Frage der Woche: In welcher Zahl liegt das größte Problem?

In dieser Woche beschäftigen wir uns der Frage der Woche damit, welche Kennzahlen des FC Augsburg in der nächsten Saison unbedingt verbessert werden müssen, damit der Club besser abschneidet. Unserer Meinung nach sind die Folgenden am Wichtigsten.

Es werden nicht genügend Zweikämpfe gewonnen

(Irina) Ein weiterer eingehender Blick auf die Statistik sollte definitiv in puncto Zweikampfführung geworfen werden: In der Saison 2022/2023 belegte der FC Augsburg Platz 15 in der Kategorie “gewonnene Zweikämpfe”. Satte 3218 waren es an der Zahl.

Hinter dem FCA rangieren hier übrigens weiter vorne in der Tabelle platzierte Clubs wie Union Berlin und Freiburg. Überraschend-unüberraschend findet sich in der Top-20 der Bundesligazweikämpfer kein Augsburger Profi. Mit Offensivsspieler Ermedin Demirović (Platz 37) sowie Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw (Platz 41) sind nur zwei Spieler überhaupt in der Top 50 gelistet.

Gemäß LigaInsider sind Maximilian Bauer (Rang 49 mit 56,4% Zweikampfquote) und Elvis Rexhbecaj (Rang 64 mit 54,9%)  die quotentechnisch besten Zweikämpfer des FCA. Hier ist auch statisch augenfällig, dass beispielsweise bei Mitkonkurrent Stuttgart  beide Innenverteidiger in der Top-15 der besten Zweikämpfer geführt werden. Bei Gladbach befinden sich gleich drei Feldspieler unter den ersten 15.

Bei den Augsburgern fehlte in der letzten Saison generell die Cleverness in den Zweikämpfen sowie gefühlt auch der letzte Biss, den Zweikampf unbedingt für sich gewinnen zu wollen. Diese Mentalität gehört aber seit – ja, mittlerweile schon Jahrzehnten – zur Augsburg DNA. Gerade auf den entscheidenden Positionen wie in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld benötigt es gute Zweikämpfer, die auch mal solide abräumen. Gerade im defensiven Mittelfeld gingen hier viele Raum- und Ballgewinne dadurch an den Gegner.

Immerhin: In Sachen Lufthoheit belegte der FCA  den siebten Platz – mit 810 gewonnenen Kopfballduellen. In diesem Ranking verbesserte der Club sich um eine Position, während die Augsburger in Sachen gewonnene Zweikämpfe auch 2021/2022 schon auf Platz 15 rangierten. In der Saison 2020/21 lag der FCA im ligaweiten Vergleich noch auf Platz elf.

Fredrik Jensen in einem der positiven Zweikämpfe der Saison. War nicht immer so. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zur Zweikampfführung gehört das Ziehen einer gelben Karte in gewissen (brenzligen) Situationen unweigerlich dazu. Doch die 92 gelben und zwei gelb-roten Karten, die der FCA letzte Saison einheimste, waren längst nicht alle clever oder aus taktischen Gründen erfolgt. Zu den bereits genannten gelb-(roten) Karten gesellen sich noch drei rote Karten.

Diese hohe Kartenanzahl (97) ist schlicht und ergreifend zu viel.  Selbst im Abstiegskampf benötigt es eine solche Anhäufung gelber (und roter) Karten nicht. Exemplarisch hierfür, dass der Kopf und Anführer der Mannschaft, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, diese unrühmliche Rangliste anführt. Zusammen mit Manu Koné (Gladbach) rangiert er auf dem Spitzenplatz in der Kategorie “Meiste Karten” in der vergangenen Saison. Bauer, Berisha und Demirović folgen mannschaftsintern mit jeweils acht Karten.

Während letztgenannter sich in der Kategorie “meiste Fouls am Gegner” auf Platz 10 mit 45 Fouls wiederfindet, muss man die anderen drei schon etwas intensiver suchen. Gouweleeuw steht auf einem geteilten 29. Platz mit 36 Fouls am Gegner. Die anderen sind hier nicht näher aufgelistet – was impliziert, dass die gezeigten gelben Karten unter anderem für Meckern und weitere Nickligkeiten vergeben wurden.

Einige Karten mit Besonderheit sollen hier exemplarisch genannt werden:  Am 34. Spieltag endete die Saison unrühmlich mit einer frühen roten Karte wegen Notbremse, gesehen hat diese Karte Robert Gumny kurz vor dem Seitenwechsel. Dieser Feldverweis hätte echt teuer für den Verein werden können.

Einen Spieltag zuvor – am 33. Spieltag – sah Felix Uduokhai noch vor dem Pausenpfiff die rote Karte. Auch hier war der Grund eine Notbremse. Beide male waren die jungen Verteidiger letzter Mann, der Rest der Mannschaft weit aufgerückt. Am 25. Spieltag sah Demirović wegen einem (zu) hoch gestreckten Bein die rote Karte. Unglücklich, aber kann passieren.

Alleine Berisha und Gouweleeuw wurden am 21. Spieltag gegen Hoffenheim wegen vehementem Gestikulieren und Beschweren mit dem gelben Karton bestraft. Am 20.  Spieltag sah Gumny wegen Ball wegschießen gelb, Pedersen am 16. wegen Meckerns. Gegen Leipzig am zwölften Spieltag sahen sowohl Rexhbecaj als auch Coach Maaßen gelb wegen zu deutlichem Lamentieren. Iago schaffte es im selben Spiel innerhalb von nicht mal zwei Minuten erst gelb und im Anschluss gelb-rot zu sehen. Die zweite gelbe Karte war obligatorisch, da der Linksverteidiger sich vom Gegner provozieren lassen hat. An Spieltag sechs wurde Gikiewicz wegen Gestikulierens respektive Provozierens der gegnerischen Bremer Fans mit dem gelben Karton verwarnt.

In der kommenden Saison sollten sich die gelben sowie roten Karten generell minimieren; insbesondere die wegen Meckerns und Lamentierens. Auch Notbremsen sind vermeidbar – bei besserem Stellungsspiel und weniger individuellen Fehlern. Allgemein gesproch wäre es für die kommende Punktrunde wünschenswert, die Zweikampfquote wieder zu steigern und dafür braucht es geeignetes Spielermaterial. Sommer-Neuzugang Patric Pfeiffer beispielsweise wies in der letzten Zweitligasaison eine Zweikampfquote von 69 Prozent auf, Mittelfeldmotor Tim Breithaupt kam im Trikot vom KSC auf 57 Prozent.

Der FCA hat aber meines Erachtens sicher keine Lust, nochmal eine Saison lang die “unfairste und aggressivste” Mannschaft der Liga zu sein, um einmal Medien und gegnerische Fans zu zitieren.

Die Ausfallzeiten müssen reduziert werden

(Andy) Enno Maaßen kam nach Augsburg und dachte vielleicht, dass er ein Team mit einer schon gefestigten Struktur vorfinden würde. Spieler der Vorsaison war Reece Oxford, im Mittelfeld hatte in seiner Debütsaison Niklas Dorsch für die ein oder andere positive Duftmarke gesorgt. Dazu gab es im Team den ein oder anderen erfahrenen Recken wie André Hahn, die immer noch wichtige Akzente setzen sollten. Und wenn man sich nur diese 3 Spieler betrachtet, ohne weiter in die Tiefe zu gehen, dann hat man das größte Problem des FCA in der vergangenen Saison schon identifiziert. Dem Team fehlten zu viele Spieler zu lange, um eine konstante Saison spielen zu können. Dazu kommen dann noch die unnötigen Sperren, die vorher schon ein Thema waren.

Verletzungstabelle Bundesliga 2022/23 von Fußballverletzungen.com

Die Seite Fußballverletzungen.com hat die Statistik wie jedes Jahr sehr eindrucksvoll aufgearbeitet. Landete man in der Vorsaison noch auf einem 13ten Rang mit 59 Ausfalltagen pro Spieler, so war man in der letzten Saison absolutes Schlusslicht mit über 70 Tagen pro Spieler. Einziges Glück: man hatte einen recht breiten Kader. Wäre der Kader kleiner gewesen, hätten die Ausfälle noch schlimmer gewirkt. Hieraus lassen sich zwei Rückschlüsse für die Planungen für die kommende Saison ziehen: 1. Der FCA braucht mit dieser Platzierung nicht unnötig versuchen den Kader auf unter 30 Spieler zu verkleinern. Das wird im Zweifel mehr schaden, als es kostet. 2. Es gilt für das Trainerteam, als auch für die medizinische und Vor- und Nachsorgeabteilung besonders kritisch in der Analyse zu sein und sich zu verbessern. Man liest, dass erste Schritte hier unternommen wurden.

Dies alles schützt nicht vor Krankheits- und Verletzungspech, sondern kann nur unterstützen, damit es im Fall der Fälle schneller geht. An dieser Stelle gehen die besten Wünsche raus an die momentan kranken und verletzten Spieler. Herausheben möchte ich an dieser Stelle als erstes André Hahn, dem es nicht vergönnt war, sich auf dem Platz beim FCA zu verabschieden. Als zweites, wünsche ich Reece Oxford viel Kraft und Durchhaltevermögen bzgl. seiner Long Covid Erkrankung, auf Grund derer er auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen wird. Kommt bald wieder auf die Beine, André und Reece!

Der Ball geht nicht oft genug zum eigenen Mann

(Birgit) Vielen Fans, mit denen ich in Kontakt stehe, fällt auf Anhieb dieselbe Sache ein, wenn sie danach gefragt werden, was ihnen in der abgelaufenen Saison besonders negativ ins Auge gefallen ist. Es ist das gleiche Problem, das beim FCA schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten ist. Und doch hatte ich persönlich den Eindruck, dass es in dieser Spielzeit noch einmal ein ganzes Stück bergab ging, obwohl man sich doch zwingend weiterentwickeln wollte. Hierbei ist die Rede vom Augsburger Pass- und Flankenspiel, von dem ich mir erhoffe, dass man in der Vorbereitung kräftig daran arbeiten wird.

