Gedanken zum Spieltag: Hangover

Nach der Pokalniederlage gegen Unterhaching ist gerade einmal der erste Spieltag in der Liga gespielt und ich fühle mich nervlich schon durch 3 Monate Abstiegskampf geprügelt. Aber das Lachen ist mir immerhin noch nicht ganz vergangen. Bevor es am Sonntag gegen die Bayern geht, muss ich einmal meine Gedanken sortieren. Was bleibt vom Spiel gegen Borussia Mönchengladbach?

Das Loch, das Abwehr heißt

Oh mein Gott, ist das einfach, gegen den FCA Tore zu schießen. Wir kassieren direkt am ersten Spieltag mal wieder ein Gegentor nach Standard. Wir haben im Spielaufbau teilweise zu einfache Ballverluste, die zu Gegentoren führen. Und unsere Abwehr ist durch einfache Sequenzen sehr leicht auszuhebeln, gerade auch weil wir Spieler positionsfremd einsetzen. Zum vierten Gegentor kommen wir später. Alleine die ersten drei Gegentore jagen mir weiterhin den Angstschweiß den Rücken hinunter. Warum können wir weiterhin keine Standards verteidigen? Und was soll das mit so manchem Ballverlust? Warum spielt rechts hinten kein Rechtsverteidiger?

Die ersten beiden Themen kennen wir schon länger. Die Unkonzentriertheiten in der Abwehr sowieso. Defensive Stabilität war in Augsburg immer ein sehr hoch geschätztes Gut. Können wir bitte die einfachen Fehler und Themen abstellen? Hatte Enno Maaßen nicht in der PK vor dem Spiel angekündigt, dass die Basics im Vordergrund zu stehen haben. Die Leistung gegen den Ball und in der Verteidigung hinterlässt mich teilweise ratlos.

Sich wehren

Und durch diese Abwehrleistung kam es dazu, dass Gladbach 3:1 bei uns zu Hause führte. Dennoch hat die Mannschaft nicht hilflos aufgesteckt. Kompliment. Gerade nach der Pleite in Unterhaching und nach dem Saisonabschluss war dies nicht zu vermuten. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt die Hände schon gen Himmel geworfen und fast mit dem Schicksal abgeschlossen. Ich rechne es dem Team hoch an, dass es sich in dieser Situation aufgerappelt und weitergemacht hat. Dann macht Bauer nach einer sehenswerten Kombination das 2:3 und Michel versenkt souverän einen Elfmeter. Wichtig.

In der zweiten Hälfte hat man dann zwar auch den ein oder anderen Lapsus eingebaut, aber trotzdem das Kommando übernommen. Gladbach war an sich ausgeschaltet. Vargas macht nach einer Traumkombination und das Ganze hätte in einer perfekten Geschichte am ersten Spieltag enden können. Die Mannschaft hat nach deutlichem Rückstand das Ihrige getan.

Vargas Dynamik im Offensivspiel war ein positives Merkmal (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Der Schiedsrichter

Ich habe schon letzte Saison in zwei Teilen mich über die Schiedsrichter in der Bundesliga ausgelassen, deren nachgelassene Qualität augenscheinlich war. Daniel Schlager bekommt am Ende vom kicker die Note 4,5 und damit noch zu gut weg, weil er die wichtigen Entscheidungen verbockt. Beim Elfer für den FCA sieht er wohl initial den zweiten Kontakt nicht und korrigiert seine Entscheidung. Glück für den FCA. Den muss man nicht unbedingt geben, aber herzlichen Dank an den Gladbacher, dass er den Fuß nochmal hoch nimmt.

Der Elfmeter dann für Gladbach ist aber ein Witz. Direkt nach Abpfiff war die einhellige Meinung in der Liga, dass wir hier alle niemals einen Elfer sehen wollen. Wenn dieser Kontakt ein Elfmeter ist, und das mit VAR bestehen bleibt, dann macht es halt keinen Spaß. Diesmal traf es uns, das nächste Mal haben wir vielleicht wieder Glück. Ätzend ist es alle-mal. Das Team hätte sich mit diesem Verlauf den Sieg verdient gehabt.

