den FCA unter Heiko Herrlich überhaupt in diese Situation schlittern zu lassen.

In 2021/22 wurde es unter Markus Weinzierl nun nur noch schlimmer. Spieler wie Ruben Vargas fielen in ein spielerisches Loch. Die Mannschaft stagnierte bestenfalls. Es gab weiterhin Spiele, in denen sie einbrach. Insgesamt etablierte Weinzierl weder ein erfolgsversprechendes Spielsystem noch war eine deutliche spielerische Entwicklung zu sehen. Träume zerplatzten. Und Weinzierl ergriff die Flucht nach vorne, in dem er nach dem letzten Spieltag selbst verkündete nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Eine Anschlussbeschäftigung ist kurzfristig nicht in Sicht.

Was sich im Nachhinein allerdings als noch viel tragischer erweisen könnte, sind die mangelhaften Entwicklungschancen vieler Jugendspieler, die Markus Weinzierl diesen bot. Tim Civeja blieb komplett ohne Kadernominierung, genau wie einige andere, und hat den FCA schon per Leihe nach Ingolstadt verlassen. Mit Dejan Pejcinovic sah das größte Talent des FCA-Nachwuchsleistungszentrums keine ausreichende Perspektive beim FCA und wird dem FCA wohl in diesem Sommer den Rücken kehren. Ansonsten hätte man die Vertragsverlängerung wohl schon längst unter Dach und Fach bringen können und Pejcinovic in den ersten Vorbereitungsspielen gesehen. Es war klar, dass Weinzierl schon in seiner ersten Phase kein Trainer war, unter dem die Jugendspieler groß Chancen bekamen. Und trotzdem nahm man es in Kauf, dass hier Porzellan unwiederbringlich zerschlagen wird.

Mit der dargestellten Agilität hätte Stefan Reuter, Heiko Herrlich früher den Rücken kehren sollen. Die Weinzierl-Verpflichtung ist ein hausgemachter Fehler. (Photo by LEON KUEGELER/POOL/AFP via Getty Images)

Die andauernde Rechtfertigung

Und so bildet sich zumindest bei mir der Eindruck, dass es besser gewesen wäre Markus Weinzierl gar nicht erst zu verpflichten. Heiko Herrlichs Schwächen waren offensichtlich. Im Nachhinein hätte man auf der Trainerposition schon früher etwas ändern müssen, und wäre dann nicht darauf angewiesen gewesen, mit Weinzierl jemanden zu holen, der Club und Umfeld schon kennt. Oder man hätte Weinzierl als reinen Retter geholt und im Sommer dann mit jemand komplett Frischen den Neustart gewagt. Und nachdem man sich nun angeschaut hat, was man von einem Trainer will und wie Enno Maaßen dargestellt wird: wie hätte man da nach eingehender Analyse mit Markus Weinzierl weitermachen wollen?

Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen wurde Stefan Reuter explizit gefragt, ob es ein Fehler war, Markus Weinzierl zurückzuholen. Die Antwort: “Nein, damals war es genau richtig. Der Zeitpunkt war extrem spät in der Saison, es waren nur noch drei Spiele zu absolvieren. (…)”. Ja, ja, der Zeitpunkt. Als ob er bei Monopoly die Trainer-Wechsel-Dich-Karte gezogen hätte. Hat er halt nicht. Der Zeitpunkt war selbst gewählt. Die Entscheidung im Nachhinein keine Gute.

Was bleibt?

Außer viel Gerede bisher nicht viel. Mit Enrico Maaßen hat die Führungsspitze zwar einen Trainer gefunden, der im Gegensatz zu so manchem Vorgänger ein guter Kommunikator ist. Seine Erstligareife muss allerdings auch er erst noch beweisen. Dies gilt auch für den Kader. Mit dem drohenden Abgang von Michael Gregoritsch, mit dem man sich anscheinend nicht auf eine Vertragsverlängerung verständigen konnte, gehen dem FCA so langsam die offensiven Unterschiedsspieler aus. Finnbogason und Gregoritsch zu ersetzen, bei gleichzeitiger Formschwäche von Florian Niederlechner wird eine weitere Mammutaufgabe.