Mit dem Ball hatte man sich mehr Hoffnung auf Besserung gemacht. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Besonders das Passspiel war stellenweise wirklich unterirdisch. Vor allem im zentralen Mittelfeld kam es dadurch zu zahlreichen unnötigen Ballverlusten, die nicht nur für eine gefährliche Situation oder einen Gegentreffer gesorgt haben. In der Hinrunde waren die Werte selbst für unsere Verhältnisse erschreckend. Von durchschnittlich 311 Pässen konnten gerade einmal 63 Prozent an den eigenen Mann gebracht werden. Das heißt, dass mehr als jeder dritte Ball an den Gegner ging. Zwar konnte man sich in der Rückrunde verbessern – auf eine Passquote von 71 Prozent um genau zu sein – dennoch ist das für einen etablierten Bundesligisten leider zu wenig. In gerade einmal zwei Spielen erreichte der FCA überhaupt eine Passquote von 80 Prozent bzw. leicht darüber. Das war in den Partien gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund in der Rückrunde der Fall. Ganze acht Mal landeten sogar 40 Prozent oder mehr der Bälle beim gegnerischen Spieler. Alles in allem ist der FC Augsburg damit nicht nur in der Liga, sondern in allen Top 5 – Ligen Europas die Mannschaft mit den schlechtesten Passwerten.

Damit einhergehend habe ich mich auch mit dem Bereich „Flanken aus dem Spiel“ ein wenig näher beschäftigt. Auch hier zeigt sich, dass man sich in der kommenden Saison eindeutig verbessern sollte. Im Durchschnitt kommen von den Außenbahnen bzw. aus dem Mittelfeld zwischen elf und zwölf Flanken (11,41) in die gefährliche Zone. Das liest sich erst einmal ganz in Ordnung, doch leider finden nur ca. 16 Prozent – also ganze zwei Bälle in 90 Minuten – überhaupt einen Abnehmer. Dadurch nimmt man sich selbst natürlich auch Chancen auf einen Treffer, denn wie heißt es so schön: Flanke, Kopfball, Tor!

Natürlich ist mir bewusst, dass das Pass- und Flankenspiel auch immer mit dem System zusammenhängt. Mannschaften wie Bayern München oder Borussia Dortmund, die vermehrt auf Kurzpassspiel setzen, werden immer eine bessere Passquote haben wie der FCA, bei dem man immer wieder schnelles Umschalten und dadurch lange Passwege zu sehen bekommt. Dennoch wartet auf das Team und auch auf die Trainer in diesem Punkt eine Menge Arbeit.

Das Debakel vermieden

In diesen Tagen kommt es einem vor, als ob einige Jahre vergangen wären. Derweil sind nur ungefähr 18 Monate vergangen, seit der FC Augsburg Ricardo Pepi vom FC Dallas für 16 Millionen EUR verpflichtet hat. Einher mit der Verpflichtung ging Social Media Hype, der auch den Einzug in den Europapokal hätte begleiten können, geschürt vom Augsburger Social Media Team selbst. Man hatte ein amerikanisches Super-Duper-Stürmertalent gelandet und schrie es in die Welt. Es war drüber und es wurden genug Worte darüber verloren.

Wenn man nun vergleicht, mit welcher Ruhe der FCA in den vergangenen Wochen seine Neuzugänge unter Dach und Fach brachte, und diese zwar vorstellte, sich dafür aber nicht übermäßig beweihräucherte, dann ist die Änderung spürbar. Im Hintergrund wurde dabei in den vergangenen Wochen auch an einem erneuten Transfer von Ricardo Pepi gearbeitet, der in diesen Tagen offiziell verkündet wurde. Diesmal ging es um seinen Abgang. Pepi wird zu PSV Eindhoven wechseln und es ist für alle das Beste.

Ankommen und Wohlfühlen

Zurück zu Pepis Verpflichtung. Als er ankam, hätte die Situation einfacher sein können. Pepi, der kurz nach seinem Wechsel gerade einmal 19 Jahre alt wurde, spürte den Druck und zeigte sich verunsichert. Was sollte man auch von einem Kerl in seinem Alter erwarten, der das erste Mal auf einem neuen Kontinent in einem neuen Kulturkreis lebte. Dazu rutschte die Mannschaft von Markus Weinzierl Stück für Stück in den Abstiegskampf. Am Ende der Saison war es viel Krampf, Präsident Klaus Hofmann trat zurück, der Trainer trennte sich vom Team. Unter Enno Maaßen kam Pepi dann zwar zum Einsatz, wollte aber trotzdem weg und Spielpraxis sammeln. Kurz vor Ende der Transferfrist wurde er vom FCA nach Groningen in die Eredivisie verleihen. In Augsburg bis dato alles ein großes Missverständnis.

Rein sportlich lohnte sich die Leihe für Pepi. In 29 Partien für ein sportlich schlechtes Team, war er der beste Spieler und kam auf 15 Torbeteiligungen (12 Tore und 3 Assists). In den Niederlanden war er auf einmal in Europa angekommen und fühlte sich wohl. Groningen wird Pepi verlassen, in den Niederlanden will er aber auf jeden Fall bleiben. Man mag es ihm nicht verübeln (auch wenn die Kommunikation seines Beraters professioneller hätte sein können). Dass es für ihn wichtig sein wird, weiter zu spielen und sich wohlzufühlen, ist für ihn eine wertvolle Erkenntnis. Das man es nicht mehr in Augsburg probieren zu braucht, für beide.

Ricardo Pepi im Trikot des FC Groningen: für ihn eine Erfolgsgeschichte (Photo by PIETER STAM DE JONGE/ANP/AFP via Getty Images)

Wirtschaftliche Befreiung

Der ursprüngliche Transfer zeigt auf, wie gefährlich das Spiel mit großen Transfers für einen Club wie den FCA ist. War man auch schon mit der Verpflichtung von Tomas Koubek daneben gelegen und hatte zum Zeitpunkt der Verpflichtung keinen verlässlichen Bundesliga-Stammkeeper gefunden, war das Risiko bei Ricardo Pepi noch größer. 16 Millionen stellten den von der Ablösesumme her größten Transfer der Vereinsgeschichte dar. Der muss sitzen. Als FCA, mit den weiterhin wirtschaftlich bescheidenen Möglichkeiten, musst Du in der Größenordnung richtig liegen. 16 Millionen zu verballern kann sich ein Verein, der in den letzten Jahren auch nicht in der Lage war, Talente zu entwickeln und regelmäßig teurer weiterzuverkaufen, nicht erlauben.

Wirtschaftlich ist der Weiterverkauf an PSV Eindhoven nun ein echter Befreiungsschlag. Der FCA erhält um die 10 Mio. EUR für einen Spieler, der nicht fehlen wird, weil er bisher nicht Teil des Teams war. Zudem winkt ein weiterer Erlös in der Zukunft, wenn PSV Pepi an einen größeren Club abgeben wird. Das Geld kann man gut gebrauchen, denn der Kader hat das ein oder andere Loch, das es noch zu stopfen gilt, z.B. auf der rechten Schiene. Es erlaubt dem FCA nun, in aller Ruhe Entscheidungen für den Verein zu treffen und zwingt nun auch Clubs wie Eintracht Frankfurt bei Ermedin Demirovic, das Sparschwein zu zerbrechen, so sie ihn den wirklich wollen.

Pragmatisch nach vorne

Die Entscheidung des FC Augsburg ist dann auch eine des großen Pragmatismus. Man träumt nicht weiter davon, dass ein Top-Talent wie Pepi, den Sprung zu einem großen Club vom FCA aus schafft. Man muss nun nicht, während einer erneuten Leihe, darauf hoffen, dass Pepi fit bleibt und performt. Auch besteht kein Druck, dass Pepi vielleicht doch noch in Augsburg ankommt. Augsburg ist nun eben nicht für alle die richtige Station. In diesem Fall war sie es nicht.

Der FC Augsburg hat auch dann, als Pepis Berater seinen Abgang forcieren wollte, die Ruhe bewahrt und nicht zurück gefeuert. Nun nach Saisonende wurden Hausaufgaben gemacht und die Trennung besiegelt. Es befreit den FCA von einer weiteren Altlast aus den Zeiten des Präsidenten Klaus Hofmann und macht ihn auch kurzfristig unabhängiger von neuem Geld aus der Investorenrunde. Es ist ganz schön erwachsen, Missverständnisse zu korrigieren und das Beste daraus zu machen. Dafür wird man nicht gefeiert. Hier in diesem Moment schon.

Frage der Woche: Egal was kommt, diese Spieler müssen bleiben

Der FC Augsburg befindet sich in einer spannenden Phase. Enno Maaßen steht als Cheftrainer vor seiner zweiten Saison. Im August erhält er Unterstützung von einem neuen Sportdirektor, Marinko Jurendic, der vom FC Zürich an den Lech kommt. Die sportlichen Hoffnungen steigen, auch aufgrund dessen, dass der Club mit Finn Dahmen, Patric Pfeiffer, Sven Michel, Masaya Okugawa und Tim Breithaupt schon fleißig auf dem Transfermarkt war. Abgänge werden sich nun anschließen. Wir haben in der letzten Woche laut überlegt, bei welchen Spielern das vielleicht ein sinnvoller Schritt wäre.

Der Verein, gerade auch in Persona von Präsident Max Krapf, hat in den letzten Monaten auch immer wieder klargestellt, dass der FCA sich zum Ausbildungsverein entwickeln soll. Dies ist auch von den Mitgliedern so gewünscht, wie eine Umfrage ergab. Sportlich wertvolle Spieler müssen hierfür zum richtigen Zeitpunkt abgegeben werden. Manche Spieler haben dementgegen für den FCA und dessen mannschaftliche Struktur einen besonders hohen Wert. Bei folgenden Spielern sollte auch bei guten Angeboten ein Abgang vermieden werden. Unsere Kandidaten in dieser Sache sind:

Ermedin Demirovic

Demi hat in Augsburg schnell eine tragende Rolle übernommen und soll diese bitte behalten (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

(Birgit) Fast ein Jahr ist es nun her, dass bekannt wurde, dass sich der FCA und der SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft eingelassen hatten. So wechselte Michael Gregoritsch in den Breisgau, während Ermedin Demirovic zu uns ins schöne Augsburg kam. Zum damaligen Zeitpunkt nicht ganz unumstritten, heutzutage meines Erachtens eine goldrichtige Entscheidung, denn ich für meinen Teil kann mir den Kader ohne den in Hamburg geborenen Mittelstürmer nicht mehr vorstellen.