Ausblick

Ein Punkt ist besser als kein Punkt, aber 3 Punkte wären es halt gewesen. Hätte, hätte Fahrradkette. Jetzt geht es gegen die Bayern und dann in die erste Länderspielpause (bzw. zum Daniel Baier Abschiedsspiel). Immerhin stehen wir so jetzt schon nicht mehr mit leeren Händen da. Die Mannschaft hat sich nach dem Spiel gegen Unterhaching zumindest nach den ersten größeren Patzern gesteigert. Kernfrage: Kann sie diese verdammten Patzer nun abstellen?

Dazu: auch andere Teams werden sich überlegen, wie sie Arne Engels rechts hinten isolieren wollen. Es bleibt eine Schwachstelle, selbst wenn Robert Gumny jetzt dann nicht mehr gesperrt ist. Engels sollte in jedem Fall spielen, aber offensiver. Seinen Teil zur Vorbereitung des 4:3 kann ich mir noch 100x anschauen. Offensiv lief da einiges sehr gut zusammen. Kannst Dir halt bei der ganzen defensiven Schlamperei nichts von kaufen. Aber bei der gezeigten Moral, steigt doch gleich wieder der Glaube an das Team und der Schock von Haching wird nicht zum Dauer-Trauma. Hoffen wir, dass es so bleibt, wenn es am Sonntag wieder auswärts gen München geht.

Nicht wegverteidigt


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Ja, der Blick auf die Tabelle macht Spaß nach dem Spiel gegen Bremen. 8 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind ein Wort. Schon wieder zu Hause gewonnen. Wer hätte gedacht, dass unser FCA nochmal zu einer Macht zu Hause wird. Der Anschluss nach oben wurde zudem gewahrt. Köln ist punktgleich und die Abstände nach oben grundsätzlich klein. Man könnte sich aus Augsburger Perspektive schon fast gemütlich zurücklehnen, gerade weil mit den Bayern in dieser Woche ein Gegner wartet, der nicht viele Erwartungen zulässt.

Abwehrprobleme

Bei der Fehleranalyse nun nach dem Spiel gegen Bremen gibt es dennoch einiges zu besprechen. Zu groß waren die Lücken im Spiel gegen den Ball, die man auch den Bremern wieder gewährte und auf Grund derer der SV Werder ein deutliches Chancenplus im Spiel gegen den FCA hatte. Einerseits passt der Einsatz auf Seiten der Augsburger, andererseits waren – wieder einmal – viele einfache Fehler dabei, die das Resultat etwas schmeichelhaft aussehen lassen. “Glücklich” ist der Begriff, den Enno Maaßen in der Pressekonferenz nach dem Spiel verwendete.

Ein großer Unterschied zwischen Bremen und vorhergegangenen Gegnern wie Hertha, Mainz oder Freiburg: die Chancenverwertung. Dazu hatten diesmal wir Augsburger das nötige Quäntchen Glück im Abschluss. Und selbst wenn man sich die großen Böcke wie beim Gegentor und auch den Fehlpass von Renato Veiga kurz wegdenkt, hatten die Bremer viele Räume in und um den 16er gefunden und kamen immer wieder gefährlich vors Augsburger Tor.

Wegverteidigen

Das Thema ist damit klar: es fehlt nun schon eine Weile an der defensiven Stabilität. Obwohl der Fokus klar auf diesem Thema liegen müsste nach den Niederlagen gegen Mainz und Hertha. Enno Maaßen meinte noch auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bremen, dass man gegen Hertha die Situationen nicht sauber wegverteidigt bekommen hätte. Er kann nun feststellen: gegen Bremen auch nicht.

Hier mal konsequent zwischen Gegenspieler und Ball. Das war am Samstag leider nicht immer so. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

“Wir haben den Gegner eingeladen.” konstatiere Enno Maaßen nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Dort wurde zudem vom Cheftrainer angeführt, wie auch durch Personalausfälle das Mannschaftsgefüge sich immer wieder finden muss. Dies scheint in diesem Zusammenhang ein etwas hilfloser Erklärungsversuch, denn die Schwachstellen bleiben personalunabhängig. Gegen Mainz hatte Felix Uduokhai hilflos an den Gegentoren mitgewirkt. Robert Gumny ist in seiner Zweikampfführung ein steter Wackelkandidat. Als Fan fragt man sich schon, wo hier die Ursachen liegen.