Und derweil fallen den Verantwortlichen weiter die einfachen Dinge schwer. Fehler konkret zu benennen und einzugestehen zum Beispiel. Ob die Änderungen im Kommunikationsverhalten nachhaltig sind, wird sich auch zeigen, je nachdem wie sich die sportliche Lage entwickelt. Es bleibt somit spannend rund um den FC Augsburg, der weiter Perfektion nach außen vorgibt, dem ein paar Ecken und Kanten mehr allerdings besser zu Gesicht ständen.

Goldjunge Enrico Maaßen

Drei Wochen ist es her, dass der FC Augsburg Enrico Maaßen erst mündlich, dann schriftlich als neuen Chefcoach verpflichtet hat. Einige haben die Zwischenzeit genutzt, um Portraits oder Trainerprofile über den 38-jährigen gebürtigen Wismarer anzufertigen. Sehr früh auch der FCA.

Vereine wählen dieses Format gerne, um die Öffentlichkeit mit den wichtigsten Daten und Fakten zu ihrem neuen Mitarbeiter zu versorgen. Dass dabei dessen Karriereerfolge und Vorzüge oft im Vordergrund stehen, dürfte niemanden groß verwundern. Schließlich handelt es sich auch bei solchen Mitteilungen um einen Teil der externen Kommunikation, in der der Club seinen neuen Trainer in einem möglichst guten Licht präsentieren möchte (und damit auch sich selbst). Daher habe ich es nicht ganz verstanden, dass sich Pitt Gottschalk, Chefredakteur bei Sport1, kürzlich ausgerechnet am Trainerportrait unserer Fuggerstädter so gerieben hat. Aber sei’s drum, das soll hier nur eine kleine Randnotiz bleiben.

Auch wir von der Rosenau Gazette haben uns nochmal intensiver auf die Suche nach Material zur Person „Enno“ Maaßen gemacht. Wir wollen aber kein ‚klassisches‘ Portrait abliefern. Sondern vielmehr sehen, wie unser neuer Coach sich selbst beschreibt. Und auch, wie sein fußballerisches Umfeld das bisher getan hat. Ob da auch was Negatives dabei ist? Ihr werdet es sehen 😊

Maaßen über sich selbst

Wenn man Enrico Maaßen über sich sprechen hört (oder liest), stößt man immer wieder auf zwei Selbsteinschätzungen. Einerseits sei er ein sehr familiärer Mensch, der aus seiner Familie – er hat Frau und zwei Kinder – viel Kraft schöpft. Nicht umsonst ist es ihm auch bei uns in Augsburg wichtig, seine Familie möglichst bald nachzuholen. Selbst mit seinen Eltern und Schwiegereltern fährt er – nicht selten zur Verwunderung anderer Hotelgäste – gerne in den Urlaub, wie er jüngst am PK-Mikro verriet.

Die familiäre Seite des 38-Jährigen ist andererseits flankiert mit einer riesigen Leidenschaft für den Fußball. Und das nicht nur während der Arbeitszeit, sondern 24 Stunden am Tag. Ein Fußballverrückter ist er, sagte er schon zu Beginn seiner Trainerzeit 2014/2015 beim Niedersächsischen Oberligisten SV Drochtersen/Assel (D/A). Bei seinem Amtsantritt als U23-Trainer in Dortmund beschrieb er seine Fußballverrücktheit so:

„Als Trainer ist es natürlich schwer, das komplett beiseite zu schieben. Ich bin schon jemand, der das mit Haut und Haaren lebt.“

Enrico Maaßen im BVB-Interview vom 20.09.2020

Wenn sich Enno als Trainertyp einordnen soll, kommt man spätestens seit seiner Dortmunder Zeit nicht um den ganzheitlichen Trainer herum. Was er damit meint: Sich nicht nur auf einen Mannschaftsteil, z.B. die Defensive, zu konzentrieren und davon ausgehend Tore aus dem Umschaltspiel heraus zu erzielen (wie es der FCA ja lange praktiziert hat). Vielmehr legt er sowohl Wert auf die Defensive, die stabil sein soll, und das Spiel gegen den Ball, das mit einer hohen Pressinglinie geführt wird und sich ggf. flexibel am Gegner orientiert. Als auch auf die Offensive, das Spiel mit dem Ball, durch das mit variablem Positionsspiel und Kreativität möglichst viele Torchancen kreiert werden sollen. Zu diesem ganzheitlichen Trainer habe er sich mit der Zeit entwickelt.