In nur einer Saison hat es der heute 25Jährige geschafft, sich vom Backup zu einem absoluten Stammspieler in der Bundesliga zu entwickeln. In wettbewerbsübergreifend 32 Saisoneinsätzen kommt er auf insgesamt 14 Scorerpunkte – aufgeteilt in acht Tore und sechs Torvorlagen. Damit ist Demi bester Scorer der Saison 2022/23. Auf dem Platz zeigt er regelmäßig vollen Einsatz, kämpft, ackert, beißt und geht mit gutem Beispiel voran. Kurz: Ermedin vereinigt viele Tugenden, die ein Führungsspieler mitbringen muss.

Dies zeigt er auch neben dem Platz. Wie man zuletzt lesen konnte, ist es Demi, der beispielsweise regelmäßig Treffen unter den Spielern organisiert und damit für ein sehr gutes Klima innerhalb des Teams sorgt. Zudem hat er es sich selbst zum Ziel gemacht, neu verpflichteten Spielern bei der Integration in den Verein zu helfen. Dies verriet zuletzt Innenverteidiger Patric Pfeiffer in einem Interview mit Transfermarkt.

Hört man sich in Fankreisen um, dann ist es immer wieder Demi, der den Leuten besonders positiv aufgefallen ist. Sie beschreiben ihn als „Leader“, den sie sich nicht nur im Mannschaftsrat sondern auch als potentiellen Kapitän vorstellen könnten. Mit seiner ruhigen Art und dennoch sehr starken Mentalität, hat er es geschafft, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Wenn ich wählen müsste, dann wäre Ermedin Demirovic mein persönlicher Spieler der Saison, der eine sehr gute Entwicklung an den Tag gelegt hat und es immer wieder schafft, seine Mitspieler mitzuziehen. Ihn gehen zu lassen, wäre für mich daher ein Fehler und ich hoffe sehr, dass sich die Gerüchte um einen potentiellen Wechsel zu Eintracht Frankfurt nicht bewahrheiten werden. Er ist ein Spieler, der sich in Augsburg nicht nur wie zuhause fühlt, sondern der nahezu alles mitbringt, was einen „Augschburger“ ausmacht.

Arne Engels

Arne Engels war wohl die positive Überraschung der Rückrunde. Der überraschende Weg soll gern in Augsburg weitergehen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Irina) Der Shootingstar der vergangenen Saison muss bleiben – sage ich. 19 Jahre ist der Rookie (noch) und für dieses junge Alter hat er seine Bundesligatauglichkeit schon mehr als nachweisen können. Natürlich hatte der Belgier gegen Ende der Saison ein Leistungstief, wie all seine Teamkameraden – all dies ist aber verschmerzbar, denn Arne Engels steht noch ganz am Anfang seiner Karriere.

Der FCA holte Engels in der Wintertransferphase 2022/23 eigentlich für die Position auf dem Flügel. Schnell wurde der belgische Nationalspieler aber ins Zentrum gezogen, auch aufgrund der Personalknappheit im Mittelfeld. Der Jungspund erledigte die ihm auferlegten Aufgaben dann so gut, sodass er in seiner Prämieren-Halbsaison auf 18 Partien kam. Hierbei gelangen ihm vier Assists. Auf eine durchschnittliche Passquote von 72 Prozent kommt Engels ebenso wie auf 777 Ballkontakte. Die Passquote ist besser als die seiner Nebenmänner Elvis Rexhbecaj und Arne Maier. Gemäß dem Kicker erlief er 193,27 Kilometer.

Der Youngster setzte zu 325 Sprints an, sechs mehr als Elvis Rexhbecaj in der ganzen Saison absolvierte. Wenn Arne Engels in der kommenden Saison noch an seiner Zweikampfführung arbeitet und körperlich etwas robuster wird (er wiegt 71 Kilogramm bei 1,84m Körpergröße), dann wird er dem FC Augsburg noch viel Freude bereiten. Schon in der Rückrunde überzeugte er mit klugen Pässen und tollen Standards. Insbesondere die Eckbälle trat der Belgier mit einem feinen Füßchen.

Der FCA hat mit Arne Engels einen Überraschungscoup gelandet im Winter – das hatte kaum einer so auf dem Schirm. Die läppischen 100.000 € Ablöse an Brügge sind quasi geschenkt, wenn man auf die sonstigen Ablösesummen im Fußballkosmos blickt. Schon im Laufe der ersten Saison konnte er seinen Marktwert von 500.000 € auf nunmehr 7,5 Mio. € steigern. Dies war nun erst der Anlauf. Wir können gespannt sein, wohin der (steile) Weg des Arne Engels noch führt. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir bereits bekommen. In der neuen Saison kann er ein Eckpfeiler der Mannschaft werden und zu einem Bundesligaspieler reifen. Und dann, irgendwann, kann der FCA Arne Engels an einen der großen (und geldigen) Top-Clubs verkaufen – und sich auf ein Transferplus freuen.

Niklas Dorsch

Wenn Niklas Dorsch sein Potential ausschöpft, dann sollte er ein wichtiger Bestandteil in Augsburg sein. Nächste Saison ist es hoffentlich so weit. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

(Andi) Als der FC Augsburg vor zwei Jahren Niklas Dorsch verpflichtet hat, war die Euphorie groß. Von einem Transfer-Coup war die Rede. Der Kicker schrieb, der FCA habe sich „gegen zahlungskräftigere Konkurrenz durchgesetzt“ und so mancher FCA-Fan rieb sich erstaunt die Augen, dass der U21-Europameister tatsächlich am Lech unterschrieb. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen.

Nun lässt sich gewiss streiten, ob Dorsch sie erfüllt hat. Für ein Urteil ist es aber definitiv zu früh. Der zentrale Mittelfeldspieler fiel einen Großteil der Saison aus, stand nur fünfmal in der Startelf. Nicht aber aus sportlichen Gründen, sondern verletzungsbedingt.

In seiner ersten Saison war Dorsch unumstrittener Stammspieler, machte 30 Spiele und lenkte das Augsburger Mittelfeld. Dabei ging der gebürtige Oberfranke stets als Leaderfigur voran. Auf und neben dem Platz. Der FCA braucht Kämpfertypen wie Dorsch, gerade nach der Verjüngung des Kaders. Eine Mittelfeldachse aus Dorsch und Engels würde zu den besseren der Liga zählen und ordentlich Lust auf die kommende Saison machen. Der FCA sollte Niklas Dorsch unter keinen Umständen verkaufen.

Mads Pedersen

Mads Pedersen möchte man in Augsburg nicht mehr missen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Franzi) Einer, den ich derzeit unter keinen Umständen bei unserem FCA missen möchte, ist Mads Pedersen. Obwohl (oder gerade weil) der 1,74 Meter kleine „Mini“ oft viel weniger auf dem öffentlichen Radar erscheint wie ‚große‘ Namen wie Demi oder Dorsch. 2019 kam Pedersen als 22-Jähriger für 800.000 € vom FC Nordsjælland an den Lech, um beim FCA erstmals Bundesligaluft zu schnuppern. Die Verantwortlichen statteten den talentierten Linksverteidiger und dänischen U21-Nationalspieler gleich mit einem Fünf-Jahres-Vertrag aus.

Weil Iago verletzt war, feierte Pedersen als Backup gleich am ersten Spieltag 2019/2020 in Dortmund sein Debüt. Danach trat er, wie für Nachwuchsspieler üblich, erst einmal ins zweite Glied, wurde, um Spielpraxis zu sammeln, für ein halbes Jahr nach Zürich ausgeliehen. Zurück in Augsburg, musste er dann selbst wochenlang verletzungsbedingt pausieren. Bei Iago und Pedersen ist das aber fast wie beim Ping-Pong: Als sich der Brasilianer im Frühjahr 2021 länger verletzt, springt wieder sein Ersatzmann ein. Macht ab da aber so nachhaltig auf sich aufmerksam, dass er aus dem Team nicht mehr wegzudenken ist.

Gerade in der vergangenen Spielzeit hat Pedersen gezeigt, dass er mit seinem Tempo und Biss in den Zweikämpfen auch auf der rechten Seite für den dauerformschwachen Gumny bestehen kann. In Leipzig fand er sich gar im offensiven Mittelfeld wieder. So eine Flexibilität ist unter Maaßen gefragt. Zwar hatte der heute 26-jährige selbst öfter mal Probleme beim Stellungsspiel. Die versuchte er aber mit seinem unermüdlichen Einsatz wettzumachen. Die Gesundheit ist’s auch, die ihn regelmäßig triezt. Allerdings ist Mads weit davon entfernt, sich unterkriegen zu lassen. Fast immer am Grinsen, versucht er, seinen positiven Spirit auf seine Mitspieler zu übertragen, sie zu bestärken (Tomáš Koubek 😊) und auch an uns Fans weiterzugeben, wie er es nach dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Union Berlin auf Instagram getan hat. Mit Mads will ich in die Verlängerung! Über 2024 hinaus! Gerade auch, wenn Iago das Feld räumen sollte.

Jeffrey Gouweleeuw

Gouweleeuw im Spielaufbau weiterhin tragend. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

(Andy) Enno Maaßen hätte in der letzten Saison schon lieber mehr mit Dreierkette gespielt. Oftmals war die Personaldecke in der Innenverteidigung einfach zu dünn. Jetzt kommt mit Patric Pfeiffer jemand für die rechte Position dazu. Wann und ob Reece Oxford nach seiner langen Pause wieder zu Form kommt, steht wohl in den Sternen. Und bei Felix Uduokhai wird spekuliert, ob er den FCA nicht in diesem Sommer verlässt, nachdem sein Vertrag in 2024 ausläuft. Einen ablösefreien Abgang in 2024 kann sich der Club schier nicht leisten und so wird zwangsweise überlegt, in diesem Jahr noch Transfereinnahmen zu generieren.

Umso wichtiger ist es, dass Jeffrey Gouweleeuw bleibt und als Leuchtturm in der Innenverteidigung dient. Meiner Meinung nach hat er die Kapitänsrolle in der Rückrunde sehr gut ausgefüllt. Es wird wichtig sein, dass er eine Achse bildet und auch dem neuen Keeper Finn Dahmen mit Ruhe und Souveränität hilft. Jeff ist gerade durch seine eher geringe Verletzungsanfälligkeit und seine Erfahrung in der Augsburger Jungspund-Elf kaum zu ersetzen. Es wird ihn in der kommenden Saison und darüber hinaus brauchen, um eine gesunde Mischung im Kader zu finden. Jeff sollte entsprechend nicht nur bleiben sondern auch verlängern.