Viel Arbeit im Training

Der erste Schritt wird sein, dass Enno Maaßen in seinem auf wiederkehrenden Routinen basierenden Training ein paar Änderungen vornehmen sollte. Der Fokus in der Trainingsarbeit muss anscheinend noch mehr auf defensive Stabilität gelegt werden. Ansonsten ist man gegen fast jedes Team in der Liga darauf angewiesen, dass der Gegner offensiv selbst nicht viel auf die Kette bringt. Es geht einfach nicht an, dass man sich in jeder Woche auf die mangelnde Chancenverwertung des Gegners verlassen muss. Und es wird weiterhin oft schief gehen.

Dazu fängt die Abwehrarbeit auch nicht erst in der letzten Reihe an. Gerade die Mittelfeldspieler davor, “klicken” noch nicht ganz so, wie man sich das wünschen würde. Da liegt auch im geschlossenen, mannschaftlichen Verhalten gegen Ball noch in einigen Situationen im Zusammenspiel zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen der Hund begraben.

Personalentscheidungen

Andererseits verstehe ich die ein oder andere Personalentscheidung nicht. Bei Niklas Dorsch mag man argumentieren, dass er genau diese Einsätze braucht, um auf Normalform zu kommen. Andererseits braucht es Dorsch als spielerisches Element seit der Entdeckung von Arne Engels nicht mehr in der gewohnten Form und – ich hätte selbst nicht gedacht, dass dies noch einmal der Fall sein könnte – Julian Baumgartlingers Routine war am Samstag erfrischend. Wieviel Zeit will man Dorschi hier geben?

Maxi Bauer als Fels in der Brandung. Man fragt sich ein bisschen, warum Enno Maaßen auf ihn bewusst verzichtet. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

In der Innenverteidigung bin ich etwas überfragt, was Maxi Bauer verbrochen hat, um sich hinter Renato Veiga einreihen zu müssen. Das Duo Gouweleeuw und Bauer war in der Hinrunde ein starkes. Dazu kommt, dass Bauer der geborene Wegverteidiger ist. Ein Upgrade auf der Rechtsverteidigerposition ist ja nun erst wieder im Sommer möglich. Aber gerade in der Innenverteidigung hat es eine offensichtliche Alternative, die ich – gerade gegen die Bayern – präferieren würde.

Der Kopf bleibt oben

Insgesamt bleibt allerdings das Positive. Enno Maaßen hatte es erwähnt, dass man es in dieser Saison schon auch in einigen Spielen verdient gehabt hätte, mehr mitzunehmen. Diesmal eben nicht. Der 3er lässt einen grinsen zu Wochenbeginn. In dieser Ausgangsposition kann man in Ruhe weiterarbeiten und hoffentlich den ein oder anderen Schritt nach vorne machen. Wenn wir in der Defensive Situationen besser geklärt bekommen, dann wird das mit dem Klassenerhalt in dieser Saison eine einfache Geschichte. Gerade auch mit der Ausgangsbasis nun. Egal, ob sie im Falle des letzten Sieges glücklich ist.

Mitgehalten

FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen
(11. Spieltag, 1:1)

Samstag 15:30 Uhr, noch nicht eisig kalt und trotzdem sahen nur 26133 Zuschauer das Bundesligaspiel gegen Bayer 04 Leverkusen live im Augsburger Stadion. Nach der Vermarktung des Abstiegskampfs in der Vorsaison ist das Zuschauerinteresse an einer fußballerisch überzeugend auftretenden Augsburger Mannschaft im ersten Saisondrittel nicht so groß, wie man das sich aus Sicht des Clubs erhoffen hätte können. Dabei verpassten die Zuhausegebliebenen erneut eine anspruchsvolle Fußballpartie, die für ausreichend Unterhaltung und Diskussionsstoff an diesem Herbsttag sorgte.