Wie unser neuer Chefcoach selbst sagt, erledigt er seine Arbeit im Team auch mit einer positiven Grundstimmung, Ruhe, Empathie und Transparenz: Er sei grundsätzlich jemand, der

„sehr ruhig ist, der auch nah dran ist, dem es wichtig ist, eine gute Atmosphäre in der Mannschaft zu haben, keine Wohlfühlatmosphäre, aber eine, wo jeder gerne zum Training kommt, wo jeder weiß, da gibt’s ne gewisse Transparenz auch, dass jeder weiß, woran bin ich.“

Enrico Maaßen im BVB-TV vom 04.08.2020

Der FCA über Maaßen

An vielen Stellen konnte man bereits nachlesen, dass der FCA in Person von Sportgeschäftsführer Stefan Reuter Enrico Maaßen als seine absolute Wunschlösung auf dem Trainerstuhl bezeichnet. Das wurde er auch auf Maaßens Antritts-PK nicht müde zu betonen. Reuter zeigte sich rundum von ‚seinem‘ neuen Trainer beeindruckt: von dessen Kaderkenntnis, von dessen Spielidee, von dessen Energie und Willen, sich zu verbessern, den man permanent spüren könne. Maaßens Selbstbeschreibung als „positiv Verrückter“ hat Reuter schon vor der PK übernommen.

Auch von unseren Spielern hört man, dass sie ihren neuen Übungsleiter schätzen, „seinen Plan“. Niklas Dorsch, dessen Genesung nach seinem Schlüsselbeinbruch extrem schnell vorangeht (Thank God!), attestiert Maaßen im neuen Kicker – wie schon Reuter – „Freude“ und „Hunger auf Erfolg“, dass er sehr kommunikativ sei und das Team ums Team mit ins Boot hole. Man merkt, die Attribute fangen langsam an, sich zu wiederholen.  

Medien über Maaßen

Beim Blick in die Medien- und Bloglandschaft kommen dagegen noch ein paar weitere Facetten hinzu. In einem sehr frühen Interview auf Blog trifft Ball – Maaßen hatte damals als gerade 30-Jähriger bei D/A angeheuert – heißt es schon, er sei ein Trainertalent. Auch beschreibt der Interviewer seinen Gesprächspartner als ziemlich entspannt. Ennos Lockerheit sei ansteckend, wobei er immer wieder um Contenance und Bescheidenheit bemüht sei, z.B. als er bezweifelt, schon jetzt, während seiner ersten Trainerstation in Niedersachsen, einen „so wertvollen Lehrgangsplatz“ wie den des Fußballlehrers zu bekommen.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im August 2020 durfte sich Maaßen schließlich dann doch noch über seinen Fußballlehrer freuen, nachdem er sich schrittweise – über die B- und A-Lizenz – dazu hochgearbeitet hatte. Unter anderem deswegen sei er auch ein Vielbeschäftigter. 2015 war er nicht nur gelernter KfZ-Mechaniker und Sport- und Fitnesskaufmann. Daneben bildete er sich auch immer wieder erfolgreich weiter. Mit einem Sporttherapie-Fernstudium und seit Beginn seiner Trainerlaufbahn, die bis zum Schritt in den Hauptberuf beim Regionalligisten SV Rödinghausen 2018 immer noch nebenherlief, eben auch durch Trainerlehrgänge.

Bei all seinen Aktivitäten sei Maaßen trotzdem penibel, ein Perfektionist:

„Einer, der überall schraubt – sei es das Geschehen auf dem Rasen oder die Außendarstellung und externe Kommunikation. Wie er in der Öffentlichkeit zitiert wird, segnete er in Dortmund immerzu selbst ab – und regelte die sportlichen Geschäfte auf ähnliche Art und Weise.“

Der Kicker über Enno Maaßen am 09.06.2022

Frühere Weggefährten über Maaßen

Und da wären wir mit dem BVB, in dessen Diensten Maaßen seit 2020 als U23-Trainer stand, bei früheren Stationen angekommen, an denen er ebenfalls Eindruck hinterlassen hat. Was die Offiziellen beim BVB und Rödinghausen über ihn sagen, kommt einem nur allzu bekannt vor. Wunschtrainer, hier wie da. Bei Franz Pfanne, Mittelfeldspieler, den Maaßen aus Rödinghausen zu Dortmund gelotst hat, kommt nochmal unverkennbar der Perfektionist und Fußballverrückte zum Vorschein:

„Enrico ist ein Trainer, der sich wirklich über alles Gedanken macht. Also wirklich über alles. Egal ob auf dem Platz oder daneben. Der ist so fußballverrückt, das ist echt krass.“

Franz Pfanne über Maaßen im Schwatzgelb-Blog vom 20.02.2021

Besonders spannend fand ich aber auch Einschätzungen aus Fanforen. Für den DortmunderJungen z.B. war Maaßen schon längst vor seiner Verpflichtung bei den Schwarz-Gelben ein Traum. Für Molsiris danach dann ein absoluter Glücksgriff. Und TheKillingJoke imponiert, wie er das Team mitgenommen hat.

Ein Post eines Hansa Rostock-Anhängers, der früher mit dem gebürtigen Mecklenburger in der B-Jugend kickte, ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Denn er enthält so vieles davon, wie auch spätere Weggefährten – wie wir jetzt gesehen haben – Maaßen beschrieben haben:

„Ich kenne ihn noch aus der B Jugend in Grevesmühlen. Dort haben wir 1 Jahr lang zusammen gespielt. Er war damals schon ein sehr euphorischer Typ, der als Spieler schon das Spiel gelenkt hat und in der Halbzeit hin und wieder taktische Ideen hatte und generell komplett fussballverrückt war.“

User Draven_ im TM-Forum vom 06.01.2019

Stimmt’s oder stimmt’s nicht?

Sofern man den Selbst- und Fremdbeschreibungen von und zu Enrico Maaßen glauben mag, dürfen wir uns in Augsburg die nächsten drei Jahre über ein wahrliches menschliches und fußballerisches Genie an der Seitenlinie freuen. Die Frage, die sich jetzt aber noch stellt, ist: Stimmen diese Lobeshymnen auf ihn oder nicht? (Die Nähe der Überschrift zur Lieblingskategorie unseres Gregerls im FCA-TV-Format „Was woisch“ ist hier natürlich rein zufällig gewählt 😊.) Ich versuche das zum Schluss noch ein bisschen einzuordnen.

Maaßens Fußballverrücktheit – gerade in seiner ‚Freizeit‘ – ist schwierig zu beurteilen. Aber gerade die Aussagen der früheren (Mit-)Spieler finde ich überzeugend. Auch dass Maaßen sich als ganzheitlicher Trainer begreift, zu dem er geworden ist, leuchtet mir anhand seiner bisherigen Laufbahn komplett ein. Bei D/A ließ er ergebnisorientiert noch hauptsächlich umschalten. In Rödinghausen verlagerte sich sein Fokus auf die Offensive, während beim BVB die individuelle Spielerentwicklung hinzukam. Und dazu gab ihm der Erfolg einfach recht.

In der Tat wirkt Maaßen in Interviews sehr ruhig, sehr besonnen, sehr klar auf mich. Ich höre ihm gern zu. Daher kann ich es gut nachvollziehen, wenn beim FCA schon jetzt der Prozess des Mitnehmens angefangen hat. Den Maaßen selbst ja auch initiiert hat, indem er nicht nur gleich die Mannschaft kennenlernen wollte, sondern auch alle weiteren Player im Verein und drumherum. Schon jetzt fühlen sich viele (wieder) mitgenommen von diesem „Menschenfänger“, wie es die Viererkette kürzlich ausgedrückt hat. Die von Maaßen gleich selbst zum Hintergrundgespräch mitgenommen wurde.

Aber (und hier kommt das vorläufig einzige und sehr kleine Aber): Dass Maaßen das Wort „gemeinsam“ auf der PK so oft genannt hat, wirkte auf mich irgendwie gekünstelt. Fast wie ein einstudierter Teil der aktuellen FCA-Kommunikation, die ja mehr denn je, hat man den Eindruck, um die Wiederherstellung eines Miteinanders auf allen Ebenen bemüht ist. Vor anderen Kameras oder in anderen Zeitungen hat Maaßen das meines Wissens nach nicht so oft betont. Zumindest nicht im Zusammenhang mit dem gesamten Verein, sondern eher mit dem Mannschaftszirkel.