Aaron Zehnter

AUGSBURG, GERMANY – JULY 21: Aaron Zehnter of FC Augsburg poses during the team presentation at WWK Arena on July 21, 2022 in Augsburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Andy) Der FC Augsburg will ein Ausbildungsverein sein. Dabei will er auch auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum setzen. Aber auf wen? Maurice Malone will den FCA wohl dauerhaft verlassen, um anderswo Stammspieler zu werden. Die Leihe von Lukas Petkov nach Fürth wurde gerade erst um 1 Jahr verlängert. Tim Civeja hat den Sprung erstmal nicht geschafft und wechselte in diesen Tagen fest nach Saarbrücken. Da bleibt dann nur noch Aaron Zehnter, der als aufstrebender Jungprofi den Sprung bei den Profis realistisch schaffen könnte, nachdem er zumindest in der letzten Saison herangeführt wurde, wenn man Mert Kömür in der kommenden Saison mit Hoffnungen nicht überfrachten will.

Aaron muss entsprechend bleiben und Spielzeit bekommen. Wenn Iago geht, hoffe ich dass er als Ersatz für Mads Pedersen fest eingeplant wird. Es braucht endlich wieder ein Vorbild, dass den anderen Jugendspielern den Beweis der Durchlässigkeit liefert. Kann man es in Augsburg aus der eigenen Jugend zu den Profis schaffen? Viel hängt hier in der nächsten Saison von der Entwicklung von Aaron Zehnter ab.

Frage der Woche: Für beide Seiten besser, wenn er geht

4 Neuzugänge hat der FCA schon verkündet, 1 weiterer folgt wohl in den nächsten Tagen. Die sportliche Leitung schraubt fleißig am Kader für die kommende Saison. Derweil werden auch Abgänge folgen müssen, damit Enno Maaßen im Training nicht mit 40 Spielern arbeiten muss und eigene Jugendspieler eine Chance auf Einsatzzeiten haben. Grundsätzlich fällt es immer schwer, sich von Spielern zu verabschieden. In der Rückschau färben Potential und Highlight-Momente ein positives Bild. Dennoch haben wir uns dieser Woche an die Frage getraut, bei welchen Spielern ein Abschied für beide Seiten der beste Pfad wäre. Nachfolgend unsere Vorschläge:

Niklas Dorsch

Wenig Erfolgserlebnisse in der abgelaufenen Saison: Niklas Dorsch (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

(Andy) Dorschi wurde ordentlich gehypt, als er im Sommer 2021 den Weg aus Gent zum FCA fand. Die Hoffnungen entstanden auch durch das Karriereende von Daniel Baier. Lange hatte der FCA mit ihm eine Konstante im defensiven Mittelfeld, der das Spiel lenkte und prägte, wie niemand in Augsburg zuvor. Die Hoffnungen, in die großen Fußstapfen des Maestros zu treten, konnte Dorsch bisher zu keinem Zeitpunkt erfüllen.

Dorsch ist derweil kein schlechter Fußballer. Allerdings tendiert zu Ballverlusten im Spielaufbau, die eine Mannschaft wie den FCA Spiele kosten können. Seine Entscheidungen sind teilweise zu riskant, manchmal auch die Ausführung schlampig. In der abgelaufenen Saison, der ersten unter Trainer Enno Maaßen, kam er auf gerade einmal 11 Bundesligapartien und 478 Minuten. Seine drei Spiele von Beginn an verlor der FCA allesamt. Zweimal brach er sich den Mittelfuß, dazu wurde er von einer Krankheit und einer Nasen-OP zurück geworfen. Verfügbarkeit, gerade im zentralen Mittelfeld so wichtig.

Dorsch verabschiedete sich in die Sommerpause, in dem er sich mit den Fans im Fanblock in Gladbach anlegte, die die unterirdische Leistung der Mannschaft nach Spielende kritisierten. Sein Ego und sein Anspruch sind groß. Der FCA im Mittelfeld mit Rexhbecaj, Engels und Breithaupt zukunftssicher aufgestellt. Für Dorsch stellt sich die Frage, ob er sich in den Dienst der Mannschaft stellen kann und die Augsburger Werte verkörpert. Für den FCA könnte es ein guter Moment sein, sich vor der kommenden Saison von Dorsch zu trennen, bevor er hinter der Konkurrenz auf der Bank versauert und Unruhe entsteht. Noch war die letzte Saison eine unglückliche Aneinanderreihung von Zufällen. Ein Abschied könnte für alle Seiten das Beste sein.

Robert Gumny

Robert Gumny nach seinem Platzverweis gegen Gladbach im letzten Spiel der Saison: wie unglücklich könnte ein Abgang sein (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

(Irina) Auch auf der Abgangsseite wird sich sehr sicher beim FCA zeitnah etwas tun. Ein Abschied, den ich persönlich verschmerzen könnte, ist auf der Rechtsverteidigerposition beheimatet. Die Rede ist von Robert Gumny. 25 Jahre alt ist der polnische Nationalspieler vor kurzem geworden, aber in der Bundesliga angekommen ist er weiterhin noch nicht. 29 Bundesligaspiele konnte „Rogu“ in der vergangenen Saison bestreiten, hier stehen ein Tor und zwei Vorlagen zu Buche. Die letzte Saison absolvierte Gumny überwiegend als Stammspieler auf der rechten defensiven Abwehrseite. Der Kicker-Notendurchschnitt liegt bei 3,96, dies ist einer der schlechtesten Werte beim FCA. Eine Weiterentwicklung konnte der geneigte Fan letzte Saison (leider) weiterhin nicht erkennen.

Mangels Alternativen wurde Robert zwar eingesetzt, konnte aber kaum überzeugen. Vielmehr war der Pole meist defensiv überfordert, zeigte viele individuelle Fehler und kam offensiv kaum zur Entfaltung. Gewünscht hätten wir es ihm alle, schließlich kam Gumny 2020 für rund zwei Mio. Euro Ablöse von Lech Posen und mit ihm einige Vorschusslorbeeren. Gegebenenfalls kann RoGu in die zweite Bundesliga abgegeben werden oder an einen Club seines Heimatlands. Dies wäre wohl eher seine Kragenweite.

Auf der rechten Seite sucht der FCA sowieso einen Starter mit nachgewiesenem Bundesliga-Niveau, sodass mit dem zurückkehrenden Framberger ein ähnlich veranlagter Spieler noch als Backup zur Verfügung stünde. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Framberger eine absolute Identifikationsfigur als gebürtiger Augsburger ist und somit wichtig für das Binnenklima der Mannschaft. Ansonsten würde ich persönlich einen Blick in die zweite Liga werfen, um einen erfahrenen Routinier als Ergänzungsspieler zu verpflichten. Einen Spieler wie beispielsweise Sei Muroya (Hannover 96) oder Cedric Brunner (Schalke 04).

Iago

Seit 2019 beim FC Augsburg: Iago Amaral Borduchi (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

(Andi) Iago hat beim FCA noch einen Vertrag bis 2024. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung scheint aktuell nicht im Raum zu stehen – und so sollten die Verantwortlichen darüber nachdenken, den Brasilianer zu verkaufen. Die Einnahmen sollte man mitnehmen, Iago hat einem Marktwert von 5,5 Millionen Euro. Es gibt Interesse aus der Türkei.

Keine Frage, der 26-Jährige, der 2019 aus Porto Alegre kam, kann für den FCA sehr wertvoll sein. Seine Leichtfüßigkeit gepaart mit Offensivdrang tun dem Augsburger Spiel gut. 13 Vorlagen und vier Tore für Rot-Grün-Weiß belegen das, wenngleich Iago nicht an die Werte von Vorgänger Philipp Max herankommt.

Im Kerngeschäft eines Linksverteidigers hat Iago aber deutlich Luft nach oben. Zu oft agiert er in Zweikämpfen zu fahrig, ist mit seinen nicht mal 70 Kilo schlicht nicht robust genug für die Bundesliga. Hinzu kommen Mängel im Stellungs- wie zwangsläufig auch im Kopfballspiel sowie Unkonzentriertheiten wie falsche Einwürfe oder sein Blitz-Gelb-Rot gegen Leipzig. Eine Trennung im Sommer scheint bei einem guten Angebot verkraftbar. Auch, wenn der FCA dann wohl noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden müsste.

Noah Sarenren Bazee

Auch bei Noah Sarenren Bazee läuft der Vertrag im kommenden Jahr aus. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Birgit) An dieser Stelle muss ich offen und ehrlich zugeben, dass mir das Thema der Woche einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Dies möchte ich auch ganz kurz erklären: Für mich hat jeder Spieler seine Berechtigung im Kader zu stehen und jeder von ihnen hat durchaus zum Erfolg der letzten Jahre beigetragen – sei es jetzt auf oder neben dem Platz. Doch eine Wahl musste her und so habe ich mich kurzerhand für jemanden entschieden, dessen Vertrag 2024 ausläuft, sodass der Verein somit noch ein letztes Mal die Chance hätte, eine Ablöse zu generieren. Zudem wurde derjenige in den letzten Jahren sehr vom Verletzungspech verfolgt. Die Rede ist von Noah Sarenren Bazee.

Der gebürtige Celler wechselte im Jahr 2019 von Hannover 96 zu uns in die Fuggerstadt. Seitdem bestritt er gerade einmal 683 Einsatzminuten in 32 Einsätzen für die Profimannschaft. Hier steuerte er zwei Tore und eine Torvorlage bei. Tatsächlich war er in unserer U23, für die er sieben Mal auflief, erfolgreicher, denn hier traf er drei Mal und bereitete zwei Treffer vor. Insgesamt trug der schnelle Rechtsaußen das Trikot mit der Zirbelnuss für insgesamt 1.183 Spielminuten. Sogar unsere Neuverpflichtung des Winters Arne Engels spielte in der Rückrunde mehr als Sarenren Bazee in seiner gesamten Zeit in Augsburg.

Dies ist natürlich der ellenlangen Verletzungshistorie geschuldet, die den heute 26Jährigen immer wieder zurück geworfen hat. 44 Spiele verpasste er aufgrund von kleineren Verletzungen und natürlich auch wegen seines Kreuzbandrisses, den er sich im März 2022 zuzog. Doch diese schwere Blessur sorgte dafür, dass er sich unter Trainer Enno Maaßen erst sehr spät präsentieren und auch nicht durchsetzen konnte. Die Konkurrenz um Arne Maier, Kelvin Yeboah und Co war einfach zu stark.