Die Ausgangslage

Gegen desolate Bremer hatte der FCA in der Vorwoche zurück in die Erfolgsspur gefunden und auswärts souverän drei Punkte eingefahren. 15 Punkte wies das Augsburger Punktekonto zu diesem Zeitpunkt einer Bundesligasaison noch nie auf und der FCA spielte weiterhin die beste Saison seiner Bundesligahistorie. Zu Hause gegen Bayer 04 Leverkusen wollte die Baum-Elf vor der Länderspielpause nachlegen und den positiven Trend mitnehmen.

Gegen Leverkusen hätte ich gerne schon früher gespielt. Nach dem Trainerwechsel im Sommer brauchte Heiko Herrlich eine Weile, bis seine Mannschaft seine Vorstellungen auf dem Platz umsetzen konnte. Nach einem etwas schwächeren Start in die Saison hatte Bayer 04 gerade in den letzten Spielen seinen Rhythmus gefunden und vor allem offensiv zu überzeugen gewusst. Zwei Siege am Stück waren das Ergebnis vor dem Aufeinandertreffen mit dem FCA.

Das Ergebnis

Am Ende trennten sich beide Mannschaften 1:1 Unentschieden. Punkt 16 hamstern wir gerne auf dem Weg zum Klassenerhalt in einer Saison, in dem uns jeder schon vorher abgeschrieben hatte. Dennoch bleibt ein gewisser Wehmut in Gedanken an das Spiel. Das Matchglück war nicht auf unserer Seite. Retsos fiel, schon gelb-verwarnt, in der ersten Hälfte der Ball im Sechzehner unglücklich auf den Arm. Ein Elfmeter blieb dem FCA verwehrt. Später setzte Caiuby einen Kopfball aus aussichtsreicher Position nur an den Pfosten. Uns gelang es nie, Leverkusen durch eine eigene Führung in Zugzwang zu bringen.

Nach Dansos wortwörtlichem Ausrutscher zu Beginn der zweiten Halbzeit, der Kevin Volland viel Platz bescherte, den dieser nutze, um das 1:0 zu erzielen, war es dann großes Glück, dass ebendieser Kevin Danso beim Eckball direkt danach den Ball zum Ausgleich über die Linie drücken konnte. Insgesamt geht das Unentschieden somit in Ordnung. Teams wie Leverkusen zu ärgern, sollte uns weiterhin ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Was war gut?

Bis auf in der Endphase, in der den Augsburgern die Luft etwas ausging, kam nie das Gefühl auf, dass Leverkusen wirklich gefährlich wäre. Das Gegentor entstand dann auch, nachdem einem unserer Spieler ein Missgeschick passierte und nicht alleine durch die spielerische Klasse des Gegners. Dabei hat Leverkusen eine der gefährlicheren Offensivabteilungen der Liga mit einem Berg an individuellem Talent. Es ist für mich doch äußerst beeindruckend, wie wir einen solchen Gegner mittlerweile durch Kompaktheit in der Formation, Aggresivität und Pressing auf unterschiedlichen Ebenen zermürben können.

Nach 11 Spielen kann daher leicht konstatiert werden, dass Manuel Baum die defensive Stabilität, die uns in der Vergangenheit schon stark machte, wiedergefunden hat. Die Mannschaft kann diese Eigenschaft mittlerweile auch dauerhaft abrufen. Dabei bilden Spieler wie Daniel Opare oder Rhani Khedira wichtige Eckpfeiler, die nicht nur mitlaufen sondern vorangehen. Hut ab vor dieser Entwicklung.

Was war schlecht?

Baum wählte mit Koo die etwas defensivere Anfangsformation und in der Sturmspitze kam der formstarke Michael Gregoritsch erneut von Anfang an zum Einsatz, wodurch Alfred Finnbogason auf die Bank musste. Zusammen mit Marcel Heller und Caiuby machten die offensiven Spieler des FCA zu wenig aus mehreren guten Umschaltgelegenheiten. Die Außenverteidiger Max und Opare schalteten sich immer wieder mit guten Impulsen in das Offensivspiel mit ein, was allerdings immer wieder verpuffte. Koo wurde offensiv durch den Gegner meist komplett aus dem Spiel genommen, während Heller und Caiuby zumeist glücklos agierten. An einem solchen Tag gelang es dann auch Gregoritsch nicht z.B. durch eine Einzelaktion ein Tor zu erzielen.