Trotzdem habe ich es Maaßen abgenommen. Vielleicht hat ja auch seine penibel geplante Außendarstellung Wirkung gezeigt? Egal. Ich finde ihn mitreißend. Vielversprechend. Vertrauenserweckend. Allerdings kann erst die nächste Zeit zeigen, ob die angestrebte Gemeinsamkeit zwischen allen Vereinsteilen auch wirklich praktiziert wird. Sollte das aber gelingen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass für den FCA mit Maaßen, diesem Goldjungen, wirklich goldene Zeiten anbrechen. Egal, ob Klaus Hofmann seine Aussage von neulich ironisch gemeint hat oder nicht.

Nicht überzeugt

Schöne Überschrift, was? Die bezieht sich nun nicht auf die Vorstellung von Enno Maaßen als Trainer des FC Augsburg. Sondern sie stellt vielmehr das Urteil dar, dass einige der jungen Talente des FC Augsburg immer wieder über den FC Augsburg fällen, wenn es um ihre sportliche Zukunft geht. Sie könnte auch lauten “nicht überzeugend”. Und während der FCA in den letzten Wochen nach der perfekten Trainerlösung gesucht hat, hat sich die Welt – oh Wunder – weitergedreht, und so manch ein Jugendspieler hat seine Entscheidung für die Zukunft getroffen.

Aktuelle Transfers bei den Jugendspielern

Was man an dieser Stelle nicht groß betonen muss. Die FCA-Talente sind mittlerweile begehrt. Die U19 hat in der höchsten Klasse ihre Staffel gewonnen und es bis in das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft geschafft. Da sind richtig gute Jungs bei und kommen auch aus den jüngeren Jahrgängen noch nach. Und die warten nun nicht gerade darauf, dass der FCA zu Potte kommt. So hatte sich Dikeni Salifou schon früh entschieden, dass seine sportliche Zukunft bei Werder Bremen liegen wird. Mit Aaron Zehnter konnte der FCA eines seiner Top-Talente halten und mit einem Profi-Vertrag ausstatten. Gleiches gilt für den schon etwas älteren Henri Koudossou. Soweit so gut.

Das Gerangel wird durch die hohe Qualität auch um die deutlich jüngeren Talente größer. Der 17-jährige Noa-Gabriel Simic ist nun der nächste, der den FCA proaktiv verlässt und zur U19 von Borussia Dortmund wechselt. Er hatte in 18 Partien für die U19 11 Tore gemacht, und das mit gerade einmal 17 Jahren. Der Dortmunder U19 Trainer soll in ihm einen Wunschspieler sehen. Und selbst wenn sich der FCA nun selbst im Dortmunder Trainerpool bedient hat, so ändert dies nun nichts mehr an diesem Spielerwechsel. Genau, wie es einen stutzig machen sollte, dass Dzenan Pejcinovic bisher keinen Profivertrag in Augsburg unterschrieben hat. Am Unwillen des Vereins wird es nicht liegen. Vielleicht fehlt – mal wieder – auf Spielerseite die Überzeugung?

Die Bilanz der letzten Jahre

Über Stefan Reuters Bilanz mit der Jugend hat Irina hier im Blog zuletzt ausführlich geschrieben. Wenn man dies in Kürze zusammenfassen will: der FCA hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Mit Raphael Framberger kam gerade ein aktiv-eingesetzter Spieler der letzten Saison aus der eigenen Jugend. Vor der Saison hatte man mit Marco Richter und Kevin Danso zwei Eigengewächse ziehen lassen. Während Richter seinen Wechsel zu Hertha BSC vielleicht hinterfragt (ein etwas glücklicheres Händchen bei der Vereinswahl hätte man ihm schon wünschen können), hat Kevin Danso mit dem Rummel um seine Person alles richtig gemacht. Er hat für RC Lens 36 Pflichtspiele bei 5 Scorerpunkten absolviert und gezeigt, dass er das Potential zu einem erstklassigen Innenverteidiger ausschöpfen kann. Sein Marktwert ist zusätzlich auf 9 Mio. EUR laut transfermarkt.de geklettert. Und Danso ist weiterhin erst 23 Jahre alt.

Danso war nicht der erste, der seinen Abschied vom FCA quasi erzwang. Er steht in einer Reihe mit Erik Thommy, der trotz Bundesligadebüt in Augsburg seine Chancen in der Ferne (beim VfB Stuttgart) besser einschätzte. In der gleichen Reihe findet sich auch Marvin Friedrich wieder, der über Union Berlin bei Borussia Mönchengladbach gelandet ist. Friedrich war vom FCA nach Berlin ausgeliehen und beklagte, dass sich während seiner Leihe beim FCA niemand für ihn zu interessieren schien. Als Reaktion auf diese offensichtliche Fehlstellung wurde in der Folge Christoph Janker als Bindeglied zwischen Profis und Jugend und zur Betreuung der Leihspieler installiert. Einzig, die Erfolge lassen auf sich warten.