Bestimmt hat es sich Noah auch ganz anders gewünscht, als er 2019 beim FC Augsburg unterschrieben hat, aber die Faktenlage ist leider eindeutig. Natürlich findet man auch positive Aspekte über ihn. Seinen Einsatz zum Beispiel, wenn er doch einmal ran durfte, oder auch seine Geschwindigkeit, mit der er auch in den letzten Spielminuten mal für Wirbel sorgen konnte. Sein Tor gegen Borussia Dortmund zum 1:1-Endstand am 24. Spieltag der Saison 2021/22 werde ich auch nicht so schnell vergessen. Trotzdem muss ich im Großen und Ganzen gestehen, dass ich für Noah Sarenren Bazee keine Zukunft im Augsburger Kader sehe und würde es ihm persönlich sehr wünschen, dass er woanders sein Können unter Beweis stellen kann und dabei verletzungsfrei bleibt.

Bei welchem Spieler könntet ihr euch eine Trennung gut vorstellen?

Den Abschluss verkackt

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist in der Sommerpause angekommen. Man hat – erneut entgegen der Erwartungen vieler Außenstehender – die Klasse gehalten. Auf den Mottoshirts des Jahres prangt die Wilde 13. Mit Jim Knopf geht es in ein weiteres Jahr Bundesliga. Insgesamt ist das weiterhin ganz außergewöhnlich, gerade wenn sich große Clubs wie Hertha BSC und Schalke 04 in die zweite Liga verabschieden. Man hat sich hier im sportlichen Wettbewerb erneut durchsetzen können. Das große Ganze will hier niemand klein reden.

Am Abgrund

Allerdings war ich in Gladbach mit vielen anderen Augsburgern, von denen ein Großteil zwei Wochen vorher in Bochum war. Und noch viele mehr, haben gesehen, wie man durch dumme Zweikampfführung und eine unnötige (wenn auch unberechtigte) rote Karte gegen Dortmund nicht zu Punkten kam. Das Spiel in Gladbach war die unschöne Krönung der Geschichte, des sportlichen Niedergangs zum Ende der Saison hin. Ein so schlechtes Spiel wie in Gladbach, das noch deutlicher für die Borussia hätte ausgehen müssen, habe ich selten gesehen. Erinnerungen kamen hoch an eine Partie in Mainz und frühere Auswärtspartien an selber Stelle. Auch damals am letzten Spieltag in Wolfsburg, als wir uns vor einigen Jahren haben abschießen lassen, war das eigene spielerische Niveau nicht schlechter. Wolfsburg hatte schlicht eine bessere Chancenverwertung.

Damals ging es um nichts mehr. Im Gegensatz dazu ging es gegen Gladbach um alles. Der FC Augsburg hatte die Möglichkeit sich selbst vor der Relegation zu retten, indem man zumindest einen Punkt in Gladbach holte. Mit dieser Situation kam die Mannschaft anscheinend nicht zurecht. Während der ersten Halbzeit wirkte das Treiben eher wie ein Hühnerhaufen. Die Lücken in der Defensive waren eklatant. Enno Maaßen reichte Zettel über Zettel über den Platz. Ein Rezept zur Verbesserung fand er nicht. Mit dem Platzverweis von Robert Gumny, der erneut keine bundesligataugliche Zweikampfführung an den Tag legte, war der Kas dann auch gegessen. Gladbach verwaltete in Halbzeit 2, während sich der FCA vergeblich mühte.

Vorbei mit der Lockerheit

In den Wochen zuvor war ein Fokus von Enno Maaßen immer wieder, dass man sich die Lockerheit bewahren müsste. Es sollte der große Krampf vermieden werden. Dies beruht – meiner persönlichen Meinung nach – auf einem großen Irrtum. In Phasen des akuten Abstiegskampfs, lässt sich die Lockerheit nicht erhalten. Zumindest nicht grundsätzlich. Der Druck steigt und man kann nicht so tun, als ob dem nicht so wäre. Die Spieler müssen auf den Anstieg des Drucks und die Stresssituation vorbereitet werden. Sie müssen gezielt daran arbeiten, damit umzugehen.

In dieser Situation zum Ende der Saison hin, hat sich die Unerfahrenheit von Enno Maaßen im Abstiegskampf gezeigt und sie hätte den Verein, der über die ganze Saison fest hinter seinem jungen Trainer stand, fast in die Relegation befördert. Wie die Mannschaft mit dieser Herangehensweise in der Relegation abgeschnitten hätte, mag man sich gar nicht ausmalen.

Dabei braucht man dann sportlich nicht alles zerreden, was in dieser Saison passiert ist. Der Club verfolgte konstant und geschlossen eine sportliche Linie. Enno Maaßen weiß die geschlossene Front in der Öffentlichkeit hoffentlich zu schätzen, während man z.B. beim VfB Stuttgart gar nicht mehr genau weiß, mit dem wievielten Trainer der Club nun in der Relegation antritt. Der FCA konnte über die Saison hinweg manchmal glänzen. Wenn nicht, blieb man ruhig. Alleinig in der Endphase fand man keine Lösungen mehr. Für den Abstiegskampf gilt es die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir werden wieder in dieser Situation landen.

Aus den Erfahrungen gilt es zu lernen. Ob es gelingt? (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Abgedriftet

Für einen Club, der so erfahren ist im Abstiegskampf wie der FC Augsburg, hat sich die gesamte Organisation nicht mit Rum bekleckert. Ich hatte schon an anderer Stelle ausgeführt, wie mir negativ aufgestoßen war, dass man in Hintergrundgesprächen mit z.B. dem kicker Transferpläne erläutert hat, bevor der Klassenerhalt gesichert war. Für Personalspekulationen war es dann doch noch viel zu früh.

Daneben hatte der FCA in seinen Planungen überhaupt nicht mehr vorgesehen, dass dem Spiel in Gladbach eine Bedeutung zukäme. Michael Ströll reiste nicht mit nach Gladbach. Ab 18:30 Uhr hatte der FCA am Samstag zur Saisonabschlussfeier in der Kongresshalle geladen. Die Spieler kamen nach der Rückreise nach. “Jetzt trinken wir ein Glässchen mit der FCA-Familie” wird Stefan Reuter von der Augsburger Allgemeinen kurz vor dem Rückflug zitiert.

Ich reibe mir verwundert die Augen. Mit Max Krapf haben wir einen Präsidenten, der selbst viele, viele Male in der Kurve stand. Beim wichtigsten Saisonspiel in Gladbach, wartet die FCA-Familie zu Hause? Nein, Reuters Bild von der FCA-Familie ist ein verqueres. Man hat sich eben nicht nur zwischendurch im Marketing-Sprech verheddert.

Auf wen es ankommt

Die FCA-Familie stand in rot im Gästeblock in Gladbach. Die FCA-Familie hat eine letzte Choreo und unermüdlichen Support aufgebracht, um die Mannschaft auch am letzten Spieltag zu stützen. Und während Sponsoren und andere Menschen, die sich gerne im Erfolg des FC Augsburg sonnen, sich in der Kongresshalle mit einem Gläschen zugeprostet haben, saß die FCA-Familie im Sonderzug zurück oder hatte Angst, dass sie gar nicht mehr nach Hause kommt, weil die Bahn auf anderen Verbindungen mal wieder fehlende Zuverlässigkeit an den Tag legte.

Es war bezeichnend in Gladbach. Mit den Händen in den Hosentaschen stand Enno Maaßen nach seiner ersten Saison in der Bundesliga vor der Kurve. Immer wieder hat er betont, wie wichtig der Support der Fans für das Team ist. An den Zaun hat er es an diesem Tag nicht geschafft, obwohl aus der Kurve selbst zur Halbzeit kein einziger Pfiff kam. Kritik wurde erst nach dem Spiel geäußert. Mit den Freunden des FCA, die es vorgezogen hatten zu Hause zu bleiben, obwohl das wichtigste Spiel der Saison noch anstand, ließ man dann in aller Ruhe die Saison ausklingen.

Was bleibt

Wenn es wirklich in die Relegation gegangen wäre, dann weiß ich, wer erneut dagewesen wäre um mit voller Kraft und mit größtem Einsatz die Mannschaft nach vorne zu singen. Wer auch bei einem Abstieg da wäre. Die Verantwortlichen im Verein sollten sich fragen, wie es sein kann, dass man im Abstiegskampf so naiv agierte. Warum ein Saisonabschluss geplant wurde, zu dem offensichtlich keine Vertreter der Fanszene eingeladen waren, oder deren Abwesenheit billigend in Kauf genommen wurde. Der Sonderzug nach Gladbach war lange angekündigt. Selbst der FC Bayern, der Club der noch vor der Meisterschaft Verantwortliche entließ, hatte seinen Saisonabschluss erst für Sonntag angesetzt. Und der musste nicht befürchten in der Relegation zu spielen.

Es ist mittlerweile eine Woche vergangen seit dem Spiel in Gladbach. Ich habe mich über die Neuzugänge von Patric Pfeiffer und Finn Dahmen genauso gefreut, wie über den Profivertrag der zukünftigen FCA-Legende Marcel Lubik. Die Überschrift ist dennoch mit Bedacht gewählt. Es bleibt nach diesem Saisonabschluss etwas negativ haften. Die Situation sollten wir nun alle als Chance begreifen. Der Verein sollte im sportlichen Bereich, die richtigen Schlüsse ziehen. “Messerscharf analysieren” wie Enno es nannte. Dazu sollten die Fans endlich wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Damit die Arena voll bleibt. Die FCA-Familie hat ihr Herz nicht auf den Business Seats. Es wird Zeit, dass sich das auch wieder vermehrt zeigt. Es gilt nun im Sommer das ein oder andere aufzuräumen. Bitte packt es an!

Gedanken zum Finale

Montagmorgen nach dem letzten Sonntagsspiel in der Bundesligasaison für den FC Augsburg. 0:3 hat man zu Hause verloren. Am Ende wurde es deutlich, nachdem Dortmund lange mit einem Mann in Überzahl spielte. Die Schützenhilfe in Sachen Klassenerhalt blieb aus. Und am Ende muss sich der FCA mal wieder hauptsächlich über sich selbst ärgern.

Dummheiten

Immer und immer wieder stellt ich die Mannschaft in dieser Saison selbst ein Bein. In diesem Falle in Person von Felix Uduokhai, der nicht nur gegen Dortmund vom Platz flog, sondern der Mannschaft nun auch im entscheidenden Spiel in Gladbach fehlen wird (eine gerechte Strafe für das Vergehen wäre, dass Felix nächste Woche mit mir den Spieltag verbringen und meine Nervosität aushalten muss).