Gegen qualitativ hochwertige Gegner wie Bayer 04 Leverkusen kann man zwar mittlerweile auch die spielerischen Ansätze erkennen, die zum Erfolg führen könnten. In der Ausführung führen diese Ansätze dennoch nicht zu zwingenden Torchancen. Wenn man an diesem Tag etwas kritisieren will, dann wohl, dass die offensiven Bemühungen noch konsequenter zu Ende gespielt gehören, um Mannschaften wie Bayer 04 Leverkusen wirklich zum Wackeln bringen zu können.

Der Aufreger des Spiels

Natürlich geht es um die Szene in der 42. Minute als Referee Christian Dingert  zunächst auf Abstoß entschied. Er hatte danach Kontakt zu den Kollegen in Köln, die den Videobeweis bemühten und blieb schlussendlich bei seiner Entscheidung. Kein Elfmeter für den FCA, nach einem Handspiel von Retsos im Strafraum, dass Gregoritsch einen aussichtsreichen Abschluss versaute.

Es wäre jetzt einfach über den Videobeweis an sich zu lamentieren. Man könnte auch über die seit Jahren wenig eindeutige Handspielauslegung debattieren. Gestern lag das Problem allerdings beim Schiedsrichter vor Ort, der fachlich alles richtig gemacht hatte. Wenn allerdings das halbe Stadion inkl. der Bank der Augsburger nicht weiß, dass Abstoß gepfiffen war, dann ist das auf die ungenügende Kommunikation von Christian Dingert und seinem Team zurückzuführen. Dabei gehören die Schiedsrichter sicherlich von den offiziellen Stellen unterstützt und gecoacht, wenn diese nicht mit ihren ganz eigenen Skandalen beschäftigt sind.

Was kommt als nächstes?

Ausruhen und durchatmen. Erst in 2 Wochen geht es weiter, wenn der FCA zu den Bayern muss. Ob die bis dahin schon Meister sind und dies dadurch ein einfacheres Spiel wird, steht noch nicht zu 100% fest. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass sich bei den Reisen zu den Nationalmannschaften niemand verletzt. Wer Philipp Max in diesen Tagen auf dem Rasen sieht, fragt sich, worauf Jogi Löw noch wartet. Wenn dieser Max nicht sehr schnell in den Fokus von größeren Clubs rutscht, dann wäre dies rätselhaft. Die Vertragsverlängerungen von ihm und Jeffrey Gouweleeuw, die Reuter noch im Sommer unter Dach und Fach gebracht hatte, sind dabei schon jetzt Gold wert. Vielleicht bietet sich ja auch schon bald die Gelegenheit ähnliche Gespräche mit Daniel Opare und Marwin Hitz zum Abschluss zu bringen.

Gibt es einen sportlichen Plan?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Überschrift ist Programm beim FC Augsburg. Welche sportliche Identität hat unser Club im Moment und welche will er zukünftig haben? Die Verantwortlichen suggerieren, dass sie einen Plan haben. Stefan Reuter hat erst unlängst wieder auf die sportliche Philosophie verwiesen, als er am 28.12. die Verpflichtung von Manuel Baum als Cheftrainer des FCA verkündet hat:

Wir sind überzeugt, dass Manuel Baum der richtige Trainer ist, um die Philosophie des FC Augsburg im Sinne des Vereins umzusetzen und weiterzuentwickeln.

Der aufmerksame Beobachter fragt sich: Schon wieder? Klang das nicht bei Dirk Schuster genauso? Und um welche sportliche Philosophie geht es eigentlich?  Schuster selbst hatte bei seiner Vorstellung einige Hoffnungen geweckt. Auch damals ging es schon darum, die Mannschaft fortzuentwickeln. Schuster hatte angekündigt:

Aber wir wollen natürlich diese Mannschaft auch ein Stück voranbringen.