Die Verpflichtung von Aaron Zehnter ist ein Hoffnungsschimmer mit Blick auf die Jugend zuletzt. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)

Wendepunkt

Nun hatte der FC Augsburg mit Markus Weinzierl keinen Trainer, der dafür berüchtigt ist, auf die Jugend zu setzen. 10 Minuten vor Ende einer aussichtslosen Partie durften immer wieder die über 30jährigen Alt-Stars ran, anstatt dass Jugendspieler wichtige Minuten und Erfahrungen hätten sammeln dürfen. Die Frustration unter den Jugendspielern wuchs. Aber auch hier gilt: der Trainer hat sich nicht selbst ausgesucht. Man hat für den Klassenerhalt 2020/21, den Weinzierl durch die Partie gegen Bremen mit mehr Glück als Verstand sicherte, die Perspektive der Jugend geopfert. Die Verpflichtung von Enno Maaßen wird hier nun als Wendepunkt inszeniert. Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen hat Stefan Reuter sehr betont, dass Enno Maaßens Kompetenz in der Arbeit mit Jugendspielern ein Haupt-Kriterium für seine Verpflichtung war.

Das es beim Verein trotzdem keinen kompletten Sinneswandel gegeben hat, sieht man allerdings in Reuters Aussagen zu Tim Civeja im selben Interview. Civejas Namen hat er dabei selbst in Spiel gebracht: “Aber Tim Civeja zum Beispiel ist auf uns zugekommen und würde gerne nach dieser für ihn enttäuschenden Saison, in der er nicht einmal im Kader gewesen ist, einen anderen Weg einschlagen. (…) Wir wollen den Spieler aber nicht verlieren, sondern auch die Möglichkeit haben, ihn wieder zurückzuholen.” Er scheint also direkt bereit, Civeja ziehen zu lassen. Kein Wort darüber mit Enno Maaßen zusammen zu überlegen, welche Perspektive man dem Spieler geben kann. Kein Wort darüber, wie man Spieler vom FCA überzeugen will. Civeja wurde im Nachgang zum Interview nun für ein Jahr nach Ingolstadt verliehen. Chance verpasst.

Strategie nachhaltig ändern

Stefan Reuter hat ja nicht unlängst Fehler selbst eingestanden. Aber gerade in diesem vielzitierten, aktuellsten Interview hat er erneut die Verpflichtung von Markus Weinzierl verteidigt. Hier ist nun die Frage, welchen Prioritäten der FCA nachhaltig verfolgt. Die Förderung der Jugend scheint es ja nicht vorrangig zu sein, wenn man diese für kurzfristige Ziele auch mal opfert. Ob sich die Strategie des FCA hier nun nachhaltig ändert? Zumindest ist dies bisher aus den öffentlichen Aussagen nicht direkt erkennbar. Trainer kommen und gehen in der Bundesliga. Der FCA braucht ein Wertegerüst, auf dessen Basis er Entscheidungen trifft und die Jugend hat hier eine wichtige Rolle zu spielen.

Der Erfolg einer strategischen Änderung wird sich gerade im Verhalten der Jugendspieler und Jungprofis selbst zeigen. Bleiben sie in Augsburg, bekommen sie ihre Chance und wird Vertrauen in sie gesetzt? Hält man den Kontakt auch in schwierigen Zeiten und während der ein oder anderen Leihe und intensiviert ihn dann vielleicht sogar? Kommen sie gerne nach Augsburg zurück? Hier wird es nicht nur auf Enno Maaßen ankommen, sondern auch auf das Management. Wobei Enno Maaßen die Kernaufgabe zukommt, den Jugendspielern ihre kurzfristige Perspektive aufzuzeigen, Vertrauen aufzubauen und Versprechen einzuhalten. Dann ist für die kommende Saison schon viel genommen, auch wenn die Fehler der letzten Zeit sich noch eine Weile auswirken werden, Ob wir nicht doch einen Rückfall in diese Zeiten erleben, ist damit jedoch nicht sicher gestellt.

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