Ja, die rote Karte war hart. Ja, der VAR ist scheiße. Diesen Zweikampf in dieser Situation so zu führen, ist allerdings das grundsätzliche Problem. Und diese Fehler begleiten den FCA durch die Saison. Wenn wir sie nächste Woche nicht abstellen können, ist die Relegation ein realistisches Szenario.

Noch stehen wir

Auch nach dem Platzverweis oder auch dem 0:1 steckte niemand zurück. Die Mannschaft hielt sich selbst im Spiel und hatte über Irwin Cardona auch eine sehr gute Chance um zum Ausgleich zu kommen. Alleine, zählbares war an diesem vermaledeiten Nachmittag nicht zu verbuchen.

Was mich allerdings in dieser Phase fast umgehauen hat, war die Wucht des Supports von der Ulrich Biesinger Tribüne. Laute und dauerhafte Gesänge. Gänsehaut! Ich hoffe, wir testen nicht aus, wie viel dieses Supports den FCA auch in die zweite Liga begleiten würde. Nach 6 ausverkauften Spielen am Stück steht der FCA abseits des Platzes so gut da wie schon lange nicht mehr. Der Wille der Mannschaft und der Support aus der Kurve sind eine gute Voraussetzung für das Finale am Samstag.

Fehler, die Punkte kosten. Können wir uns am Samstag nicht erlauben. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Entscheidung

Am Samstag in Gladbach wird sich nun entscheiden, was sich schon viel früher hätte entscheiden können. Die Mannschaft muss Zeugnis darüber ablegen, ob sie direkt die Klasse halten kann. Dabei hat sie weiterhin alle Zügel in der eigenen Hand. Was unbedingt vermieden werden muss: Auf Schützenhilfe aus Leverkusen oder Hoffenheim dürfen wir uns nicht verlassen. Und Gladbach sollte, nachdem sie Leverkusen erfolgreich geärgert haben, niemand unterschätzen.

Am Ende wird es nun darauf ankommen, dass nächsten Samstag die beste Mannschaft des FC Augsburg zeigt, dass sie gegen einen überaus mittelmäßigen Bundesligagegner Punkten kann, wenn es darauf ankommt. Egal, welche Entscheidungen der Schiedsrichter trifft. Wieviel Glück wir auch immer im Spielverlauf haben werden. Am Samstag kann es keine Ausreden geben.

Der Ernst der Lage

Die negative Serie nun in der zweiten Hälfte der Rückrunde, abseits ganz weniger Ausnahmen, sollte dazu führen, dass man das ein oder andere hinterfragt. Auch im sportlichen Bereich und in und um das Trainerteam herum. Über die letzten Wochen ist mir das zu viel Kuschelatmosphäre. Enno Maaßen betont immer wieder, dass die Mannschaft einen Funken Leichtigkeit behalten muss und man das Positive hervorheben will.

Andererseits steht man nun kurz vor dem Abgrund. Niemand will Relegation spielen. Immer wieder wurde hervorgehoben, dass andere Clubs unsere Lage beneiden würden. Mittlerweile hat sich ein Club nach dem anderen selbst gerettet und ich beneide die Hoffenheimer oder Bremer Fans, die sich das Spektakel am letzten Spieltag ganz entspannt anschauen können. Am Ende braucht es Ergebnisse und der Ernst der Lage sollte allen klar sein.

Wendepunkte

Es gibt immer wieder spezielle Spiele und Vorkommnisse, die den Verlauf der weiteren Vorkommnisse entscheidend prägen. In der Hinrunde war es das Spiel gegen die Hertha, das hier eine entscheidende Rolle eingenommen hat. In der Rückrunde ist es nun das Spiel in Gladbach, das zu einem solchen Wendepunkt werden wird.

Entweder der FCA kann ab der folgenden Woche in die Planung für die nächste Bundesligasaison einsteigen. Oder man muss sich auf die Lotterie Relegation einlassen, in der es dann erneuter, bis dahin dann länger nicht erbrachter Klassenbeweise bedarf. Es wäre doch sehr erfreulich, wenn die entscheidenden Punkte nun in Gladbach eingefahren würden.

Am Samstag in Gladbach kommt es auch auf die mitgereisten Fans an. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Führungsspieler

In Gladbach wird es nun auch darauf ankommen, dass die Führungsspieler ein konzentriertes und fehlerfreies Gerüst bilden. Nachdem sich Felix Uduokhai hier selbst aus der Verantwortung genommen hat, bleibt als Eckpfeiler Jeff Gouweleeuw, auf den es mehr denn je ankommen wird. Daneben wird Ermedin Demirovic eine Schlüsselrolle einnehmen müssen.

Ansonsten kämpfen die Spieler teilweise mit sich selbst. Mads Petersen, der ein absoluter Mentalitätsspieler ist, konnte gegen Dortmund nach einer Verletzung nur eine Halbzeit mitwirken. Elvis Rexhbecaj kämpft so kurz vor dem Saisonende mit seiner Form. Arne Maier mit der Gesundheit. Ein schlechter Zeitpunkt für fehlende Prozente und eine wankende mannschaftliche Struktur. Zeit, dass sich der ein oder andere hervortut und auch Niklas Dorsch zeigt, welche Rolle er in Augsburg einnehmen will.

Abschiede

Ach wie gerne würde man in dieser Situation einen fitten André Hahn auf dem Rasen sehen. Einen Spieler, der ein ums andere Mal angerannt ist für diesen Club. Der mit seiner Dynamik vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht ist und sich leider schwer verletzt hat und dessen Vertrag nun nicht verlängert wird. André Hahn in Topform könnte momentan sehr helfen. André Hahn wird fehlen. Kein Spieler hat für den FC Augsburg so viele Tore in der Bundesliga aus dem Spiel heraus erzielt (Finnbogason durch 9 Elfmeter ein paar Tore mehr). Hahn ist ein Schlüsselspieler der Bundesligajahre. Und ein sehr guter Typ.

Der FC Augsburg hat es in diesem Jahr geschafft, den Spielern, bei denen der Abgang zum jetzigen Zeitpunkt feststeht, eine würdige Verabschiedung auf dem Rasen zu bereiten. Es war nicht ganz wie in Liverpool mit großem Spalier , aber es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Heraus stach dabei Hahn, der sich – nach dem offiziellen Teil der Verabschiedung – mit seiner Frau und seinen Kindern den Kindern auf der Stadionrunde anschloss und seine eigene Ehrenrunde lief. Am Samstag in Gladbach spielt das Team nun auch für André Hahn, damit seine letzte Saison in Augsburg nicht als Abstiegssaison in die Bücher eingeht. Auf jetzt!

Zurück in der Spur


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Sonntagmorgen nach dem Spiel gegen Union Berlin. Wie viele von uns bin ich morgens mit einem fetten Grinsen aufgewacht. Ich habe mir vorgestellt, wie Enno Maaßen aufgewacht ist und auch erstmal kurz ein kleines Tänzchen vollführt hat. Bei anderen hat vielleicht der ein oder andere Kater-Kopfschmerz das morgendliche Hoch etwas getrübt. Wir alle wussten dennoch, warum wir am Samstagabend gefeiert haben. Doch es war nicht nur der Sieg gegen Union Berlin, der den Glauben an dieses Team bestärkt.

An 1:0 Siege zu Hause in der Arena wird man sich nie ganz gewöhnen. Es ist ein Gefühl, von dem man nicht genug bekommen kann, gerade wenn – wie in den letzten 10 Minuten gegen Union Berlin – das Stadion voll Gespanntheit fast überschwappt, jeder nur noch singt und klatscht um nicht umzukippen, und sich die ganze Spannung am Ende mit dem Schlusspfiff entlädt.

Mit dem Druck umgehen

Nicht oft genug war es der Fall, dass der FC Augsburg Führungen verteidigen konnte. Über 20 Punkte hat man auf dem Weg zum 31. Spieltag in dieser Bundesligasaison liegen lassen. Teilweise auf die bitterste und herzbrecherischste Art und Weise. Ich muss die Partien an dieser Stelle nicht benennen. Jeder erinnert sich an die traumatischen Situationen sowieso sofort. Umso schöner war es, dass das Team gezeigt hat, dass es mit der Situation umgehen kann.

Nun hatten sich in den letzten Wochen die Punktverluste gehäuft. Der FCA war vor der Partie gegen Union Berlin seit sieben Spielen sieglos, auch wenn er in manchen Partien gute Chancen gehabt hätte, zu gewinnen. Auf diesem Wege war man nun gegen Ende der Bundesligasaison wieder unten rein gerutscht. Die Abstände waren zu gering geworden, um als Fan noch ruhig schlafen zu können. Eine Spannung war entstanden, auf die niemand rund um den FCA in dieser Saison Bock hatte. Es ist schön zu sehen, dass der FCA als Spezialist im Abstiegskampf in diese Rolle zurück gefunden hat.

Katze Koubek und Mimi Pedersen feiern ausgelassen. Das Ergebnis gegen Union Berlin war wegweisend. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Interne Problemlösung

Dies ist umso erstaunlicher, als dass Enno Maaßen als Trainer in seiner ersten Saison in der Bundesliga sich zum ersten Mal in dieser Situation wiederfindet. Dazu kommt, dass der Kader einem kräftigen Umbau unterworfen war und viele junge Spieler regelmäßig in der ersten Elf stehen. Arne Engels wirkt weiterhin so routiniert wie eh und je. Dion Beljo traf erneut. Die Jugend forscht nicht nur. Die Jugend regelt. Und dass unter schwierigen Bedingungen.

Dabei ist in den letzten Wochen sicher nicht alles glatt gelaufen. Es gab Themen, die man kritisieren konnte. Die Verantwortlichen haben alle Debatten intern gehalten. Präsident Max Krapf hat sich, im Gegensatz zu seinem Vorgänger in vielen der vergangenen Saisons, vornehm zurück gehalten, genau wie auch Stefan Reuter. Der FCA hat in dieser schwierigen Situation nach außen die Ruhe bewahrt und ist zusammengestanden.

Zurück auf dem Augsburger Weg

Diese besonnene Art der Arbeit war in den ersten Bundesligajahren immer das Augsburger Markenzeichen. Sowohl im ersten Bundesligajahr als auch in der ersten Phase unter Markus Weinzierl hat den Club ausgezeichnet, dass man sportlich nicht an der Ausrichtung gerüttelt hat. In den vergangenen Jahren hat man immer mal wieder kurz vor dem Saisonende ein Zeichen setzen wollen. Diesmal hat man noch nicht mal laut darüber nachgedacht.