Der FCA kündigte in der Mitteilung zur Vorstellung von Dirk Schuster die folgende Marschroute an:

Das ist auch taktisch zu verstehen: Schuster will den FC Augsburg weiterhin als unangenehmen Gegner etablieren, der defensiv gegen den Ball arbeitet und es auch stärkeren Teams schwer macht. Andererseits möchte er kreative Impulse in der Offensive setzen.

Die Kehrtwende kam schnell. Die Verantwortlichen beim FCA waren wohl nach einem halben Jahr nicht mehr davon überzeugt, dass er der richtige Mann dafür ist, die ominöse Philosophie des Vereins umzusetzen:

Nach eingehender Analyse der aktuellen sportlichen Situation sind die Verantwortlichen des FC Augsburg zu der Erkenntnis gelangt, dass unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will, herrschen.

Aber um welche Philosophie geht es eigentlich? Aus meiner Perspektive scheint es so, als ob die Hinrunde 2015/16, in der die Mannschaft von Markus Weinzierl v.a. in der Abwehr etliche Male wackelig stand, dazu geführt hat, dass ein Fokus auf die Defensive bei den Verantwortlichen wieder wichtiger geworden ist. Derweil war der FCA über 4 Jahre hinweg ein Trainerclub. Markus Weinzierl gestaltete die taktische Ausrichtung des Vereins, ohne dass der Verein ein festes Bild  bzw. eine sportliche Vision nach der Zeit mit Jos Luhukay gehabt hätte. Er hat die Mannschaft weg entwickelt von einer defensiven Mauermaschine hin zu einem spielstarken Gebilde, dass auch gegen talentiertere Teams taktische Ideen eindrucksvoll umsetzen konnte.

Nun scheint der FCA auf den Weggang von Markus Weinzierl schlecht vorbereitet gewesen zu sein. Im Hintergrund existierte wohl kein konkretes sportliches Konzept für die Profimannschaft, welche Art von Fußball in Augsburg gespielt werden soll, dem eine Liste mit geeigneten Trainern beilag. Zumindest hat der FCA in einem ersten Schritt keinen geeigneten Trainer gefunden, obwohl auch damals schon Manuel Baum direkt vor ihren Augen tätig war. So richtig beeindruckt waren sie wohl vor einem halben Jahr noch nicht. Aber wenn die sportliche Wunschvorstellung kreative Momente beinhaltet, dann hat Dirk Schuster auch in der Vergangenheit nicht gezeigt, dass er hierfür der richtige Trainer ist. Dirk Schusters Arbeit als Trainer sei in diesem Zusammenhang nicht angezweifelt. Zu eindrucksvoll waren seine letzten Jahre und auch die reinen Ergebnisse in Augsburg. Und geht es nicht eigentlich um die Ergebnisse?

Fragen über Fragen.  Zum Beispiel danach, ob es eine konkrete Vorstellung gibt, welche Art von Fußball beim FCA gespielt werden soll. Geht diese Vorstellung über drei Zeilen hinaus? Ich erwarte an dieser Stelle nicht, dass wir ein taktisch vorgeprägter Club wie der FC Barcelona werden, der in allen Jugendmannschaften und in der Profimannschaft genau ein Spielsystem praktiziert. Allerdings hat eine gewisse fußballerische Grundlinie enorme Vorteile. Wenn das System der Profimannschaft auch in den Jugendteams gespielt wird, so können Jugendspieler schneller Anschluss finden, wenn sie aufrücken. Zusätzlich ist der Kader grundsätzlich auch bei Trainerwechseln geeignet, die taktischen Anforderungen zum Großteil zu erfüllen und es braucht keinen großen Umbau. An der kolportierten Unzufriedenheit Schusters mit den Neuzugängen sieht man das Problem. Für mich als Fan auf der Tribüne definiert die sportliche Grundausrichtung zudem die Erwartungshaltung: Wenn grundsätzlich kreative offensive Elemente angekündigt werden, dann gibt es vielleicht mal eine Durststrecke, diese wird aber enden.