Zwei Kern-Personalien sind hier zu beachten. Einerseits hat Enno Maaßen das Herz der Augsburger erobert. Er ist ein Trainer, mit dessen Art man sich identifiziert und dem man sportlich noch mehr zutraut, auch wenn er bisher nicht alles richtig macht (und wer macht das schon). Andererseits hat der Wechsel von Hofmann zu Krapf im Präsidentenamt zu Ruhe geführt. Er ist näher dran am Geschehen, bildet sich eine eigene Meinung und verteidigt den Club mit allem was er hat. Auf öffentliche Auftritte kann er im Zweifel dafür verzichten. Ein Zeichen der Stärke. In der derzeitigen Konstellation funktioniert das gut und gibt Sicherheit.

Man mag direkt mit Mads und Felix mitlaufen. Es ist lange her, dass ich so viel Hoffnung hatte, obwohl es sportlich immer noch eng ist. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ergebnisse

Das alles ist im Fußball nicht viel wert, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Als ich am Sonntagnachmittag mit meinen beiden Töchtern in der Eisdiele sitze, geht mir auf, mit was sich dieser Sieg am besten vergleichen lässt: mit der Geschmacksexplosion einer Amarena-Kirsche. Kurz bevor man auf die Kirsche beißt, weiß man nicht, ob sie auch dieses mal genauso geschmacksintensiv im Mund explodieren wird. Nach kleinen Zweifeln in den letzten Wochen den Glauben ins eigene Team und in den Club zurückzugewinnen, weil man von draußen ja nicht rein schauen kann, ist genau eine solche großartige Erfahrung.

Nach sieben sieglosen Spielen ist der FCA nicht etwa unter dem Druck im Abstiegskampf zusammengebrochen, sondern hat mit dem Sieg gegen Union klar gemacht, dass er Top-Teams in der Liga schlagen kann. Er hat in schwierigen Zeiten zusammengehalten und tut das weiterhin. Und bei dem Potential im sportlichen Bereich freut man sich auf mehr.

Das Mehr kommt hoffentlich direkt am nächsten Wochenende. Gegen Bochum gilt es den Sack zu zu machen. Der Klassenerhalt gegen Bochum wäre wie ein Spaghetti-Eis. Kennen wir. Bestellen wir jede Saison immer wieder. Einfach gut und in Ruhe zu genießen. Aber egal was nun kommt, ich glaube wir sind über den Berg. Weil auch wenn wir den Saisonausgang nicht komplett selbst beeinflussen können, so glaube ich doch, dass wir in Augsburg wieder auf unserem Weg angelangt sind. Zurück in der Spur nach einigen schwierigen Jahren. Wohin uns diese auch immer führen wird in nächster Zeit.

Prioritäten

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

An sich befindet sich der FC Augsburg in einer luxeriösen Situation. Die Abstände in der Tabelle nach unten sind groß genug, so dass man nicht auf Grund von einzelnen Ergebnissen Sorgenfalten bekommen müsste (der einzelne Fan tut es vielleicht dennoch). Die Mannschaft ist keine, die sich auf Schönspielerei versteift. Fußball wird in dieser Saison wieder vermehrt mit gewissen Grundtugenden gearbeitet. Intensität wird von Enno Maaßen gefördert und gefordert und ich mag gerade deshalb die sportliche Entwicklung.

Unabhängigkeit von einzelnen Personen

Die gelungene Trainerentscheidung vor der Saison ist – über die Jahre hinweg gesehen – ein Einzelfall. Stefan Reuter und Co. lagen oft genug daneben in den Jahren zuvor. Schmidt, Herrlich und wieder Weinzierl. Kurze Engagements, die nicht von Erfolg gekrönt waren. Warum eigentlich? Hat man diesmal einfach Glück gehabt?

Enno Maaßen lässt Fans des FCA gerade optimistisch in die Zukunft blicken (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Und wenn es mit Enno weiterhin gut läuft, dann wird auch an ihm Interesse außerhalb von Augsburg aufkommen. Und so wie er sich den Sprung in die Bundesliga zugetraut hat, so wird er sich auch zutrauen international mit einem Club zu konkurrieren. Dem FCA sollte daran gelegen sein, ein Fundament zu setzen, um sich von einzelnen Personen unabhängiger aufzustellen.

Investitionen und Einschnitte

Nun ist der FCA weiterhin ein Bauherr, der beim Aufbau der Organisation haushalten muss. Kapitalerhöhungen durch die Investoren gab es schon lange keine mehr, weitere Anteile können nicht verkauft werden und die Strahlkraft des Vereins ist über Augsburg hinaus weiterhin begrenzt. Entsprechend gelten immer noch die Grundsätze, die Walther Seinsch dem Verein eingeimpft hat, als er damals als Präsident und Investor zum FCA gestoßen war. Der Club muss mehr einnehmen, als er ausgibt und jeden Euro zweimal umdrehen. Alles beim Alten.

Wenn man sich dann in einigen Bereichen verbessern will, wie zum Beispiel beim Frauenfußball, dann wird dies gleichzeitig an anderer Stelle Einschnitte bedeuten. Die Klarheit, dass positive Veränderungen an der einen Stelle, Verzicht an einer anderen bedeuten, ist wichtig. Der FCA wird und kann weiterhin nicht alles leisten können.

Steuermann Krapf

An dieser Stelle richtet sich der Blick dann bzgl. der grundsätzlichen Ausrichtung des Vereins auf Markus Krapf. Der Präsident des FC Augsburg war zuletzt im Allgäu unterwegs. Der FC Augsburg verfügt ihm Allgäu noch über große Potentiale, die momentan noch nicht ausgeschöpft werden. Der Fußball des Maaßenschen Teams zieht zwar mehr Zuschauer. Der Effekt könnte aber schnell wieder verpuffen.

Zum Amtsantritt hatte Krapf viele Punkte selbst in seinem Vorstellungsvideo thematisiert. Nun sind unter Krapf noch nicht die großen Entwicklungen zu erkennen. Dies mag auch daran liegen, dass Krapfs Art zu arbeiten und möglichst viele Personengruppe in Entscheidungen mit einzubeziehen, langwidrig ist. So gibt es Gruppen, die sich mit der Satzung des FCA beschäftigen, als auch mit dem Stadionerlebnis. Ergebnisse weiterhin offen. Umso wichtiger ist es, ermutigende Zwischenergebnisse auch öffentlich herauszustellen, um die Motivation gemeinsam weiter zu arbeiten hoch zu halten.

Der Jubel auf dem Platz lenkt von anderen Themen schon mal ab. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Nicht alles rund

Gerade diesbezüglich lief es allerdings zuletzt dann nicht allzu rund. Auch aus dem Allgäu wird berichtet, dass Krapf die Zeit vor Publikum auch genutzt hat – neben Anekdoten aus der Vergangenheit zu erzählen – um Spekulationen anzuheizen. So erwähnte er einen möglichen Weiterverkauf von Neu-Nationalspieler Mergim Berisha. Dazu lag es ihm auf der Seele, herauszustellen, dass Florian Niederlechner kein Spieler ist, der zum FCA gepasst hat. Man mag ihm aus der Distanz zurufen: Aber nachtreten passt zum FCA? Ob er sich bewusst ist, welche Signale er mit seinen Aussagen setzt?

Währenddessen hat sich in manch anderer Hinsicht nur wenig verändert. Es wird zwar mehr über die Frauen berichtet, die in der Bezirksliga Süd an der Tabellenspitze stehen. Man findet auf der Webseite des FCA – im Gegensatz zu früher – sogar die aktuellen Termine und Ergebnisse. Videos dazu werden allerdings weiterhin aus Fotos produziert, während das Videoteam anscheinend beim esports-Finale war, welches auch als Aufmacher der Zirbelnews-Folge vom 31.03. diente. Prioritäten halt.

Wohin denn jetzt?

Insgesamt ist das Bild nach außen damit leider nicht uneingeschränkt positiv, abseits der guten sportlichen Entwicklung. Einerseits ist klar, dass der Präsident eines Bundesligaclubs immer wieder zur aktuellen sportlichen Lage desselben befragt werden wird. Andererseits haben auch schon bei seinem Vorgänger erratische Aussagen hierzu mehr geschadet als geholfen.

Dazu stelle ich mir die Frage, ob der FCA selbst seine Prioritäten für sich geklärt hat. Vielleicht ist es an der Zeit, doch wieder über die Werte des Clubs zu reden? Denn Krapfs Hieb in Richtung Niederlechner, war dann – wohl unbewusst – auch einer in Richtung der Verantwortlichen im Club. Warum holt man Spieler, die laut Präsident nicht zum Verein passen? Über solche Fragen will doch hoffentlich momentan keiner öffentlich reden.

Souveränität nach außen, Entschiedenheit nach innen, ist, was ich mir hier von den Verantwortlichen wünsche. Die Saison erfolgreich zum Abschluss bringen. Mit Ruhe der Mannschaft den Rücken zu stärken und weiterhin am Fundament zu arbeiten. Heja FCA!

Verheddert im Marketingsprech

Manche Themen fallen mir im Alltag auf, wenn ich die Kommunikation des FC Augsburg wahrnehme. Und dann fehlt mir erstmal die Zeit, den Impuls zu verarbeiten. Wenn mich das Thema dann nicht los lässt, dann schreibe ich vielleicht bei Gelegenheit etwas dazu. Das Folgende hat mich nicht losgelassen:

Die Neuaufstellung im Bereich Marketing

Anfang Dezember hat sich der FCA im Bereich des Marketings neu aufgestellt. Erstmal geht es um Kontinuität. Mit SPORTFIVE wurde der Vermarktungsvertrag bis zum 30.06.2026 verlängert. Seit dem 01.01.2023 wird um Franz Hirtreiter ein entsprechendes Team aufgebaut, dass sich beim FCA selbst um das Partnermanagement kümmern soll. Dazu wurde bereits zum Saisonbeginn Danny Schmolke angestellt, der die Position des Leiters Marketing ausfüllt. In dieser Position soll er sich um strategische Markenführung und Markenmanagement kümmern.

Soweit so gut. Die Grundnachricht finde ich positiv. Der FCA verlängert zwar mit SPORTFIVE, aber mag nun selbst mehr in diesen Bereichen machen. Dann müsste auch mehr beim FCA selbst hängen bleiben, so finanzielle. Zumindest langfristig. Die Sponsorenbetreuung extern zu haben, führte zu einer großen Abhängigkeit von diesem externen Partner. Das hat man anscheinend erkannt und entsprechende Schritte eingeleitet.