Und so ist das Scheitern von Dirk Schuster an den Anforderungen unseres Clubs wohl ein Zeichen, dass wir auf dem besten Wege zu einer sportlichen Identität sind. War die Verpflichtung von Dirk Schuster in diesem Zusammenhang ein Rückschritt, so wurde dieser nun korrigiert und hat vielleicht dazu beigetragen, dass die Verantwortlichen ein klareres Bild davon haben, was sie sportlich sehen wollen. Klar sollte sein, dass wir ein Club sind, der immer noch unterdurchschnittliche finanzielle Möglichkeiten hat. Entsprechend muss ein potentieller Trainer, konzeptionell und pädagogisch stark arbeiten. In einem zweiten Schritt stellt sich nun die Frage, wer dies am besten umsetzen kann. Manuel Baum scheint hierfür prinzipiell gut geeignet. Er wurde als Konzepttrainer beschrieben und scheint die Spieler zu erreichen. Der FCA braucht zudem keinen per se charismatischen Trainer, der die Öffentlichkeit sucht. Stefan Reuter im Rücken und ein relativ ruhiger Medienstandort sollten es auch einem eher introvertierten oder unerfahreren Trainer erlauben Erfolg zu haben.

Für uns auf der Tribüne hat die Entwicklung zwei Folgen: Zuerst werden wir nicht nur mehr Defensivfußball sehen. Wir können beruhigt aufatmen und uns auf kreative offensive Momente freuen. Mit der Entlassung von Dirk Schuster sind wir allerdings auch mutig geworden und haben den sicheren Pfad verlassen. Die Art, wie wir Fußball spielen, ist anscheinend wichtiger, als die reinen Ergebnisse. Dies könnte in der Zukunft auch dazu führen, dass wir mit unserem sportlichen Konzept absteigen, bevor wir uns zum Klassenerhalt mauern. Allerdings zeigt der Blick auf andere Clubs, dass die Strategie funktioniert. Hoffenheim und Mainz haben beide eine sportliche Identität entwickelt und spielen damit konstant in der Bundesliga. Der Blick geht bei beiden Clubs nach oben. Ein schneller Erfolg ist dennoch nicht zu erwarten. Konzepte und Trainer brauchen Zeit, um ihre Vorstellungen umzusetzen. Für die Zukunft stimmt mich die Entwicklung zumindest langfristig positiv. Ob Manuel Baum Erfolg haben wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Er hat keine Erfahrung in der Bundesliga und Stefan Reuters Trainertrefferquote ist verbesserungswürdig. Hoffen wir auf den Lucky Shot.

Ein Schritt nach vorne im Vergleich zur letzten Saison?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Kurz nachgeschaut auf welchem Tabellenplatz der FCA nach dem 12. Spieltag in der letzten Saison stand und herausgefunden: Letzter mit gerade einmal 6 Punkten. In dieser Saison stehen wir auf einem komfortablen 12. Platz mit 13 Punkten. Bevor nun das Argument kommt, dass wir letztes Jahr aber auch die Dreifachbelastung bis zur Winterpause hatten, können wir auch gerne darauf eingehen, dass Markus Weinzierl vorher 3 Jahre hatte, um sein Team zusammenzustellen und zu entwickeln, während wir uns immer noch in Dirk Schusters erster Halbserie befinden. Ist das nun also die sportliche Weiterentwicklung im Vergleich zur letzten Saison, die wir uns alle erhofft hatten? Haben wir einen Schritt nach vorne gemacht?

Die Ergebnisse in den letzten Wochen sind dabei kein Zufall. Hertha BSC und der Effzeh Köln sind keine Teams die zu unrecht oben in der Tabelle stehen. Defensiv sehr kompakt ist es schwierig gegen diese Teams zum Torerfolg zu kommen. Trotzdem sind beide Mannschaften eigentlich offensiv gefährlich. Davon hat man in den Spielen gegen uns weniger gesehen als in anderen Partien. Unsere Defensive hat sich in den letzten Wochen stark verbessert gezeigt und kann auch gute Teams in der Liga kalt stellen. Wer nur an die offensive Seite des Spiels in der letzten Saison denkt, vergisst, dass wir zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison 25 Tore kassiert hatten. Wir waren nicht annähernd so defensiv kompakt wie momentan und das mit Spielern wie Klavan, Hong oder Gouweleeuw. Momentan spielt Christoph Janker in der Innenverteidigung und ich bekomme mittlerweile nicht mehr bei jedem Ball in seiner Nähe einen halben Ohnmachtsanfall.