Auch das Thema “Marke” ist nicht neu. Der FCA hatte mit einer externen Agentur schon vor einiger Zeit einige Workshops veranstaltet. Auch Fanvertreter wurden hier befragt und ihre Meinung zur “Marke FCA” eingeholt. Der Prozess wurde dann allerdings pausiert. Ein veröffentlichtes Ergebnis des Prozesses gibt es nicht. Dass sich ein Club wie der FCA um seine Marke kümmert und ihm bewusst ist, welche Prozesse hier ablaufen, halte ich für richtig. Wenn man Danny Schmolke dann auch auf seinen privaten Social Media Kanälen folgt, dann scheint er ein cooler Typ zu sein, der coole Aktionen macht. Das schreibe ich alles, ohne ihn persönlich zu kennen.

Was läuft denn hier schon wieder schief?

Denn nun kommt der Tiraden-Teil. Ein kleiner Rant. Die Kommunikation zum Thema ist mir bei LinkedIn unter die Finger gekommen. So sieht die Kommunikation dazu aus:

Screenshot der Mitteilung FC Augsburg bei LinkedIn.

Nehmen wir uns mal den ersten Teil zum Thema #Partnermanagement raus. Anscheinend ist das die neue Bezeichnung für “Sponsoring”. Wenn Unternehmen nur genügend Geld bezahlen, dann werden Sie Partner eines Vereins. Werden in die “Partnerfamilie” aufgenommen. Für die Partnerfamilie hatte der FCA im Sommer auch einen wundervollen Abend mit 250 geladenen Gästen vor dem Stadion veranstaltet (dazu gibt es einen eigenen LinkedIn-Post und der Verein nutzt die Bezeichnung Partnerfamilie selbst; es gibt Grenzen für meinen Sarkasmus). Die FCA-Familie ist dann eine, in die man sich einkaufen kann.

Und wie ist das Wording auf der anderen Seite? Schmolke verantwortet “den weiteren Ausbau der B2C-Angebote”. Keine Familie hier? Nein, der zahlende Fan wird beim FCA als “Consumer” bezeichnet. Ja, das ist übersetzt der “Kunde” oder “Konsument”. Was kann man dann als fan-zentriertes Markenmanagement bezeichnen? Vielleicht ist es Schmolkes Aufgabe, die Attention des einzelnen Consumers zu erhöhen, so dass die Cost per Akquisition (CPA) bei den geschätzten Unternehmen der Partnerfamilie sinken, mit der Folge, dass der FCA höhere Sponsoringeinnahmen generieren kann. Egal, wie er selbst sein Aufgabe sieht: Es klingt in der Kommunikation nach Fußballromantik pur (Achtung: schon wieder Sarkasmus).

In welche Richtung soll es denn nun gehen?

Was könnte man dem FCA zu Gute halten? Naja, er versucht alle Interessensgruppen glücklich zu machen. Und Profifußball ohne Sponsoren funktioniert nicht. Auf der anderen Seite hat man seit ein paar Monaten einen Präsidenten an Bord, der bei jeder Gelegenheit mit Hoodie auftritt und versucht Bodenständigkeit zu suggerieren.

Was bei mir ankommt? Der FC Augsburg hat für sich noch kein Verständnis, was er verkörpert. Erfolgreiches mittelständisches Unternehmen im Boom-Markt Bundesliga? Demokratischer Verein mit gesellschaftlicher Verantwortung und gelebter Bodenständigkeit? Wenn ich mir das Bild von Danny Schmolke so anschaue in seinem uniformen Anzug, wie er sich für mich als Kunden weitere Angebote ausdenkt, dann ist meine erste Reaktion: “keinen Bock”. Man stelle sich nur vor auf diesen Anzug kommt ein Tropfen Bier. Katastrophe. Gott, ich mag das nun auch wirklich nicht an den beiden festmachen, deren Gesichter hier nun symbolisch für den Trend stehen. Aber rund ums Stadion habe ich selbst keinen Anzug an und halte das auch für einen bodenständigen Club wie den FCA nicht für den richtigen Auftritt. Auch nicht für ein Foto bei LinkedIn.

Vielleicht ist es dann jetzt auch ein guter Zeitpunkt, sich über die Kommunikation und die Werte dahinter erneut Gedanken zu machen. Können wir aufhören Fans als Kunden zu bezeichnen? Immer? Oder ist der Druck zu verkaufen so groß? Glaubt ihr nicht auch, dass es viel sympathischer und authentischer rüberkommt, wenn wir uns nicht für allen und jedes in der Darstellung verdrehen? Simon Jentzsch kam damals mit seinem Golf vorgefahren und das hat “uns” besonders gemacht. Kann ich mich wirklich in die “Familie” einkaufen? Es ist nicht möglich es allen Recht zu machen. Ich wünsche mir für den FC Augsburg, dass er sich entscheidet, für wen er primär da sein will. Neben den Spielern sind auch die Sponsoren nicht mehr lange da, wenn es mal nicht mehr läuft. Aber die sog. Kunden vielleicht schon, wenn man sie sich nicht vorher vergrault hat.

Der FCA im Blickfeld

Etwas verwundert rieb man sich als FCA-Fan am Freitag schon die Augen. Mit Mergim Berisha wurde seit langer Zeit wieder ein Spieler des FC Augsburg in das Aufgebot der deutschen Fußballnationalmannschaft berufen. Berisha hat mit Sicherheit die Qualität. Er ist ein äußerst wichtiger Spieler für den FCA in dieser Bundesligasaison. 8 Tore und 4 Vorlagen sprechen bis dato eine sehr deutliche Sprache. Sie lassen einen auch über sein teilweise provokantes und unnötiges Gehabe auf dem Feld hinwegsehen.

Berufung eine Ausnahme für Augsburger Spieler

Aber auch tolle sportliche Leistungen haben nicht immer dazu geführt, dass der Nationaltrainer die entsprechenden Spieler auch berufen hätte. Schon so einige Augsburger Fußballer wurden um die Nationalmannschaft gebracht. 2014 hätte Daniel Baier mit dabei sein müssen in Brasilien. Bessere deutsche Sechser waren an sich Mangelware. Jogi Löw sah es anders. Als dann später Philipp Max Vorlage um Vorlage im Augsburger Trikot ablieferte, berief der Bundestrainer gerne Spieler die vielleicht gar keine Linksverteidiger waren, bevor er den Augsburger Spieler nominierte. Es war schlicht nicht verständlich.

Berisha ist nun der erste positive Fall, seit André Hahn zum Ende seiner ersten Zeit in Augsburg berufen wurde. Dieser überragte auch mit seinen Leistungen und durfte sich zeigen. Bei Berisha ist es nun ähnlich. Er war bis dato gut genug und hat es sich verdient. Der Bundestrainer sieht es ähnlich.

Genug Anlass zum Jubeln gab es immer wieder und auch der Bundestrainer hat sie gesehen und sie haben ihn überzeugt. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Maaßen hat den FCA wieder relevant gemacht

Enno Maaßen wurde zu diesem Thema vermehrt befragt, auch vor dem Schalke Spiel. Er hat hier sehr bescheiden geantwortet, als es darum ging, ob er die Nominierung auch als Auszeichnung für sich sieht. Eine Kernvoraussetzung für die Berisha-Nominierung ist allerdings, dass Maaßen den FCA wieder dahin gebracht hat, dass der Augsburger Fußball auch von außen wieder gerne verfolgt wird. Deswegen kommen meiner Ansicht nach wieder mehr Fans ins Stadion. Deswegen schaut der Bundestrainer genauer hin. Der FCA spielt besseren Fußball, Berisha kann seine Qualitäten zeigen.

Nebenbei ist es nicht selbstverständlich, dass Neuzugänge wie Berisha, Demirovic und Engels direkt diese Leistungen abliefern. 7 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Zweimal gegen Leverkusen gewonnen. Der Trainer macht einen guten Job und der FCA ist erstmals wieder wer seit den ersten Weinzierl-Jahren.

Berishas weiterer Weg

Der Weg für Berisha führt nun erstmal nach Mainz und Köln. Gegen Peru und Belgien kann er vielleicht auch für die Nationalmannschaft zeigen, was er kann. Immerhin ohne große Reisestrapazen. Wenn er dann wieder zurückkommt, wird er hoffentlich gesund sein und mit dem FCA die Rückrunde erfolgreich zu Ende spielen. Derweil wird der FCA wohl in jedem Fall die entsprechende Kaufoption ziehen und Berisha fest verpflichten.

Mit der Berufung kommt auch gleich die Befürchtung, dass Berisha schnell zu gut wird für den FCA. Aber die Zukunft liegt in den Sternen. (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Ob die Reise mit Berisha trotzdem viel weiter geht, als bis zum Sommer, liegt auch daran, wer dann anklopft und den Topspieler verpflichten will. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn der FCA wieder interessanter wird, dann gilt dies auch für seine Spieler. Andere Clubs werden diesen Sommer an dem ein oder anderen ein etwas größeres Interesse haben. Und wenn ein Wahnsinnsangebot kommt, dann wird man Jungs weiterhin ziehen lassen müssen. Seit dem Winter ist man ja aber nicht mehr allzu dünn im Sturm aufgestellt und bange werden sollte uns deswegen nicht. Vor allem dann nicht, wenn Stefan Reuter und Co. weiter solche Talente an Land ziehen.

Aber erstmal: Nationalmannschaft

Jetzt stehen erstmal die Länderspiele an. Enno Maaßen kann mit dem Team konzentriert arbeiten, der ein oder andere Spieler fit werden und die FCA Fans vielleicht mal wieder seit langem bei der Nationalmannschaft reinschauen. Wer wird im Stadion sein, wenn Berisha dann eventuell für Deutschland spielt? Zimmerkollege Sascha Mölders machte sich als Fan auf nach Stuttgart als damals André Hahn dabei war. Kann Mergim mit Buddy Ermedin Demirovic oder einer größeren Fraktion von Augsburger Spielern rechnen? Es ist in jedem Fall ein Anlass sich in Augsburg zu freuen und den Moment zu genießen. Und ein bisschen aufregend ist es ja auch. Immerhin sind wir eigentlich gerne eine graue Maus, aber manchmal werden wir auch ganz gerne gesehen.

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