Dennoch hat es in keinem der letzten beiden Spiele zu einem Sieg gereicht. Gegen Köln waren wir über einen Großteil des Spiels nach vorne ungefährlich. Erst zum Ende der Partie hin konnten wir 1-2 Gelegenheiten herausspielen. 13 Tore hatten wir in der letzten Saison zum jetzigen Zeitpunkt erzielt, in dieser Saison sind es nur 10. Mit den Angriffsbemühungen werden wir selbst bei gleichbleibenden Defensivleistungen Probleme bekommen. Der Verbesserungsbedarf ist offensichtlich.

Lange kann man über die Gründe der Offensivschwäche nachdenken: Sind es die vielen Verletzungsprobleme, die dazu geführt haben, dass mit Finnbogason und Bobadilla, die zwei klassischen Sturmspitzen im Kader fehlen? Die Caiuby Verletzung trägt ihr zusätzliches bei, da er mit den Spielern im Kader nicht adäquat ersetzt werden kann. Zu allem Überfluss, ist vor kurzem zusätzlich mit Koo der offensiv gefährlichste Mittelfeldspieler verletzt von einer Länderspielreise zurück gekommen. Diese Verletzungssorgen würden auch andere Mannschaften beeinflussen.

Andererseits ist Dirk Schuster als defensiv-orientierter Trainer verschrien. Böse Zungen würden es Maurerfußball mit absoluter Ergebnisorientierung nennen. Umso verwunderlicher ist in diesem Zusammenhang, dass Schusters Darmstädter letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt genauso viele Tore geschossen hatten wie unser FCA. Am Ende der Saison waren es nur vier Tore weniger. Klar, der Ball kreist nicht wie bei anderen Teams, aber Tore sind genügend gefallen. Wenn man nun noch die spielerische Qualität im Darmstädter Kader berücksichtigt, erscheint dies doch sehr beeindruckend. Schuster wurde mit gutem Grund zum Trainer des Jahres gewählt.

Ich glaube daher, dass offensiv Grund zur Hoffnung besteht. Die Verletzungssorgen werden zumindest mittelfristig weniger werden. Dazu ist von manchen Neuzugängen ein Leistungssprung zu erwarten. Auch in der Vergangenheit haben Spieler schon mal eine gewisse Zeit gebraucht, bis sie so richtig in Augsburg angekommen sind. Jonathan Schmid, Georg Teigl und Takashi Usami haben zumindest das Potential um noch mehr Impulse zu liefern. Ob diese von allen kommen werden, wage ich zu bezweifeln. Es würde ja aber schon reichen, wenn bei einem aus der Gruppe der Knoten platzt. Dirk Schuster sollte auch dafür der richtige Trainer sein, wenn man beachtet, was er aus so manchem Zweitligaspieler in Darmstadt gemacht hat.

Am meisten Hoffnung macht mir allerdings, dass schon eine kleine Steigerung in der Offensive große Auswirkungen auf die Ergebnisse haben könnte. So ein kleines Törchen in der Schlussphase gegen Köln hätte zum Beispiel großes bewirkt. Wir waren jetzt schon nah dran an sehr guten Ergebnissen. Gegen Frankfurt zu Hause und dann gegen den HSV bieten sich beste Gelegenheiten diese Hinrunde positiv zu Ende zu bringen und eine gute Ausgangsbasis für die Rückrunde zu schaffen. Dann werden auch die Zweifler ruhiger werden. Und wenn es nicht klappt, dann heißt es zusammenzustehen. Ich glaube, Schuster kann mit einer Winterpause viel anfangen.

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